Die Agyptische Religion
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Der Kultus in alterer Zeit.<br />
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bau ein gewaltiger Obelisk erhob; er war der Hauptteil des<br />
Tempels und galt gewii3 als der Sitz des Gottes, vielleicht<br />
war er eine Nachahmung des beruhmten Steines Benben<br />
(vgl. S. 33) in Heliopolis, der eine ahnliche Gestalt hatte.<br />
Vor dem Obelisken lag dann der groi3e Altar des Gottes;<br />
sonst war der Hof nur mit wenigen Wirtschaftsgebauden<br />
besetzt und der Gottesdienst ging unter freiem Himmel vor<br />
sich. <strong>Die</strong> Dekoration des Tempels wird im allgemeinen nicht<br />
allzu sehr von der sonst ublichen abgewichen sein, aber in<br />
einem Seitengange der in den Unterbau des Obelisken fuhrte,<br />
war ganz Ungewohnliches dargestellt : wie die Jahreszeiten<br />
dem Konige alles das darbringen, was in ihnen auf dem Lande<br />
und auf dem Wasser vor sich geht, das Wachsen der Pflanzen,<br />
die Vermehrung der Tiere, die Arbeiten der Menschen; vielleicht<br />
hatten diese heiteren Bilder einen Platz im Tempel<br />
erhalten, weil es ja der Sonnengott war, der alles leben und<br />
gedeihen liei3.<br />
Wenn diese Heiligtumer des Re vielleicht ohne ein eigentliches<br />
Kultusbild auskamen, weil sie eben den Obelisken<br />
als einen Sitz des Gottes verehrten, so war dies jedenfalls<br />
nach ..agyptischen Begriffen eine seltsame Abweichung von<br />
dem Ublichen, denn in jedem anderen Kultus war das Gotterbild<br />
das Wichtigste im Tempel. Auf ihm lai3t sich - wie<br />
das spate Inschriften aussprechen - die Seele des Gottes<br />
nieder, wenn sie aus dem Himmel kommt, als auf ihrem<br />
Leibez). So oft diese Kultusbilder nun aber auch erwahnt<br />
werden, und so oft uns auch kleine und groi3e Nachahmungen<br />
davon erhalten sind, so scheint doch keines von ihnen selbst<br />
auf uns gekommen zu sein; sie sind wohl alle bei dem Untergang<br />
der agyptischen <strong>Religion</strong> dem Hasse der Christen zum<br />
Opfer gefallen. Indessen besitzen wir in spaten Tempeln<br />
doch Beschreibungen und Darstellungen, nach denen wir<br />
uns ein genaues Bild von ihnen machen konnen. So besai3<br />
der Tempel der Hathor von Dendera unter anderm folgende<br />
heilige Wesen:<br />
Hathor, bemaltes (2) Holz, Kupfer, eingelegte Augen, Hohe<br />
3 Ellen, 4 Spannen und 2 Finger.<br />
Issis, bemaltes Akazienholz, Augen eingelegt, Hohe I Elle.<br />
HOYUS,<br />
bemaltes Holx, eingelegte Augen, Hohe I Elle und<br />
I Finger.<br />
Buto, bemaltes Holz, goldene Augen, Hohe I Elle usw.3).<br />
<strong>Die</strong>se alten heiligen Bilder hatten also nur geringe Groi3e<br />
(weitaus die meisten waren nur eine Elle, d. h. nur einen<br />
halben Meter hoch) und bestanden in der Regel aus Holz;<br />
a) Dumichen, Temp. Inschr. XXV; Dumichen, Resultate 35-41.<br />
3) Dumichen, Resultate Taf. 34-36; 39-40.