Die Agyptische Religion
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I44 Sechstes Kapitel.<br />
erueitert, ihre Sfatuen wurderz neu gemacht und ihre Tore<br />
wurden nus Stein gebaut, damit seine StWtte hervorrage vor der<br />
nnderer herrlicher Fursten 21). Was Entef so getan hatte, galt<br />
geradezu als religiose Pflicht, aber wie wenige von denen,<br />
die sich ruhmen, dsfi sie das zerstort Gefundene uiederlaergestellt<br />
hnben, mogen es ernstlich getan haben; es war eben unmoglich.<br />
Und zudem, was half die Herstellung des verfalleneri Grab-<br />
gebaudes, wenn die Rauber, wie so oft, in die Sargkammer<br />
selbst gedrungen waren und die Leiche herausgerissen und<br />
zerbrochen hatten? Und gerade dies war doch ihr gewohn-<br />
liches Ziel, denn hier fanden sie alle die Dinge, die sich leicht<br />
verwerten liefien. Was oben in der Grabkammer stand,<br />
die Opfersteine, Steinschalen, Untersatze u. a. war nur<br />
wenig im Verhaltnis zu der Beute, die ihre Phantasie sie<br />
in der Sargkammer erwarten liefi, und nie wiirde die Ruhe<br />
der Leichen gestort worden sein, wenn nicht deren Beigaben<br />
gelockt hatten. Wenn dennoch die Agypter an dieser Sitte<br />
festgehalten haben, so ist das nicht nur aus der Liebe zum<br />
alten Herkommen zu erklaren, sie mafien vielmehr allen<br />
diesen Gebrauchen der Bestattung eine groDe Wichtiglieit<br />
fur das Heil der Verstorbenen bei, das Opfern und Beten<br />
allein geniigte nicht. <strong>Die</strong>se Gebrauche haben sich spater<br />
noch weiter ausgebildet, aber auch schon in der alteren Zeit<br />
sind sie mannigfaltig genug und sie sind zu chakteristisch,<br />
als dai3 wir sie hier nicht in den Hauptzugen schildern mufiten.<br />
Bei der Behandlung der Leiche geht das Bestreben da-<br />
hin, den Korper vollstandig zu erhalten und ihm sein natur-<br />
liches Aussehen zu bewahren: die Seele sol1 in ihm ihren<br />
gewohnten Aufenthalt finden und er sol1 wieder erwachen<br />
konnen. Daher behandelt man ihn mit Natron und Asphalt<br />
und wickelt alle Glieder in Leinen ein; iiber das Gesicht<br />
88. Mumie aus dem mittleren Reich. (Nach einer Zeichnung<br />
Passalacquas.)<br />
aber legt man eine Maske aus Leinen und Stuck, die ihm<br />
ein naturliches Aussehen geben soll. Dann legt man diese<br />
21) Berlin 13 272.<br />
Auch das kommt vor, dai3 ein Mann, der:im<br />
Leben vonvarts gekommen ist, seinen Vorfahren statt ihrer bescheidenen<br />
Graber nachtraglich schonere bauen laOt (Kairo 1652, aus dem Ende des<br />
alten Reichs).