Die Agyptische Religion
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Drittes Kapitel.<br />
schon die geringen Reste, die sich von den alten Tempeln<br />
hier und da erhalteq haben - das Beste verdanken wir den<br />
deutschen Grabungen in Abusir - genugen, um den richtigen<br />
Begriff von ihnen zu gewinnen: sie sahen im wesentlichen<br />
schon ebenso aus wie die groi3en Bauten, die spater an ihre<br />
Stelle getreten sind. <strong>Die</strong> Form, die die alte Zeit dem Tempel<br />
gegeben hatte, ist eben fur alle Zeit vorbildlich geblieben;<br />
galt sie doch als etwas Heiliges, von den Gottern selbst Ge-<br />
schaffenes. Ptah und Sefchet-abui (vgl. S. 26) hatten ja<br />
einst selbst die Pflijcke eingeschlagen und deiz Strick gespannt,<br />
um den Grundrii3 des Heiligtumes anzugeben. Wenn wir<br />
daher im folgenden einen Tempel des neuen Reiches schildern,<br />
so schildern wir damit gewii3 auch einen der alteren Zeit.<br />
Wir sind heute gewohnt, die schonsten Ruinen agyp-<br />
tischer Tempel in Feldern und Garten liegen zu sehen und<br />
nehmen danach unwillkurlich auch fur das Altertum eine<br />
gleiche Lage an. In Wirklichkeit lagen die Tempel aber<br />
gerade im Innern der Stadte, mitten in dem Hausergewirr<br />
und den engen schmutzigen Gassen einer sudlichen Stadt.<br />
Gegen das larmende Treiben, das sie rings umgab, schloij eine<br />
hohe Ziegelmauer ihren Bezirk ab, als eine stille reine Statte<br />
in der unreinlichen und lauten Welt. Auch der Weg zum<br />
Tempel hatte einst durch die Gassen der Stadt gefuhrt, dann<br />
aber hat man uberall einen freieren Zugang zu ihm geschaffen,<br />
der den Festzugen eine bessere Entfaltung erlaubt. Man<br />
hat einen geraden breiten Gottesweg durch die Hauserviertel<br />
gebrochen und hat ihn auf beiden Seiten mit Statuen von<br />
Widdern, Lowen oder anderen heiligen Tieren besetzt, die<br />
als eine steinerne Wache die Menge von dem Wege des Gottes<br />
fernhalten sollen. Wo diese Strai3e auf die Umwallung des<br />
Heiligtums stoat, ragt aus dieser der Vorbau des Tempels<br />
auf, der sogenannte Pylon, ein groi3es Tor, das von zwei<br />
hohen Turmen mit schragen Wanden flankiert wird. Hinter<br />
diesem Tore liegt der erste Hauptraum, ein von Saulengangen<br />
umschlossener offeher Hof; in ihm spielen sich diejenigen Feier-<br />
lichkeiten ab, an denen ein groi3erer Kreis von Burgern der<br />
Stadt teilzunehmen berechtigt ist. Auf den Hof folgt dann<br />
ein von Saulen getragener Saal, der Raum fur allerlei Zere-<br />
monien, und dahinter liegt endlich das Allerheiligste, die<br />
Kammer, in der das Gotterbild seine Wohnung hat. Andere<br />
Kammern daneben pflegen die Bilder seiner Gattin und<br />
seines Sohnes zu enthalten. Das sind die wesentlichen Raume<br />
eines Tempels; naturlich kann er aui3er ihnen noch allerlei<br />
Nebenraume enthalten, zur Aufbewahrung von heiligem Gerat<br />
oder zu besonderen Zwecken des Kultus. Charakteristisch<br />
ist dann weiter fur jeden Tempel, dai3 seine einzelnen Teile<br />
von vorn nach hinten allmahlich an Hohe abnehmen und