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KLINISCHE PSYCHOLOGIE

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11.3.4. Ätiologie<br />

Das psychophysiologische Modell der Panikstörung (von Ehlers und Margraf):<br />

beschreibt die Entstehung von Panik als einen durch positive Rückkopplung<br />

vermittelten Teufelskreis:<br />

Ein Anfall beginnt in der Regel mit körperlichen (Schwindel, Herzrasen etc.)<br />

und/oder psychischen Veränderungen (Gedankenrasen, Attribution von<br />

Kontrollverlust etc.), die ihrerseits durch interne oder externe Stressoren<br />

hervorgerufen werden.<br />

Diese Veränderungen werden wahrgenommen und mit Gefahr assoziiert,<br />

woraufhin der Betroffene mit Angst bzw. Panik reagiert, was wiederum mit<br />

physischen und/oder psychischen Veränderungen einhergeht, die als solche<br />

wahrgenommen und erneut mit Gefahr assoziiert werden etc. etc.<br />

Konkretes Beispiel: Wahrnehmung des eigenen (normalen) Herzschlags<br />

=> Assoziation mit Gefahr => Angst => Erhöhung der Herzrate => …<br />

Die physiologischen Reaktionen von Panikpatienten auf Stresssituationen<br />

unterscheiden sich kaum von denen gesunder Personen; sie interpretieren<br />

diese lediglich anders!<br />

Beeinflusst wird dieser Prozess außerdem durch individuelle Prädispositionen<br />

(z.B. Interozeptionsfähigkeit; Angstsensitivität etc.) und situative Faktoren (z.B.<br />

Hitze, Koffein etc.).<br />

In diesem Sinn ist das psychophysiologische Modell ein Diathese-Stress-<br />

Modell!<br />

Beendet wird eine Attacke entweder durch Bewältigungsstrategien<br />

<br />

(Vermeidung, Hilfe suchen etc.) oder durch negative Rückkopplungsprozesse<br />

(Habituation, Ermüdung), die irgendwann automatisch einsetzen, allerdings sehr<br />

viel langsamer vonstatten gehen als die positive Rückkopplung zwischen Panik<br />

und psychischen bzw. physischen Veränderungen!<br />

Die Zwei-Faktoren-Theorie der Angst (von Mowrer und Miller) wird auch zur<br />

Erklärung der Agoraphobie herangezogen.<br />

Erweiterung der Zwei-Faktoren-Theorie durch Chambless & Goldstein:<br />

Agoraphobiker haben nur selten Angst vor einer Situation als solcher (einfache<br />

Form); stattdessen ist es meist die „Angst vor der Angst“ (komplexe Form), die<br />

sie umtreibt. Sie meiden z.B. öffentliche Orte meistens nur deshalb, weil sie<br />

Angst davor haben, dort eine Panikattacke zu erleiden!<br />

Ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Panikattacken ist die<br />

„Angstsensitivität“ einer Person. Man versteht darunter, die Tendenz,<br />

körperliche Empfindungen als Hinweis auf Bedrohung oder Krankheit zu werten<br />

und dementsprechend ängstlich darauf zu reagieren!<br />

Schmidt et al. (1997): Angehenden US-Soldaten wurde vor der<br />

Grundausbildung der ASI vorgelegt und die erzielten Werte zum späteren<br />

Stressempfinden (Anzahl der Panikattacken, Angst- und<br />

<br />

Depressionsfragebogen etc.) in Bezug gesetzt.<br />

Die Pbn, die hohe ASI-Werte hatten, hatten auch in den späteren Stress-<br />

Messungen signifikant höhere Werte; insbesondere die Frequenz von<br />

Panikattacken ließ sich durch Werte auf dem ASI vorhersagen!<br />

Kognitive Verzerrungen bei Panikpatienten:<br />

Aufmerksamkeitsbias:<br />

Stroop-Test: Panikpatienten brauchen bei der Farbbenennung länger als<br />

Kontrollprobanden, wenn die Wörter sich auf Angst, körperliche<br />

Empfindungen oder Katastrophen beziehen. Am deutlichsten ist die<br />

Verzögerung bei Katastrophenwörtern!<br />

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