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Die Agyptische Religion

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258<br />

Elftes Kapitel.<br />

Falle baten ihn die Heiden flehentlich um die Schonung ihres<br />

Tempels, er aber verjagte sie und plunderte den Tempel bis<br />

aufs letzte aus, und es war eine reiche Beute an Gefaijen,<br />

Gotterbildern und Buchern, die er in sein Kloster brachte.<br />

Als dann die Priester sich ein Herz faijten und ihn wegen<br />

seines Raubzuges verklagten, da stromte am Tage der Ver-<br />

handlung eine so gewaltige Menge von Christen in die Stadt,<br />

daij es unmoglich war, den Prozeij zu fuhren. Anderswo<br />

treffen wir auf jenen Zug, der sich uberall'in der Welt findet,<br />

wo eine Minderheit der Mehrheit verhaijt ist: die Priester<br />

eines Gottes Kothos stehen bei den Christen in dem Rufe,<br />

daij sie ihnen Kinder stehlen und schlachten; mit ihrem<br />

Blute sollen sie den Altar besprengen und aus ihren Gedarrnen<br />

Saiten fur ihre Zithern machen. Der heilige Makarios von<br />

Tkou zerstort daraufhin ihren Tempel und verbrennt auf<br />

demselben Scheiterhaufen den Gott Kothos und seinen Hohen-<br />

priester, der Homeros hieij. An dem Tage lieijen viele sich<br />

taufen von den Heiden, einige aber flohen, und die Christen<br />

zogen in ihre Hauser 37).<br />

So nahm das Heidentum ein trauriges Ende; die Angst<br />

um ihr Leben und ihre Habe fuhrte seine letzten Getreuen<br />

zum Abfall. Fortan standen die Tempel verodet, man baute<br />

sie zu Kirchen um oder man lieij sie als Ruinen liegen. Dann<br />

kam es wohl vor, daij es in diesen verlassenen Raumen spukte;<br />

so horen wir von einem Tempel, in dem war ein boser Damon,<br />

den man Bes nennt. Viele sahen ihn, wie er im Tempel herum-<br />

sprang und dabei alle moglichen Gestalten annahm, und<br />

manchmal kam er auch heraus und schlug nach den Voruber-<br />

gehenden, und die wurden davon blind oder lahm oder taub<br />

oder stumm. Aber der heilige Moses wuijte ihn zu be-<br />

schworen 38). So waren die Gotter des alten Glaubens die<br />

Gespenster des neuen geworden, und selbst das Wort entk'r,<br />

das einst die Gotter bezeichnet hatte, verwandte die Sprache<br />

der Christen geradezu fur die bosen Geister. Und doch,<br />

wenn sie auch so ihrem eigenen Volke fortan ein Abscheu<br />

waren, einen Zufluchtsort behielten sie immer noch in ihreni<br />

Agypten, freilich einen traurigen, die Zauberei. Wie die<br />

Zauberer der fruheren Zeit mit den Namen und Geschichten<br />

der alten Gotter schalteten und wie sie spater dazu noch die<br />

Kunste der Juden und Griechen fugten, haben wir oben ge-<br />

sehen. Seit sie nun Christen waren, machten sie auch eifrigen<br />

Gebrauch von den Namen und Formeln des neuen Glaubens,<br />

aber sie liefien darum doch nicht ganz von den alten ab,<br />

die sich so lange gut bewahrt hatten. Wenn ein Kind Leib-<br />

37) MCm. de la Miss. ArchCol. IV, IIZ<br />

ff. 3s) Zoega, &tal<br />

Codd. Copt. p. 533.

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