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Die Agyptische Religion

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Der Totenglaube der alteren Zeit und des neuen Reiches. I 17<br />

sollte ein solches Gericht auch in Busiris, Buto, Abydos,<br />

Herakleopolis, im Sokaristempel zu Memphis und an anderen<br />

heiligen Orten stattgefunden haben, und uberall war es Thoth<br />

gewesen, der ihn gerechtfertigt hatte. <strong>Die</strong>se Vorstellung hat<br />

nun dahin gefuhrt, dai3 man auch dem Toten, als dem neuen<br />

Osiris eine Rechtfertigung durch Thoth wunscht; wie Osiris<br />

gerecht befunden war, sollte man auch ihn im Totenreiche<br />

rein und sundlos befinden - wie sollte er auch sonst in<br />

dem Reiche desjenigen Gottes Aufnahme finden, der selbst<br />

seine Herrschaft seiner Sundlosigkeit verdankte ? Es ist<br />

ein ethisches Moment, das so aus der Osirissage in den agyptischen<br />

Glauben hineinkommt; fortan soll nicht der machtige<br />

und vornehme Mann im Tode obsiegen, sondern der gerechte<br />

und sundlose.<br />

Dai3 diese Vorstellung vom Osiris als dem Richter der<br />

Toten schon im alten Reiche vorhanden gewesen ist, zeigt<br />

eine Grabschrift, die vom gropen Gotte, dern Hewn des<br />

Richtens 115) spricht ; aber ihre Ausgestalkung und allgemeine<br />

Anerkennung hat sie wohl erst im mittleren Reiche erhalten,<br />

in der Zeit, in der es auch iiblich wurde keinen Verstorbenen<br />

zu nennen, ohne seinem Namen ein der gerechtfertigte beizufugen.<br />

Im Totenbuche tritt uns diese Vorstellung besonders<br />

in einem Bilde und umfangreichen Texte entgegen, die wir<br />

das 12;. Kapitel ZL~<br />

nennen pflegen. In einer groi3en Halle,<br />

deren Dach mit Feuerflammen und Wahrheitszeichen bekront<br />

ist, thront Osiris in einer Kapelle; vor ihm das Zeichen des<br />

Anubis (S. 43), die Horussohne (S. 23) und der Fresser der<br />

Toten, ein fabelhaftes Tier, das vorn ein Krokodil, in der<br />

Mitte ein Lowe und hinten ein Nilpferd ist 116). Oben d. h. hinten<br />

in der Halle, sitzen die zweiundvierzig schrecklichen Richter<br />

des Osiris; unten aber, d. h. vorn, steht die groi3e Wage,<br />

auf der das Ilerz des Toten gewogen werden soll. Der Tote,<br />

der in diese Halle eintritt, wird von der Gottin der<br />

Wahrheit empfangen; dann nehmen Horus und Anubis sein<br />

Herz und prufen auf der Wage, ob es leichter sei als die<br />

Wahrheit. Thoth aber, der Schreiber der Gatter, notiert das<br />

Resultat auf seinem Schreibzeug und teilt es dem Osiris mit.<br />

Merltwurdiger aber noch als diese Darstellung ist, was der<br />

Tote spricht, wenn er zu diesev Halle der beiden Wahrheiten<br />

gelangt, wenn er von allem Bosen getrennt wid, das er getun<br />

hat, und wenn er das Antlitz des Gottes schaut. So lautet sein<br />

Gebet: Gelobl seist du, du groper Gott, du Herr der beiden<br />

Wahrheiten. Ich bin zu dir gekommen, o mein Herr, damit<br />

ich deine Schonheit schaue. Ich kenne dich und kenne den<br />

"5) Mar. Mast. D. 19. 116) Totb. ed. Nav. 125, Vignette<br />

in Ag.

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