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Die Agyptische Religion

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I72<br />

Siebentes Kapitel.<br />

sich dieses Hirtenleben des Horus, auf das sonst nirgends<br />

angespielt wird, erst selbst ersonnen habe; Horus war nun<br />

einmal der Gotterknabe v,or anderen, da konnte man ihm<br />

alles zuschreiben, was die irdischen Knaben in Agypten<br />

tun mufiten. Auch sonst mag es um die Echtheit der in<br />

diesen Spruchen mitgeteilten Sagen nicht immer zum besten<br />

stehen.<br />

Wahrend in allem, was wir bisher angefuhrt haben, die<br />

Hife der Gotter als ein Geschenk erscheint, das sie ge-<br />

wahren, wenn der Zauberer sie in den richtigen Worten<br />

dazu auffordert, zeigen andere eine merkwurdige Uber-<br />

treibung des naturlichen Verhaltnisses : der Magier bedroht die<br />

Himmlischen, damit sie ihm seinen Willen tun. Derartige<br />

Drohungen finden sich schon in der alten Totenliteratur:<br />

0, ihr Gotter vom Horizont! heif3t es in einem Spruche, der<br />

uns in den Pyramidentexten erhalten ist, so wahr ihr wollt,<br />

dab Atum (euer Herr) lebt, daa ihr euch mit 01 salbt, dap<br />

ihr Kleider anzieht, da/3 ihr ewe Speisen empfangt, so nehmt<br />

seine Hand und setzt ihn in das Speisenfeld 15). Oder noch<br />

drastischer heif3t es ebenda: Wenn ihr aber nicht die Fahre<br />

zu ihm fahrt, . . . . . so wird er die Locken auf euren Kopfen<br />

ausreiaen wie Knospen an den SeeufernI6). Wenn ihr den<br />

Toten nicht mit seiner Familie zusammenfuhrt, so hat es<br />

mit der Verehrung der Gotter ein Ende; dann raubt man die<br />

erlesenen Fleischstiicke von den Altaren der Gotter, man opfevt<br />

keine Brote mehr, man mischt kein Weiabrot mehr und kein<br />

Fleischstuck wird mehr vom Schlachtblock dem Gotte dar-<br />

gebracht 17). Ja die ganze Welt wird der Zauberer umdrehen;<br />

wenn er nicht gerechtfertigt herausgehen soll: so steigt Re nicht<br />

zum Himmel empor, sondern der Nil steigt zum Himmel empor<br />

und lebt von der Wahrheit und Re steigt zum Wasser hinab und<br />

lebt von den Fischen 18). Wie diese Drohungen hier ausgefuhrt<br />

werden sollen, wird nicht gesagt; in anderen Fallen beruft<br />

sich der Magier darauf, daf3 er das hochste Geheimnis des<br />

Gottes kenne, seinen Namen, in dem seine Macht beruht.<br />

So schon in der eben angefuhrten Stelle aus den Pyramiden-<br />

texten, wo er droht, diesen Namen den Menschen zu sagen und<br />

ebenso in spateren Zaubern. Denn diese Namen der Gotter<br />

.haben eine furchtbare Macht; wenn man den einen am Ufer<br />

des Flusses ausspricht, so verloscht der Flua, und wenn man<br />

ihn auf dem Lande ausspricht, so wird es Funken spriihen.<br />

Wenn daher ein Krokodil den Magier angreift, der diesen<br />

Namen lrennt, so wird er kraft seiner die Erde in die Flut<br />

15) Pyr. 879-880. 16) Pyr. 1223. 17) Lacau,<br />

Is) Toth. ed. Nav.<br />

Textes religieux im Recueil XXVI, 6ga.<br />

65, 12.

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