Die Agyptische Religion
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74<br />
Viertes Kapitel.<br />
gewehrt. <strong>Die</strong> Gotter jauchzen, die Mannschaft des Re ist zufrieden;<br />
die Feande des Atum sind gefallt, Karnak ist zufrieden,<br />
Heliopolis jauchzt. Auch die mythologische Rolle des Sonnengottes<br />
ubernimmt Amon-Re und man ruhmt ihm nach, daij er<br />
zwischen Horus und Seth gerichtet habe in der gropen Halle,<br />
als das Oberhaupt der gropen Gotterneunheit. Und als Sonnengott<br />
gilt er nun auch wie dieser als der Schopfer, Erhalter<br />
und Ernahrer aller Wesen, der dies alles gemacht hat, der<br />
Einzige mit den vielen Handen. Er befahl und die Gotter entstanden,<br />
er ist der Vater der Gotter, der, der die Menschen<br />
machte und die Tiere schuf. <strong>Die</strong> Menschen kamen aus seinen<br />
dugen und die Gotter aus seinem Mund (vgl. S. 34 u. 33). Er<br />
ist der, der das Kraut macht fiir die Herden und den Fruchtbaum<br />
fur die Menschen; der schafft, wovon die Fische im Strome leben<br />
und die Vogel unter dern Himmel; der dem im Ei den Atem<br />
gibt und den Sohn des Wurmes ernahrt; er macht, wovon die<br />
Miicken leben und ebenso die Wiirmer und Flohe; der macht,<br />
was die Mause in ihren Lochern brauchen und der die Vogel<br />
auf allen Baumen ernahrt. Der Nil kommt um seinetwegen,<br />
er der Siipe, Vielgeliebte, und wenn er kommt, so leben die<br />
Menschen. Und dieses Oberhaupt aller Gotter ist doch von<br />
freundlichem Herzen, wenn man zu ihm rujt. Er errettet den<br />
Furchtsamen vor dem Frechen. Daher liebt und verehrt ihn<br />
auch alles, so hoch der Himmel und so weit die Erde ist, so tief<br />
das Meer ist. <strong>Die</strong> Gotter neigen sich VOY deiner Majestat und<br />
erheben ihren Schopfer, sie jauchzen, wenn sich ihr Erzeuger<br />
naht; ,>Preis dircc, sagt jedes Wild, uLob dircc, sagt jede Wiiste.<br />
Deine Schonheit erobert die Herzen. <strong>Die</strong> Liebe zu dir lahmt<br />
die Arme und deine schone Gestalt (?) macht die Hande sinken;<br />
das Herz vergipt, weil man nach dir schaut. Und in dieser<br />
Rolle des allen wohltuenden Sonnengottes, der lebenden Lampe,<br />
die aus dem Himmelsozean aufgeht 7), ist Amon wirklich<br />
popular geworden. Der Beamte betet zu ihm um Beforderung<br />
g), der Unterdruckte vertraut auf ihn, denn er ist der<br />
Vezzer des Armen, der keine Bestechung nimnzt und der auch<br />
die Zeugen nicht beeinfluijt 9). Wer vorsichtig etwas<br />
verspricht, der fugt hinzu, wenn Amon mich am Leben<br />
lap IO).<br />
Freilich entschwindet der Sonnengott, von dem Amon<br />
dies alles ubernommen hat, darum doch noch nicht aus den<br />
Augen seines Volkek. Ruhig nennt man ihn nach wie vor<br />
neben dem Amon als einen besonderen Gott und stellt heide<br />
nebeneinander dar. In dem Gebete, mit dem man die Briefe<br />
anfangt, empfiehlt man den Adressaten immer in erster Linie<br />
7) Paheri 9, I. 8) Anastasi IV, IO, 5, 9) Pap.<br />
Bologna 1092, 2,3. 10) Pap. Tur. 16, 3.