KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Keine konditionierte Furcht ohne Amygdala:<br />
Anders als bei gesunden Tieren folgt bei Tieren ohne Amygdala keine SCR auf<br />
einen konditionierten Reiz (sondern nur auf den unkonditionierten).<br />
Bei Ratten ohne Amygdala kann der Startle-Reflex nicht potenziert werden!<br />
Bei einer Läsion der Amygdala führen weder explizite konditionierte Reize, noch<br />
konditionierte Kontextreize zu einer entsprechenden Reaktion; bei einer<br />
Kortexläsion erfolgt die konditionierte Reaktion sowohl auf Kontext- als auch auf<br />
explizite Reize (keine Beeinträchtigung); bei einer Läsion des Hippocampus ist<br />
nur die Reaktion auf Kontextreize beeinträchtigt!<br />
11.1.4. Die 3 Ebenen der Angst/Furcht<br />
Verbal-kognitive Ebene:<br />
Emotionales Empfinden: Furcht vor bestimmten Stimuli; Erwartungsangst (Angst<br />
vor angstbesetzten Situationen); evtl. Ekel (z.B. bei Spinnenphobie); Hilflosigkeit<br />
etc.<br />
Gedanken, Befürchtungen und Fantasien, die meist „automatisch“ auftreten,<br />
nicht kontrollierbar erscheinen und sich immer wieder aufdrängen und das<br />
emotionale Erleben begleiten!<br />
Unterschieden wird zwischen Befürchtungen, die von einem Objekt bzw.<br />
einer Situation ausgehen (z.B. Angst vor öffentlichen Plätzen), und<br />
Befürchtungen, die sich auf die Furchtreaktion beziehen (Angst umzufallen).<br />
Kognitive Verzerrungen zugunsten der Verarbeitung furchtassoziierter Reize in<br />
Wahrnehmung, Gedächtnis und Bewertung (s.u.)<br />
Motorisch-behaviorale Ebene (=Verhaltensebene):<br />
Mimik, Gestik<br />
Vermeidungsstrategien (können offen oder verdeckt sein)<br />
Physiologische Ebene:<br />
Symptome des autonomen Nervensystems:<br />
Herzrate und –variabilität: beschleunigter Herzschlag; Palpitationen<br />
(bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlags)<br />
Atmung: erhöhte Atemfrequenz (Kurzatmigkeit); Zunahme des CO2-<br />
Partialdrucks (Atemnot; Erstickungsgefühle)<br />
Magen/Darm: Elektrogastrogramm (EGG) misst die Aktionspotenziale der<br />
Magenmuskulatur; bei Angst (z.B. Lügendetektor): Reduktion der<br />
Magenaktivität => Magen-Darm-Beschwerden; Übelkeit<br />
Haut: Hautleitfähigkeit (Skin Conductance Response) nimmt bei Angst zu<br />
(erhöhte Schweißproduktion); Parästhesien (Hitzewallungen, Kälteschauer,<br />
Kribbeln etc.)<br />
Protektive Reflexe: Schreckreflex (=Startle-Response)<br />
Hormonelle Veränderungen (Erhöhte Cortisolausschüttung; messbar am<br />
Cortisolgehalt im Speichel)<br />
Zentralnervöse Korrelate (EEG, fMRT)<br />
Untersuchungsbeispiele:<br />
1. Tunnelphobiker und Kontrollprobanden werden in virtueller Realität mit<br />
furchtauslösenden Stimuli (geschlossener Tunnel, halboffener Tunnel = Galerie)<br />
konfrontiert; dabei werden zu verschiedenen Zeitpunkten sowohl physiologische<br />
Reaktionen (Herzrate, Schreckreflex), als auch die subjektive Reaktion<br />
(Angstrating von 1 bis 100) erfasst!<br />
Das subjektive Angstempfinden: nimmt bei Phobikern im Tunnel sukzessive<br />
zu (bis zu 70) und fällt danach schlagartig ab; in der Gallerie nimmt die Angst<br />
130