KLINISCHE PSYCHOLOGIE
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Zum Unterschied zwischen typischen (z.B. Chlorpromazin, Haloperidol,…) und<br />
atypischen (z.B. Clozapin und Risperidon) Neuroleptika: Letztere haben a) weniger<br />
Nebenwirkungen (v.a. die extrapyramidal-motorischen Störungen treten hier in den<br />
Hintergrund) und b) ein weiteres Wirkungsfeld, sofern durch sie auch die negative<br />
Symptomatik gelindert werden kann. Bezüglich ihrer chemischen Beschaffenheit sind<br />
sie jedoch äußerst heterogen (sie zu einer Gruppe zusammenzufassen ist daher nicht<br />
unproblematisch).<br />
Typische Neuroleptika: blockieren vorwiegend die Dopaminrezeptoren, und<br />
zwar insbes. die D2-Rezeptoren!<br />
Resultat: sämtliche Dopamin-Systeme werden mehr oder minder<br />
lahmgelegt (=> EPMS); die serotoninerge Übertragung bleibt dagegen<br />
weitgehend unbeeinflusst (=> Negativsymptomatik);<br />
Atypische Neuroleptika: blockieren zwar ebenfalls die D2-Rezeptoren, aber<br />
in wesentlich geringerem Ausmaß; darüber hinaus besetzten sie u.a. (und zwar<br />
recht umfassend) die serotinergen 5-HT2A-Rezeptoren. Bei letzteren handelt es<br />
sich um Autorezeptoren, die nicht nur die Serotoninausschüttung regulieren,<br />
sondern, zumindest indirekt, auch Einfluss auf die Freisetzung von Dopamin<br />
haben.<br />
Resultat: Da nicht alle D2-Rezeptoren besetzt werden, kommt es zu<br />
weniger extrapyramidalen-motorischen Störungen; durch die Blockade der<br />
5-HT2A-Rezeptoren (=> vermehrte Serotoninfreisetzung) wird die<br />
Negativsymptomatik gelindert.<br />
Einige Neuroleptika (und Substanzgruppen) im Überblick:<br />
Trizykl.Neuroleptika Thioxanthene Butyrophenone „Atypische“ N.<br />
Chlorpromazin<br />
(Propaphenin)<br />
Perazin<br />
(Taxilan)<br />
Promethazin<br />
(Atosil)<br />
Haloperidol<br />
Benperidol<br />
(Haldol)<br />
Clozapin<br />
(Leponex)<br />
Risperidon<br />
(Risperidal)<br />
Zu den Nebenwirkungen:<br />
Extrapyramidale Nebenwirkungen:<br />
Parkinsonoide Symptomatik (bei 20-30% der Patienten): Rigor<br />
(Muskelstarre); Tremor (Muskelzittern); Hypokinese (Bewegungsarmut:<br />
kleinschrittiger Gang etc.), Akinese etc.<br />
Akute Dystonien = Verkrampfungen und Fehlhaltungen (ca. bei 20%;<br />
v.a. anfangs): Zungen-Schlund-Krampf; Blickkrämpfe; Retrocollis (Kopf<br />
durch Krampf nach hinten gebeugt); Torticollis („verdrehter Hals“),…<br />
Akathisie = „Sitzunruhe“ (bei ca. 20%)<br />
Früh- und Spätdyskinesien (bei ca. 20 %): unwillkürliche Bewegungen<br />
v.a. im Mundbereich; Spätdyskinesien sind dabei besonders problematisch;<br />
sie treten erst nach längerfristiger Medikation (manchmal erst nach Jahren)<br />
auf und sind oft irreversibel!<br />
„Malignes Postsynaptisches Syndrom“ (bei 1% der Patienten): Schwere<br />
Muskelstarre, begleitet von Fieber, Herzrasen und erhöhtem Blutdruck; in<br />
20% der Fälle tödlich!<br />
Anticholinerge Nebenwirkungen:<br />
Mundtrockenheit; Miktionsstörungen (Probleme beim Pinkeln);<br />
Obstipation (chronische Verstopfung)<br />
Gewichtszunahme (vermutlich eine antiserotonerge Nebenwirkung, die v.a.<br />
bei atypischen Neuroleptika auftritt)<br />
Brustwachstum, Milchfluss, sexuelle Dysfunktionen<br />
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