Die Agyptische Religion
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66 Drittes Kapitel.<br />
Von jeher werden die Herrscher es fur ihre Pflicht er-<br />
achtet haben, die hervorragenden Tempel ihres Reiches mit<br />
Geschenken zu bedenken und fur ihre Bauten zu sorgen;<br />
das war eine naturliche Pflicht fur sie. Und weiter wird<br />
man es gelten lassen, wenn in einem solchen Tempel, den der<br />
Konig reich bedacht hatte, auf ihn vor anderen der Segen der<br />
Gotter herabgefleht wurde, und wenn die Inschriften und<br />
Bilder des Tempels das Andenken an ihn wach hielten. Aber<br />
seltsam mutet uns schon die Fiktion an, daij jedes Heiligtum<br />
ausschliefllich vom Konige erbaut und allein vom Konige<br />
unterhalten sein soll, so daij alles. was die frommen Burger<br />
58. Ktinig Apries dargestellt,<br />
wie er den Gottern von Memphis<br />
opfert ; die Inschrift verewigt<br />
aber nur ein Geschenk, das yon<br />
einem Tlirhiiter des Ptahtempels<br />
geweiht ist. (Berlin z I I I).<br />
der Stadt und die eigenen Eyn-<br />
kunfte der Tempel dazu bei-<br />
tragen, ignoriert wird. Das ist<br />
zu allen Zeiten so geblieben<br />
und noch die griechischen Konige<br />
und die romischen Kaiser mussen<br />
es sich gefallen lassen, als Er-<br />
bauer auf allen Tempeln zu<br />
fungieren, die unter ihrer<br />
Regierung fertiggestellt sind.<br />
Aber was ist auch diese<br />
Fiktion gegen das ungeheuer-<br />
liche Gebaren, das in allen<br />
Tempeln den Konig allein an<br />
die Stelle der Menschheit setzt ?<br />
Fur die offizielle agyptische<br />
<strong>Religion</strong>, wie sie in den Tempeln<br />
auftritt, gibt es uberhaupt nur<br />
die Gotter und den Konig; er<br />
dient ihnen, er baut ihnen<br />
Tempel und opfert ihnen und sie<br />
vergelten ihrem lieben Sohne<br />
diese fromme Gesinnung durch<br />
ein Leben von Millionen von<br />
Jahren und durch Sieg uber<br />
seine Feinde und durch ewigen<br />
Nachruhm. <strong>Die</strong> Gotter sind<br />
nicht mehr die des agyptischen<br />
Volkes, es sind die Gotter des Pharao, ihres Sohnes. Und<br />
selbst dieses Verhaltnis des Herrschers zu den Gottern wird<br />
noch weiter verkehrt. Wenn der Konig einen Tempel baut,<br />
so tut er dies nicht so sehr aus Liebe zu dem Gott als aus<br />
Sorge fur den eigenen Nachruhm. Er hat dieses gemacht als<br />
sein Denkmal, beginnt von alters her jede Weihinschrift und<br />
nennt erst dann den Tempel, den der Herrscher seinem Vater,<br />
dem Gotte, erbaut hat. Gewii3, das sind feste Phrasen und