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Die Agyptische Religion

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52<br />

Drittes Kapitel.<br />

schon die geringen Reste, die sich von den alten Tempeln<br />

hier und da erhalteq haben - das Beste verdanken wir den<br />

deutschen Grabungen in Abusir - genugen, um den richtigen<br />

Begriff von ihnen zu gewinnen: sie sahen im wesentlichen<br />

schon ebenso aus wie die groi3en Bauten, die spater an ihre<br />

Stelle getreten sind. <strong>Die</strong> Form, die die alte Zeit dem Tempel<br />

gegeben hatte, ist eben fur alle Zeit vorbildlich geblieben;<br />

galt sie doch als etwas Heiliges, von den Gottern selbst Ge-<br />

schaffenes. Ptah und Sefchet-abui (vgl. S. 26) hatten ja<br />

einst selbst die Pflijcke eingeschlagen und deiz Strick gespannt,<br />

um den Grundrii3 des Heiligtumes anzugeben. Wenn wir<br />

daher im folgenden einen Tempel des neuen Reiches schildern,<br />

so schildern wir damit gewii3 auch einen der alteren Zeit.<br />

Wir sind heute gewohnt, die schonsten Ruinen agyp-<br />

tischer Tempel in Feldern und Garten liegen zu sehen und<br />

nehmen danach unwillkurlich auch fur das Altertum eine<br />

gleiche Lage an. In Wirklichkeit lagen die Tempel aber<br />

gerade im Innern der Stadte, mitten in dem Hausergewirr<br />

und den engen schmutzigen Gassen einer sudlichen Stadt.<br />

Gegen das larmende Treiben, das sie rings umgab, schloij eine<br />

hohe Ziegelmauer ihren Bezirk ab, als eine stille reine Statte<br />

in der unreinlichen und lauten Welt. Auch der Weg zum<br />

Tempel hatte einst durch die Gassen der Stadt gefuhrt, dann<br />

aber hat man uberall einen freieren Zugang zu ihm geschaffen,<br />

der den Festzugen eine bessere Entfaltung erlaubt. Man<br />

hat einen geraden breiten Gottesweg durch die Hauserviertel<br />

gebrochen und hat ihn auf beiden Seiten mit Statuen von<br />

Widdern, Lowen oder anderen heiligen Tieren besetzt, die<br />

als eine steinerne Wache die Menge von dem Wege des Gottes<br />

fernhalten sollen. Wo diese Strai3e auf die Umwallung des<br />

Heiligtums stoat, ragt aus dieser der Vorbau des Tempels<br />

auf, der sogenannte Pylon, ein groi3es Tor, das von zwei<br />

hohen Turmen mit schragen Wanden flankiert wird. Hinter<br />

diesem Tore liegt der erste Hauptraum, ein von Saulengangen<br />

umschlossener offeher Hof; in ihm spielen sich diejenigen Feier-<br />

lichkeiten ab, an denen ein groi3erer Kreis von Burgern der<br />

Stadt teilzunehmen berechtigt ist. Auf den Hof folgt dann<br />

ein von Saulen getragener Saal, der Raum fur allerlei Zere-<br />

monien, und dahinter liegt endlich das Allerheiligste, die<br />

Kammer, in der das Gotterbild seine Wohnung hat. Andere<br />

Kammern daneben pflegen die Bilder seiner Gattin und<br />

seines Sohnes zu enthalten. Das sind die wesentlichen Raume<br />

eines Tempels; naturlich kann er aui3er ihnen noch allerlei<br />

Nebenraume enthalten, zur Aufbewahrung von heiligem Gerat<br />

oder zu besonderen Zwecken des Kultus. Charakteristisch<br />

ist dann weiter fur jeden Tempel, dai3 seine einzelnen Teile<br />

von vorn nach hinten allmahlich an Hohe abnehmen und

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