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Die Agyptische Religion

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242 Elftes Kapitel.<br />

rinnen, die einst im neuen Reiche das Frauenhaus des Amon<br />

bildeten, und man fragt sich, ob etwa diese seltsame Fiktion<br />

einen derartigen Hintergrund gehabt haben mag. Aber wer<br />

weif3, ob Strabo die alten Einrichtungen nicht eben nur<br />

miherstanden hat, weif3 doch sonst keine unserer Quellen<br />

etwas von dieser angeblichen Institution. Und wir kennen<br />

doch gerade die Verhaltnisse dieser spatesten Priesterschaft<br />

so gut wie kaum fur eine andere Periode. Denn zu all den<br />

Inschriften, die diese Priester selbst hinterlassen haben,<br />

treten hier noch als merliwurdige Erganzung die griechischen<br />

Papyrus, die auch diese Seite des agyptischen Lebens illu-<br />

strieren. Auf ihren Grabsteinen aber, ihren Sargen und Weih-<br />

inschriften lesen wir, \vie manchen Gottern des eigenen Tem-<br />

pels sie dienen und solchen in der Umgegend, \vie sie Priester<br />

sind bei diesem Konig und bei jener Konigin, und wie sie<br />

das Gotterkind des Tempels warten und sein heiliges Tier<br />

pflegen. Und mit all dicsen Priestertumern verbinden sie<br />

noch die hochsten Titel des alten Pharaonenreiches und<br />

rechnen uns stolz vor, dai3 Vater und Groi3vater und allerlei<br />

Ahnen vaterlicher- und mutterlicherseits ebenfalls vornehme<br />

Priester gewesen sind. Und diese vornehme und geachtete<br />

Stellung, deren Burde wohl nicht allzu schwer gewesen sein<br />

wird, war gewii3 oft auch mit einem guten Einkommen ver-<br />

knupft, denn ein groBer Tempel dieser Epoche war in der<br />

Lage, seine Angehorigen reichlich zu versorgen. Das zeigt<br />

uns z. B. eine Inschrift von Edfu, die in groijter Ausfuhrlich-<br />

keit alle Acker aufzahlt, die dieser Tempel im ersten Jahr-<br />

hundert v. Chr. besai3. Vieles darin bleibt uns,unklar, aber<br />

das sieht man, dai3 es zum mindesten 33 qkm Acker waren,<br />

die in grooen und lileinen Parzellen durch Oberagypten zer-<br />

streut lagen. Und man mui3 bedenken, daf3 das, was hier<br />

aufgezahlt wird, eben doch nur der Grundbesitz ist; wie hoch<br />

sich das ubrige Vermogen an barem Gelde, an Renten und<br />

Zinsen belaufen hat, wissen wir nicht. Jedenfalls war es kein<br />

schlechtes Los, in griechischer Zeit zu der Geistlichlteit eines<br />

groBen Tempels zu gehoren. Aber wer in die Papyrus hinein-<br />

sieht Is), der lernt auch andere Heiligtumer kennen, deren<br />

Priester kein so glanzendes Los gezogen haben. Da liegt am<br />

Westrande des Faijum, am Morissee, das Heiligtum des<br />

Sobk von der Insel, des Soknopaios, \vie die Griechen sagen.<br />

Der hat einen hoheren Priester, der ein kleines Gehalt von<br />

344 Drachmen bezieht, und all seine anderen Priester beziehen<br />

zusammen taglich etwa 30 1 Weizen als Entgelt fur ihre Muhe.<br />

Nicht einmal von den Fronarbeiten an den Dammen sind<br />

18) Vgl. fur das Folgende u. a. Ernian und Krebs ,Aus den<br />

Papyrus der Kon. Museena S. 178-186.

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