KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Für eine Diagnose müssen sowohl Symptome der Unaufmerksamkeit, als auch<br />
der Hyperaktivität vorliegen, wobei offen gelassen wird, wie viele. Entscheidend<br />
ist, dass sie situationsübergreifend (also z.B. nicht nur bei langweiligen<br />
Aufgaben) auftreten, über längere Zeit andauern und bereits vor dem 6.<br />
Lebensjahr einsetzen!<br />
Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem DSM-IV und der ICD-10:<br />
Die Kriterien des ICD-10 sind strenger, da für eine Diagnose sowohl<br />
Unaufmerksamkeit als auch Hyperaktivität vorausgesetzt werden!<br />
Die anhand der DSM-IV-Kriterien ermittelten Prävalenzen liegen<br />
dementsprechend deutlich über denen des ICD-10!<br />
Während die Symptome laut DSM-IV vor dem 7. Lebensjahr begonnen haben<br />
müssen, müssen sie laut ICD-10 schon vor dem 6. Lebensjahr einsetzen!<br />
Während das DSM-IV zwischen 3 Subtypen unterscheidet kann zur ADHS<br />
lediglich eine Störung des Sozialverhaltens hinzutreten, wobei letztere ersterer<br />
klar untergeordnet wird!<br />
Im DSM-IV wird zumindest sprachlich zwischen Hyperaktivität und<br />
Impulsivität differenziert, in der ICD-10 nicht – hier ist lediglich von<br />
Hyperaktivität die Rede!<br />
Die Vorgaben des DSM-IV sind detaillierter als die der ICD-10: Es wird genau<br />
festgelegt, welche Symptome und wie viele davon im Einzelnen diagnostiziert<br />
werden müssen; darüber hinaus wird festgelegt, dass die Symptome in<br />
mindestens zwei Bereichen zu Beeinträchtigungen führen müssen!<br />
Diagnose bei Erwachsenen:<br />
In der ICD-10 wird darauf hingewiesen, dass das hyperkinetische Syndrom auch<br />
im Erwachsenenalter diagnostiziert werden kann. Die Kriterien sind dabei<br />
dieselben; es müssen lediglich die zur der Beurteilung der Symptome<br />
herangezogenen Normen an das Erwachsenenalter angepasst werden!<br />
Die Wender-Utah-Kriterien für ADHS wurden speziell für das<br />
Erwachsenenalter entwickelt; neben einer Aufmerksamkeitsstörung und<br />
motorischer Hyperaktivität (die sich im Erwachsenenalter auch als eine<br />
„innere Unruhe“ äußern kann), müssen laut diesen Kriterien mindestens 2 der<br />
folgenden 5 Symptome vorliegen:<br />
1. Affektlabilität (Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit etc.)<br />
2. Desorganisiertes Verhalten (z.B. im Studium, in der Arbeit oder im<br />
Haushalt)<br />
3. Verringerte Affektkontrolle (erhöhte Reizbarkeit, niedrige<br />
Frustrationsschwelle etc.)<br />
4. Impulsivität (Ungeduld, Dazwischenreden usw.)<br />
5. Emotionale Überreagibilität (Patienten sind schnell gestresst, oft<br />
ängstlich…)<br />
Die „Adult ADHD Self-Repost Scale” (ASRS): ist ein Screeningfragebogen<br />
für Erwachsene; der Fragebogen umfasst 18 Fragen, die auf einer 5-stufigen<br />
Skala zu beantworten sind (von „nie“= 0 bis „sehr oft“ = 4)<br />
Beispielfragen:<br />
„Wie oft verlegen Sie Dinge zu Hause oder bei der Arbeit?“<br />
„Wie oft fühlen Sie sich ruhelos oder zappelig?“<br />
Auswertung (max. Punktzahl: 4 × 18 = 72):<br />
Bei 0-16 Punkten: ist ADHS eher unwahrscheinlich<br />
Bei 17-23 Punkten: ist ADHS möglich<br />
Bei über 24 Punkten: ist ADHS recht wahrscheinlich<br />
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