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Die Agyptische Religion

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I 86 Achtes Kapitel.<br />

Und da von Rechts wegen das Gottesweib seine Wurde<br />

auf die eigene Tochter vererben sollte, so blieb gegebenen<br />

Falles nichts ubrig, als dai3 man die regierende Dame<br />

notigte, diejenige Nachfolgerin zu adoptieren, die die Politik<br />

IOZ. Das Gottes-<br />

weib Anch-nes-<br />

nefer-eb-re.<br />

(Berlin 2112).<br />

verlanpte. Das ist wiederholt in diesen und<br />

den fdgenden Jahrhunderten geschehen und<br />

nicht ohne Heiterkeit liest man auf einer<br />

Inschrift des ersten Psammetich, wie er einen<br />

solchen Akt begrundet. Weil er dem Amon<br />

so dankbar ist, fuhlt er sich gedrungen, seine<br />

Tochter Nitokris dem Gotte zu schenken.<br />

Und so gibt er sie dem Gottesweibe Schep-en-<br />

wepet zu ihrer gropen Tochter und sendet sie<br />

im Jahre 655 feierlich nach Theben hinauf,<br />

wo die ganze Bevolkerung sie empfangt.<br />

Als sie nun zu dem Gottesweibe Schep-en-wepet<br />

kam, so sah diese sie an, war zufrieden rnit ihr<br />

und liebte sie I).<br />

Daneben galt naturlich auch die Stelle<br />

des Hohenpriesters von Theben als ein er-<br />

strebenswerter Besitz fur die verschiedenen<br />

Machte. Urn 800 v. Chr. benutzte ein jungerer<br />

Prinz des bubastitischen Hauses, der als General<br />

in Tehne sai3, Zwistigkeiten in der Verwaltung<br />

des Amontempels, um mit einem Heere nach<br />

Theben zu ziehen, wo Amon ihn dann wohl<br />

oder ubel als Hohenpriester anerkennen muate.<br />

<strong>Die</strong> gegnerische Partei in der Tempelver-<br />

waltung, die angeblich das Herkommen der<br />

Vorfahren ubertreten hatte, rottete er aus; ein jeder<br />

von ihnen wurde mit Feuer verbrannt an der Statte seines<br />

Frevels, so dai3 es aussah wie die Feuerbecken am Feste des<br />

Sothisaufganges. Dann setzte er neue Beamte im Tempel ein<br />

aus den Kindern der Vornehmen und das alles tat er aus liebe-<br />

vollem Herzen, damit ey den Tempel besser herstellte als vordem z).<br />

Wie tief muijte doch Agypten gesunken sein, wenn das hochste<br />

geistliche Amt so erbeutet werden konnte und wenn uberdies<br />

der Eroberer so seiner Grausamkeit an den Wanden des<br />

Tempels gedenken durfte.<br />

<strong>Die</strong> eigentumliche Anschauung, die sich in dem Konigtum<br />

des Amon ausspricht, tritt uns auch in einem andern Punkte<br />

entgegen: in den Orakeln, die er erteilt. Solchen Willens-<br />

auoerungen des Amon begegnen wir vereinzelt auch schon<br />

am Anfange des neuen Reiches, wo er z. B. der Prinzessin<br />

~~ ~<br />

1) Erman, Agypt. Zeitschr. 35, 24. 2) Erman, Agypt.<br />

Zeitschr. 45, I.

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