Die Agyptische Religion
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224 Zehntes Kapitel.<br />
Herren waren die griechischen Konige und die romischen<br />
Kaiser, aber auch die Athiopen durften ihn benutzen. Zu-<br />
sammen mit Ptolemaus Philopator baut der Athiopenkonig<br />
Ergamenes dort eine Kapelle fur seinen Gott Arsnuphis, und<br />
zahlreiche Inschriften in der athiopischen Schrift zeigen, wie<br />
fleiBig gerade die Leute des Sudens nach Philae pilgerten.<br />
Auch die Gotter der Barbaren fanden in diesem Tempel<br />
Aufnahme, der Arsnuphis und der Sonnengott Mandulis,<br />
dessen heiliger Ort Talmis noch innerhalb des Grenzbezirkes<br />
lag, der straklenschleudernde Herr, wie ihn die griechischen<br />
Lieder seiner dortigen Verehrer nennen.<br />
Auch der Beduine der nubischen Wuste, der Blemyer,<br />
wallfahrtete zur Isis von Philae, und die romische Regierung,<br />
der diese Nomaden so vie1 zu schaffen machten, konnte<br />
nicht umhin, auch ihnen die Ausubung ihres Kultus in Philae<br />
zu gestatten. Als in Agypten das Christentum schon langst<br />
gesiegt hatte, bestand den Nubiern und Blemyern zuliebe<br />
in Philae noch der <strong>Die</strong>nst der Isis, und als der Feldherr Maxi-<br />
minus im Jahre 452 n. Chr. einen Friedensvertrag mit beiden<br />
Volkern schloB, da gestattete das fromme Byzanz diesen<br />
Heiden, frei zu den Tempeln von Philae zu wallfahrten und<br />
alljahrlich sich sein Isisbild zum Feste abzuholen. Erst ein<br />
volles Jahrhundert spater, als dieser Vertrag abgelaufen war,<br />
hat Justinian auch den Tempel von Philae geschlossen, seine<br />
Priester eingekerkert und die Gotterbilder nach Konstanti-<br />
nope1 bringen lassen. So ist Philae der letzte verlorene Posten<br />
der agyptischen <strong>Religion</strong> gewesen, und hier begegnen wir<br />
ihren spatesten Denkmalern, griechischen Inschriften und<br />
demotischen und den letzten Hieroglyphen, die je ein Agypter<br />
geschrieben hat. <strong>Die</strong> Leute, die diese kurzen Weihungen<br />
eingegraben haben, sind obskure Personen, aber wir konnen<br />
diesem Propheten Smet und dem Protostolisten Smetchem unsere<br />
Teilnahme nicht versagen, denn sie sind die letzten Priester<br />
der agyptischen Gotter, von denen wir wissen.