Die Agyptische Religion
Die Agyptische Religion
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<strong>Die</strong> Grundzuge des Gotterglaubens.<br />
auf Erden die Mistliugeln walzen sieht, in die sie ihre Eier<br />
legen. Oder, und das ist die verbreitetste Vorstellung, die<br />
Sonne. der Mond und die Sterne fahren in Schiffen uber den<br />
himmikchen Ozean. Daran<br />
knupft sich dann weiter die<br />
Frage, wie die Sonne, die<br />
abends im Westen ver-<br />
schwindet, morgens wieder<br />
im O$en aufsteigen kann;<br />
der Agypter erklart sich<br />
das durch die Annahme<br />
eines zweiten unterirdi-<br />
schen Himmels, den die<br />
Sonne in der Nacht durch-<br />
lauft. Es ist ein finsterer<br />
Raum, der von Toten be-<br />
wohnt wird;denen leuchtet<br />
die Sonne des Nachts,<br />
wenn sie auf ihrem Schiffe<br />
n<br />
I,<br />
6. Das Sonnenschiff, das Vorderteil<br />
ist mit einem Teppich behangt.<br />
vorbeifahrt. Denn auch in dieser Unterwelt fehlt es nicht an<br />
einem Gewasser und dieser geheime Strom sendet sogar einen<br />
Arm in das Reich der Lebenden: an der Siidgrenze Agyptens,<br />
neben der Insel Elephantine, quillt er in zwei Strudeln empor,<br />
um Agypten als Nil zu durchlaufen. Man sieht, fur die Urzeit,<br />
der diese Vorstellung entstammt, reichte selbst der Nil nicht<br />
uber Agypten hinaus; der Katarakt war die auoerste Grenze<br />
ihrer Welt.<br />
Dai3 alle diese Anschauungen altester Zeit entstammen,<br />
wird man nicht wohl bezweifeln mogen. Eine andere Frage<br />
ist freilich, ob sie je alle im gleichen Mafie ernst gemeint<br />
waren. GewiD wird der alte Agypter den flimmernden Himmel<br />
wirklich fur eine ferne blaue Flut gehalten haben, aber einen<br />
Kuhbauch in ihm zu erkennen, durfte doch auch demnaivsten<br />
Menschen schwerlich eingefallen sein. Solche wunderliche<br />
Vorstellungen durften anders entstanden sein; sie werden aus<br />
den Liedern stammen, an denen das agyptische Volk stets<br />
seine Freude hatte und in denen es mit kuhnen Vergleichen<br />
zu spielen liebte. War es in der Poesie ublich geworden, den<br />
regenspendenden Himmel mit einer milchgebenden Kuh zu<br />
vergleichen und Erde und Himmel als Mann und Weib zu<br />
schildern, so burgerte sich eine solche Vorstellungsart all-<br />
mahlich auch im Volke ein. Auch die bildende Kunst<br />
nahm sie an, und schliei3lich wurde es fur die Menge ein<br />
Glaubensartikel, daD solches wirklich die wahre Gestalt<br />
jener uberirdischen Dinge sei.<br />
Auch das storte nicht, daB die verschiedenen Vor-<br />
stellungen nicht zueinander paDten, und ruhig nahm man<br />
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