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Die Agyptische Religion

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4<br />

Einleitendes.<br />

blieb doch erhalten. Bei manchen Gottern wird auch der<br />

gemeine Mann diese nie verloren haben; dai3 Atum und<br />

Behedti die Sonne und Nubti der Seth seien, blieb immer<br />

allen gegenwartig. Anderes wui3ten wenigstens noch die<br />

Leute, die die alten Hymnen und Formeln kannten und<br />

wieder anderes mochte sich nur noch als Wisscnschaft der<br />

Gelehrten erhalten. Aber auch dieses halb Vergessene wurde<br />

gelegentlich wieder hervorgesucht und betont, besonders,<br />

wenn es einmal Mode wurde, einem Gotte vor anderen zu<br />

dienen. Eine solche Vorliebe fur einen bestimmten Gott<br />

konnen wir im Verlaufe der agyptischen Geschichte ofters<br />

beobachten, und mehrfach hatte sie ihren Grund nur in einem<br />

aui3eren Vorgang: ein neues Konigsgeschlecht war auf den<br />

Thron gestiegen und der Gott seiner Residenz war damit der<br />

Schutzer des Reiches geworden. Da wunschte man uberall<br />

auch diesem Gotte zu dienen und jede Stadt freute sich, wenn<br />

sie sagen konnte, dai3 ihr alter Gott ja im Grunde der neue<br />

Reichsgott sei. Naturlich werden nicht alle solche Gleich-<br />

setzungen berechtigt gewesen sein; es war berechtigt, wenn<br />

man die Hathor von Dendera der neuen Gotterkonigin Mut<br />

gleichsetzte, denn beide waren gewii3 einst dieselbe Himmels-<br />

gottin gewesen. Aber wenn man den krokodilgestaltigen<br />

Sobk, den wir nur als Herrscher des Wassers kennen, mit<br />

dem Sonnengotte Re identifizierte, so war dies vermutlich<br />

nichts als Willkur.<br />

So etwawerden wir uns die Entwicklung der agyptischen<br />

<strong>Religion</strong> denken miissen: ein standiges Sichauflosen und<br />

standiges Verknupfen und Vermischen. In den Urzeiten,<br />

wo das Volk politisch zerfallen war, neigte sie mehr zur Zer-<br />

splitterung, in der historischen Zeit, wo es meist zu einem<br />

Staate vereint war, schloi3 sie sich wieder mehr zu einem<br />

Ganzen zusammen.<br />

Wirklich ein Ganzes ist sie freilich nie geworden. In der<br />

Kunst, in der Literatur, in der Wissenschaft entwickelte sich<br />

wohl ein einheitliches geistiges Leben, das dem ganzen Lande<br />

gemeinsam war, aber in der <strong>Religion</strong> kam es niemals zu einem<br />

einheitlichen und vereinfachten Glauben; weder die straf -<br />

feren politischen Verhaltnisse noch die steigende Bi!dung<br />

des Volkes, noch auch die zunehmende Beruhrung mit<br />

andern Volkern haben dies erreicht. Wenn die Leute von<br />

Bubastis lernen, dem Gotte Amon zu dienen, weil er der<br />

Gott der Konigsstadt ist, so werden sie darum nicht im ge-<br />

ringsten in der Verehrung ihrer Gottin Bastet nachlassen, und<br />

wenn sie anfangen, diese alte Gottin als identisch mit der<br />

Isis anzusehen, so werden sie darum doch noch nicht ein<br />

Titelchen an ihren uberkommenen Anschauungen andern,<br />

sondern einfach das Neue zu dem Alten hinzufiigen.

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