KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
10.2.3.: Das 2-Pfad-Modell nach Sonuga-Barke<br />
Das 2-Pfad-Modell nach Sonuga-Barke (2003) führt ADHS einerseits auf ein<br />
gestörtes Verstärkungssystem (ventrales Striatum und mesolimbisches System),<br />
andererseits auf ein gestörtes Exekutivsystem (dorsales Striatum, Thalamus,<br />
Frontallappen) zurück.<br />
Verstärkungssystem: Verkürzter Verzögerungsgradient [ Elternverhalten<br />
] Delay Aversion ADHS<br />
Genauer: Kinder mit ADHS weisen einen verkürzten<br />
Verzögerungsgradienten auf; sie haben also nur eine geringe Toleranz<br />
gegenüber Zeitverzögerungen und daher Probleme damit, eigene<br />
Reaktionen hinauszuschieben bzw. die Reaktionen anderer abzuwarten.<br />
Aus diesem Grund neigen sie entweder zu Impulsivität oder dazu, die<br />
Wartezeit zu überbrücken, indem sie z.B. ihre Aufmerksamkeit auf andere<br />
Reize richten (=> Unaufmerksamkeit/Hyperaktivität); diese<br />
Verhaltensweisen rufen negative Reaktionen hervor (Elternverhalten), die<br />
wiederum die „Delay Aversion“ verstärken. Letztere ist nichts anderes als<br />
eine extreme Abneigung gegenüber Belohnungsverzögerungen und<br />
–aufschüben; sie äußert sich etwa darin, dass Betroffene lieber sofort eine<br />
kleine Belohnung nehmen, als auf eine große zu warten.<br />
Exekutivsystem: Inhibitorische Defizite Exekutive Dysfunktionen<br />
(Planung, Impulskontrolle, Emotionsregulation etc.) ADHS<br />
Befunde zum Verstärkungssystem:<br />
Die Aktivierung im ventralen Striatum ist bei ADHS-Patienten während der<br />
Antizipation einer Belohnung (0$, 1$, 5$) insgesamt geringer und weniger von<br />
der Höhe der Belohnung abhängig als bei Kontrollprobanden.<br />
Die Amygdala-Aktivierung (deren Ausmaß als Hinweis für negative Emotionen<br />
interpretiert werden kann) ist bei ADHS-Patienten bei verzögerten Reizen<br />
deutlich höher als bei unmittelbar hintereinander dargebotenen. Bei<br />
Kontrollprobanden ist es umgekehrt!<br />
Befunde zum Exekutivsystem:<br />
ADHS-Patienten schneiden in Aufgaben zur Impulskontrolle (Go/No-Go-<br />
Tasks, Stop-Signal-Tasks) schlechter ab; darüber hinaus zeigen EEG- bzw. ERP-<br />
Untersuchungen (ERP = Event-related Potenzial), dass ihre frontalen N2-Peaks<br />
(=Inhibitionsmerkmal) geringer ausfallen.<br />
10.4. Zur Therapie von ADHS<br />
Grundsätzlich gilt, dass die Heterogenität des Störungsbilds ein stark<br />
individualisiertes Vorgehen notwendig macht.<br />
Insbes. vor medikamentöser Behandlung sind neurologische Untersuchungen<br />
vonnöten.<br />
An der Würzburger Uni-Klinik gibt‟s eine Spezialambulanz für ADHS!<br />
10.4.1. Medikamentöse Therapie<br />
Bei ADHS werden v.a. 2 Arten von Medikamenten verschrieben: Stimulanzien (die<br />
die dopaminerge Aktivität erhöhen) und Noradrenergica (die die noradrenerge<br />
Aktivität erhöhen).<br />
1) Stimulanzien: Das am häufigsten verschriebene Präparat ist Methylphenidat<br />
(Handelsnamen: Ritalin, Concerta etc.); darüber hinaus können Amphetamine<br />
verschrieben werden; die Wirkdauer von Methylphenidat liegt bei ca. 3h<br />
126