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Die Agyptische Religion

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28 Erstes Kapitel.<br />

wurde fruh eine anerkannte Gottin. Bei anderen oft dargestellten<br />

Baumen, die wohl am Wustenrande standen,<br />

nahm man an, daCl sie die Statte einer himmlischen Gottin<br />

seien, die den armen Toten Essen und Wasser reiche und<br />

die man Nut oder Hathor zu nennen pflegt.<br />

Mehr aber noch als zu den Baumen hat sich der Agypter<br />

der alten Zeit zu den Tier en hingezogen gefuhlt, und gern<br />

denkt er sich seine Gotter in Tiergestalt. Freilich in den<br />

meisten Falien war diese Vorsteilung, wie wir schon oben<br />

gesehen haben (S. 9, IO), urspriinglich kaum ernst gemeint;<br />

sie war nur ein Erzeugnis der naiven Poesie, die ihre Gotter<br />

mit mannhaften Stieren oder am Himmel kreisenden Falken<br />

verglich, die Gottinnen aber mit glatten bunten Schlangen;<br />

die den Himmel als eine Kuh versinnbildlichte und die Mondsichel<br />

als den krummen Schnabel eines Ibis33). Aber mie fest<br />

solche Bilder fur Ubersinnliches sich im Denken eines Volkes<br />

einburgern konnen, ist ja bekannt; selbst wir Modernen<br />

konnen uns nicht von ihnen losmachen und sprechen von<br />

Gottes Handen und Gottes &fund, und wenn wir lebhaft an<br />

ihn denken, so schauen selbst wir ihn immer noch unwillkurlich<br />

in der Gestalt eines Greises. So verwendet man<br />

denn diese Bilder standig auch in der Kunst, wie wir dies<br />

oben ja bei den einzelnen Gottern gezeigt haben, und selbst in<br />

die Schrift haben sie sich eingenistet, und man schreibt den<br />

Gott mit einem Falken und die Gottin mit einer Schlange.<br />

Wenn dam so im RewuBtsein des Volkes eine Gottheit<br />

und ein Tier als zueinander gehorig galten, so lag es nahe,<br />

daCl man im Tempel dieses Gottes nun auch sein<br />

f<br />

Tier lebendig sehen wollte; man hatte im Heiligtum<br />

des Sobk einen Teich mit einem Krokodil,<br />

hegte in dem der Ra.stet eine Katze und hielt<br />

im Tempel des Sonnengottes Falken. Und es<br />

"Ii' konnte dann nicht ausbleiben, daij auf solch<br />

ein lebendes Bild des Gottes auch etwas von<br />

dessen Heiligkeit uberging und daij insbesondere<br />

das niedere Volk sich zu diesem Gotte, der<br />

sich bewegte und der seine Verehrer anblickte,<br />

fast mehr hingezogen fuhlte, als zu dem Gotter-<br />

39. Heiliger bilde, das sich im Allerheiligsten des Tempels<br />

Falke*<br />

vor den Glaubigen verbarg und das nur an den<br />

groflen Festtagen dem Volke gezeigt wurde.<br />

SchlieBlich sind dann diese ehrwurdigen Tiere auch fur<br />

die offizielle <strong>Religion</strong> heilig geworden, und man denkt sich<br />

auch sie ah Wohnsitze des Gottes.<br />

33) <strong>Die</strong>s scheint mir die einzige Ahnlichkeit, die man zwischen<br />

Ibis und Mond finden kann, doch ist es nur Vermutung.

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