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Die Agyptische Religion

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IO Erstes Kapitel.<br />

den unglaublichen Widersinn hin, der aus ihrer Verbindung<br />

entstand. Der Agypter malt den Himmel als Kuh und lai3t<br />

doch auf deren Bauche das Sonnenschiff fahren; man spricht<br />

vom Himmel als Ozean und lai3t doch die Sonne von ihm ge-<br />

boren werden; man spricht von dem Sonnengott als von einem<br />

Kafer und bezeichnet doch die Sonne als sein Auge.<br />

Auch bei den Bildern, die man sich von den einzelnen<br />

Gottern machte, ertrug man eine ahnliche Verwirrung,<br />

die durch die bestandige halb ernste und halb spielende<br />

Vermischung der Gotter und der ihnen eignendenTiere entstand.<br />

Weil die naive Phantasie den Mondgott einem Ibis und die<br />

Gottin Bastet einer Katze verglichen hatte, wurden diese<br />

Gotter nun auch wirklich als Ibis und Katze gedacht und<br />

dargestellt. Das hinderte aber nicht, dai3 man ihnen gleich-<br />

zeitig auch menschliche Gestalt zuschrieb. In der Regel half<br />

man sich dann mit einem Kompromii3 und gab dem mensch-<br />

lich gestalteten Gotte den Kopf des betreffenden Tieres; das<br />

Unnaturliche einer solchen Verquickung haben die agyptischen<br />

Kunstler schon in sehr fruher Zeit durch geschickte Kunst-<br />

griffe zu verdecken gewuflt, so dai3 selbst wir es bei guten<br />

Gotterbildern kaum als storend empfinden.<br />

So weit hinauf wir die <strong>Religion</strong> verfolgen konnen, steht<br />

kein Gott in hoherem Ansehen bei den Agyptern als das ge-<br />

waltige Gestirn des Tages, dessen Segen und dessen Schrecken<br />

ja im Suden ungleich fuhlbarer ist als in unseren Breiten. Den<br />

mancherlei Gestalten, unter denen man sich die Sonne dachte<br />

und die wir schon oben aufgefuhrt haben, entsprechen auch<br />

besondere Namen. Denkt man nur an das Gestirn, so nennt<br />

man den Gott Re d. h. die Sonne. Denkt man ihn als Falken<br />

mit leuchtenden Augen, so heii3t er Horus oder Hor-achte,<br />

der Horus vom Horizonte. Chepre bezeichnete die Sonne als<br />

Kafer und Atum war der Name fur den menschlich gestalteten<br />

Konig, als den man die Sonne in Heliopolis verehrte. Aber<br />

da man sich stets bewui3t war, daij alle diese Namen und Ge-<br />

stalten einem und demselben Wesen entsprachen, so hielt<br />

man es auch fur erlaubt, sie beliebig miteinander zu verbinden<br />

und zu vertauschen, und man lai3t beispielsweise auch einmal<br />

den KaferI) oder den Falken im Schiffe uber den Himmel<br />

fahren, was doch eigentlich nur dem menschlich gedachten<br />

Gotte zusteht.<br />

Oft hat man auch die verschiedenen Formen und Namen<br />

der Sonne so aufgefaot, als entsprachen sie ihrer Rolle in den<br />

verschiedenen Tageszeiten: sie ist Chepre am Morgen, Re<br />

1) Z. B. Totb. ed. Nav. 134, 3

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