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Die Agyptische Religion

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Das Totenwesen der alteren Zeit und des neuen Reiches. 145<br />

uhluniiecc wie einen Schlafenden auf die linke Seite auf eine<br />

Kopfstutze und verschliefit sie in dem Sarge, einem recht-<br />

eckigen Kasten aus Stein oder Holz, dessen starke Wande<br />

sie vor der Zerstarung schutzen. Wie es kommt, dai3 diese<br />

Sargwande dann doch den Toten nicht beschranken, wie<br />

er dennoch ungehindert ein- und ausgehen kann, urn die Sonne<br />

zu schauen, das mul3 man nicht verstehen wollen; das. gehort<br />

dem ubernaturlichen Gebiete an. Indessen haben die Agypter<br />

selbst hier einen Widerspruch gefuhlt, denn auf vielen Sargen<br />

finden sich Vorkehrungen, die dieser Schwierigkeit abhelfen<br />

sollen. Am Kopfende, auf der Seite, der das Gesicht der<br />

Mumie zugewendet ist, malt man auBen ein paar groi3e<br />

Augen auf, dann sieht der Tote mit diesen Augen den Herrn des<br />

Horizontes, wie ey iiber den Himmel fahrt ~2). Innen aber auf der<br />

Sargwand malt man zuweilen eine Tur auf, die erlaubt es dann<br />

dem Toten, seinen Sarg zii verlassen. Im ubrigen ist die Gestalt<br />

des Sarges eine sehr einfache; er ist ein glatter Kasten mit<br />

flachem Deckel, oder er hat auch (und so sollte der Sarg des<br />

Osiris ausgesehen haben) vier hohere Eckpfosten und einen<br />

gewolbten Deckel. Im mittleren Reiche, wo man den Sarg<br />

gern bunt bemalt, pflegt man ihn innen mit allerlei Spruchen<br />

aus der alten Totenliteratur zu beschreiben; doch bleiben<br />

die hauptsachlichen Aufschriften des Sarges immer die Zeilen<br />

auf der AuBenwand, die den Verstorbenen dem Schutze der<br />

Gotter empfehlen, die die Toten schutzen: dem Anubis, dem<br />

Osiris, dem Keb und der Nut, der Isis und Nephthys und vor<br />

allem den vier Horuskindern. <strong>Die</strong> hatten ja einst dem toten<br />

Osiris beigestanden und hatten ihm den Mund geoffnet<br />

(vgl. S. 43), dal3 er wieder essen und reden konnte. So sollen<br />

sie nun auch dern totenMenschen beistehen, und zwar gilt<br />

es jetzt als ihre Hauptaufgabe, daiJ sie ihn vor Hunger und<br />

Durst schutzen. Das hat nun zu einer seltsamen Sitteveran-<br />

lassung gegeben, die schon im alten Reiche beginnt, wenn sie<br />

auch erst spater ihre allgemeine Verbreitung gefunden hat:<br />

man hindert die Eingeweide daran, dem Toten unangenehme<br />

Gefuhle zu bereiten, indem man sie aus der Leiche heraus-<br />

nimmt und in besondere Kasten oder Kruge verpacktz2a),<br />

die unter den Schutz jener Geister gestellt werden (S. 165).<br />

Daneben schutzt man den Verstorbenen auf dieselbe<br />

Weise vor Hunger und Durst, die man schon in der Urzeit<br />

anwendete; man legt ihm etwas Brot und Fleisch und Ge-<br />

trank in natura in die Sargkammer und sorgt weiter fur<br />

ihn, indem man ihm seine Wirtschaft in Nachbildungen<br />

22) Steindorff, Grabfunde aus den Kon. Museen I1 5. 228) Ur-<br />

sprunglich hat man wohl die Eingeweide aus der Leiche genommen,<br />

urn die Balsamierung zu erleichtern.<br />

Erman. <strong>Die</strong> agypt. <strong>Religion</strong>. 10

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