Die Agyptische Religion
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<strong>Die</strong> agyptische <strong>Religion</strong> in den Nachbarlandern.<br />
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in Theben, die Tempel waren agyptische Tempel mit<br />
hieroglyphischen Inschriften und Bildern, und in ihre<br />
Graber malten die Amonier die Bilder und Texte des<br />
Totenbuches.<br />
Aber weitaus den dankbarsten Boden und die reichste<br />
Entfaltung hat die agyptische <strong>Religion</strong> in dem Lande ge-<br />
funden, in dem sie einst Stammen von niedrigster Kultur<br />
und geringster Begabung aufgezwungen war, in den Landern<br />
der Nubier und Neger.<br />
Als die Konige des mittleren Reichs Nubien eroberten,<br />
belieBen sie ihm seinen Gott, den Dedwen und gesellten<br />
diesem den agyptischen Kataraktengott Chnum bei. Im<br />
neuen Reiche, wo die Eroberung noch um vieles weiter nach<br />
Suden ausgedehnt und Nubien als ein Vizekonigtum organi-<br />
siert wurde, wurde dann auch sein Kultus agyptisiert. <strong>Die</strong><br />
groi3en Reichsgotter Amon, Ptah und Re Hor-achte zogen<br />
mit Isis und Hathor in das Land ein und neben diesen gab<br />
man den Nubiern ihre agyptischen Herrscher selbst zu Landes-<br />
gottern. In Semne muijten sic den ersten Unterwerfer ihres<br />
Landes, Sesostris 111. und ihren neuen Unterwerfer Thut-<br />
mosis 111. verehren; in Soleb setzte sich Amenophis 111. zum<br />
Gotte ein; in Abusimbel thronte der zweite Ramses neben<br />
den Gottern im Allerheiligsten des groijen Tempels, wahrend<br />
ebenda im kleinen Tempel seine Gattin mit der Hathor ver-<br />
ehrt wurde. Ubrigens waren die Nubier auch sonst an die<br />
Verehrung von Menschen gewohnt 4).<br />
Groijartig fuhrte der Staat den Nubiern die Herrlichkeit<br />
seiner Gotter vor Augen. In diesem menschenarmen, durftigen<br />
Lande errichtete er Tempel, die mit den gefeierten Wunder-<br />
werken der agyptischen Stadte sich messen konnten. Und<br />
da das enge Tal nicht einmal rechten Raum fur sie bot, so<br />
hohlte man die Felsen aus und schuf so die wunderbaren<br />
Grottentempel von Abusimbel, Gerf Husen oder Derr. Ganz<br />
im Suden aber, etwa da, wo heute die Sudanbahn aus der Wuste<br />
wieder in das Niltal tritt, grundete man bei der Stadt Napata,<br />
am reinen Berge, ein Heiligtum, das denselben Namen Throne<br />
der beiden Lander empfing, den der groi3e Tempel von Karnak<br />
trug; offenbar sollte es das sudliche Seitenstuck zu diesem<br />
werden, der Reichstempel Nubiens. Dai3 auch die Priester-<br />
?shaft dieser Tempel eine entsprechende Ausstattung an<br />
Ackern und Einkunften erhielt, versteht sich von selbst, wie<br />
wenig auch eine solche Verleihung zu der Armut des Landes<br />
passen mochte.<br />
4) So verehren sie schon im neuen Reiche in Debot einen ))Leib-<br />
wachter Oic, der ein Offizier des mittleren Reiches gewesen sein konnte,<br />
und ahnliches kehrt in spater Zeit wieder. Vgl. Brugsch, Thesaurus 1425.