Die Agyptische Religion
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<strong>Die</strong> Entwicklung des Gotterglaubens in klterer Zeit. 39<br />
die Sonne, wenn sie im Horizonte aufgeht, damit sie Lich.t spende<br />
dem, der im Dunkel war. Er war gerecht und befestigte die<br />
Wahrheit in Agypten; auch war er (was auch der griechische<br />
Bericht noch weii3) ein groi3er Kriegsheld, ruhmreich, wenn<br />
er den Feind fallte, und kraftig, wenn er seinen Gegner totete;<br />
die Furcht vor ihm war seinen Feinden eingeflopt und er er-<br />
weiterte die Grenzen. Und ebenso trefflich herrschte er uber<br />
die Gotter, als der Leiter jedes Gottes, mit trefflichen Befehlen;<br />
die grope Neunheit (der Gotter) lobte ihn und die kleine liebte<br />
ihn. Weshalb ihm Seth dann feindlich wurde, gibt auch der<br />
griechische Bericht nicht an; vielleicht hielt man den Grund<br />
fur selbstverstandlich, denn wenn in orientalischen Herrscher-<br />
hausern von zwei Brudern der eine die Herrschaft angetreten<br />
hat, so kann der andere als sein naturlicher Gegner gelten.<br />
Wir horen nur, daij Seth dem Osiris nachstellte. Er ver-<br />
mochte aber lange ihm nichts Boses anzutun, denn Isis<br />
war seine treue Huterin: sie war sein Schutz und wehrte die<br />
Feinde ab, denn sie war klug mit treflichdr Zunge, ihr Wort<br />
fehlte nicht, und sie war vorzuglich im Befehlen. Da versuchte<br />
Seth es mit List, und es gluckte ihm, den Osiris zu toten;<br />
wenn wir Plutarchs Bericht glauben durfen, verlockte er ihn,<br />
sich aus Scherz in einen Kasten zu legen, verschloij diesen<br />
und warf ihn ins Meer.<br />
So blieb Isis verlassen und der Herrschaft beraubt zu-<br />
ruck und wui3te nicht einrnal, wo ihres Gatten Leiche sich<br />
befand. Sie suchte ihn, ohne zu ermiiden; kummervoll durckzog<br />
sie das Land und lieb sich nicht nieder, ehe sie ihn gefunden<br />
hatte. Dann setzte sie sich mit ihrer Schwester Nephthys<br />
bei der Leiche nieder und stimmte jene Klage anI7), die<br />
das Vorbild aller Totenklagen geworden ist: aKomm zu deinem<br />
Hause, komm zu deinem Hause, o Gott On! Komm zu deinem<br />
Hause, du der du keine Feinde hast. 0 schoner Jangling, komm<br />
zu deinem Hause, dap du mich sehest. Ich bin deine Schwester,<br />
die du liebst: du sollst nicht von mir weichen. 0 schoner Knabe,<br />
komm zu deinem Hause.. . Ich sehe dich nicht und doch bangt<br />
mein Herz nach dir und meine Augen begehren dich. . . Komm<br />
zu der, die dich liebt, die dich liebt, Wennofre, du seliger! Komm<br />
zu deiner Schwester, komm zu deinem Weibe, zu. deinem Weibe,<br />
du dessen Hem stille steht. Komm zu deiner Hausfrau. Ich<br />
bin deine Schmester von der gleichen Mutter, du sollst nicht fern<br />
von mir sein. <strong>Die</strong> Gotter und die Menschen haben ihr Gesicht<br />
zu dir gewandt und beweinen dich zusarnmen.. . Ich rufe nach<br />
dir und weine, dap man es bis zum Hi.mmel hort, aber du horst<br />
meineStimme nicht, und ich bin doch deine Schwester, die du<br />
17) Nach dem Pap. P. 3008 unserer Sammlung, der als olamen-<br />
tations d’Isis et de Nephthyse bekannt ist.