Die Agyptische Religion
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Sechstes Kapitel.<br />
Belieben der Hinterbliebenen ab ; Waffen und Stocke, Sessel<br />
und Kasten, Tojlettengerat und Schmucksachen, Kleidcr und<br />
wohlriechende Ole - es findet sich dles in dem einen oder<br />
anderen Grabe. end zu den Dingen, die man wirklich in<br />
die Sargkammer legt, treten dann auch noch die, mit denen<br />
man sie nix bi!dlich versieht. Schon in den altesten GrSiheyn<br />
trifft man auf kurze Listen, die die verschiedenen Arten 01<br />
oder Leinen aufzahlen, die der Tote haben soll, und seit<br />
dem Ende des alten Reiches malt und schreibt man auf die<br />
Wande des Sarges alles das, was der Tote an Armringen,<br />
Halskragen, Sandalen, Stocken, Waffen, Handwerkszeug und<br />
so manchem anderen brauchen konnte. Ubrigens durften<br />
diese Listen der Beigaben ursprunglich fur Konigsgraber zu-<br />
sammengestellt sein, denn sie enthalten auch Kronen und<br />
andere Dinge, die nur der Herrscher brauchen konnte24); das<br />
Konigsgrab war eben immer das Vorbild fur alle Fragen der<br />
Bestattung.<br />
Aber die merkwurdigste aller Beigaben ist doch die<br />
Statue des Toten. Ihre Bestimmung ersieht man aus der<br />
Stelle, wo sie gewohnlich in den Mastabas aufgestellt ist;<br />
sie steht in dem sogenannten Serdab, einem kleinen, ver-<br />
mauerten Raume neben der Opferkanimer, der haufig noch<br />
durch einen schmalen Spalt mit dieser verbunden ist. So<br />
wohnt der Tote seiner Verehrung wenigstens in effigie bei,<br />
er hort den Priester rezitieren und der Duft des Weihrauchs<br />
und der Geruch der Speisen dringt zu ihm; vielleicht dachte<br />
man, dai3 seine Seele dann die Leiche in der Sargkammer<br />
verlasse und diese Statue wie einen zweiten Korper beziehe.<br />
Auch in solchen Grabern, die nicht die Form der Mastaba<br />
haben und keinen Serdab besitzen, bringt man doch meist<br />
irgendwie eine Statue des Toten an: im Felsengrabe thront<br />
sie offen am Ende der letzten Kammer, in den kleinen<br />
Grabern des mittleren Reiches liegt wenigstens eine Figur<br />
des Toten in dem Sarge.<br />
Von den eben genannten beiden Arten des Grabes ist<br />
ubrigens die eine, das Felsengrab, kaum jiinger als die<br />
Mastaba selbst; schon die Groijen der vierten Dynastie haben<br />
in Gize ihre Graber zuweilen in die Felswand gegraben,<br />
statt sie auf derselben aufzubauen. Doch war gerade da,<br />
wo die meisten groijen Graber des alten Reiches errichtet<br />
wurden, auf dem Plateau von Memphis, die Erbauung einer<br />
Mastaba so vie1 bequemer, dafj das Felsengrab hier<br />
immer die Ausnahme blieb. Seine eigentliche Statte sind<br />
die sudlicher belegenen Bezirke, in denen hohe steile Wande<br />
das Niltal begrenzen; hier war es das einfachste, das Grab<br />
24) Schafer, Agypt. Zeitschr. 43,66.