KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
KLINISCHE PSYCHOLOGIE
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.1.7. Differentialdiagnose<br />
Differentialdiagnostisch müssen v.a. ausgeschlossen bzw. berücksichtigt werden:<br />
Organische Ursachen (Schilddrüsenunterfunktion, Eisenmangel etc.)<br />
Substanzinduzierte Störungen<br />
Andere affektive Störungen (Dysthymia, bipolare Störung,<br />
Anpassungsstörung…)<br />
Wichtig, weil die versch. Arten von Depressionen unterschiedlich<br />
behandelt werden müssen!<br />
Bei Wahnvorstellungen eine schizophrene oder schizoaffektive Störung<br />
4.2. Epidemiologie und Verlauf<br />
4.2.1. Major Depression<br />
Die Major Depression ist die am weitesten verbreitete affektive Störung; Frauen<br />
sind dabei rund doppelt so häufig von ihr betroffen wie Männer (2:1).<br />
Die Lebenszeitprävalenz liegt zw. 13 und 21%; sie ist in den letzten 50 Jahren<br />
kontinuierlich angestiegen!<br />
Bei Frauen: 10-25% [20-26%]<br />
Bei Männern: 5-12%<br />
Die Punktprävalenz:<br />
Bei Frauen: 5-9%<br />
Bei Männern: 2-3%<br />
Die Inzidenz liegt bei 2% (pro Jahr 2 Neuerkrankungen auf 100 Personen)<br />
Nach der „Burden of Disease“ - Studie der WHO (2001) ist die unipolare<br />
Depression in den Industrieländern die häufigste Ursache für mit<br />
Beeinträchtigung gelebte Lebensjahre; weitaus häufiger als z.B. Demenzen,<br />
Diabetes oder altersbedingte Sehschwächen.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland ca. 4 Mio.<br />
Menschen an Depressionen leiden, davon sind zwar rund 60-70% in<br />
hausärztlicher Behandlung, nur bei wenigen wird die Depression jedoch<br />
erkannt und adäquat behandelt.<br />
Durch eine bessere Kooperation mit den Hausärzten und entsprechende<br />
Fortbildungen könnte die Versorgung demnach erheblich verbessert<br />
werden (großer Optimierungsspielraum)!<br />
Populationsspezifische Unterschiede in der Prävalenz:<br />
Geschlechtsunterschiede: Das Verhältnis Frauen-Männer ist ca. 2:1 (s.o.); ein<br />
weiterer Unterschied besteht darin, dass das Erkrankungsrisiko bei Frauen nach<br />
45 (Wechseljahre etc.) noch einmal massiv zunimmt, während es bei Männern<br />
ab 40 kontinuierlich abnimmt!<br />
Kohortenunterschiede: Vor 40 Jahren lag das Durchschnittsalter bei<br />
Erkrankungsbeginn zwischen 29 und 30 Jahren; heute liegt es bei Mitte 20!<br />
Während die Suizidrate bei älteren Menschen (über 65) seit 1930 im<br />
Sinken begriffen ist, ist die Jugendlicher (15-24) seit den 60ern im Steigen<br />
begriffen (trotzdem ist erstere allerdings nach wie vor höher: s.u.)<br />
Die Prävalenz steigt nach der Pubertät von ca. 3% auf 6,4% an!<br />
Bei Künstlern und Schriftstellern ist die Prävalenz affektiver Störungen um<br />
ein Vielfaches höher als in der Normalpopulation!<br />
Nach den DSM-IV besteht keine Korrelation zwischen Major Depression und<br />
ethnischen Gruppen, Bildungsgrad, Einkommen oder Familienstand.<br />
Bei Verwandten ersten Grades ist die Prävalenz massiv erhöht (s.o.)<br />
30