Die Agyptische Religion
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Der Gatterglaube und der Kultus im neuen Reich. 85<br />
v. Chr.) tritt uns die agyptische Kirche grofiartiger und glan-<br />
zender entgegen als je zuvor und je nachher. Ihren Sitz<br />
hat sie in jenen Tempelpalasten, denen keine Zeit und kein<br />
Land ahnliches an die Seite zu stellen hat, in denen es von<br />
kostbaren Geraten glanzte und ip denen die Opfer und<br />
Feste auf das groBartigste begangen wurden. Und wie groD<br />
war das Vermogen, das die Haupttempel besaflen! Unter<br />
Ramses 111. besafien die Amonstempel von Theben 2393 qkm<br />
Acker und 81 322 Untertanen sowie 421 362 Stuck Vieh;<br />
Heliopolis hatte 441 qkm Acker, 12 963 Untertanen und<br />
45 544 Stuck Vieh; die betreffenden ZahIen fur Memphis,<br />
das weit zuriickstand, waren noch 28 qkm, 3079 Kopfe und<br />
IO 047 Stuck. Solche Vermogen und solche Tempel konnten<br />
naturlich nicht mehr in der einfachen Weise der alten Zeit<br />
verwaltet werden, wie sie bei den kleineren Tempeh gewifi<br />
noch weiter bestand. Sie erforderten vielmehr einen ganzen<br />
Verwaltungsapparat,..in dem vornehme Leute als Vorsteher<br />
des Schatzes, der Acker, Scheunen, Rinder oder Bauern<br />
fungierten, mit Schreibern und Soldaten, mit Baumeistern,<br />
Bildhauern und Malern und allerlei Unterbeamten. Es war<br />
eine groije Macht, die in den Handen der leitenden Priester<br />
eines solchen Heiligtumes lag, und insbesondere die Hohen-<br />
priester des Amon waren Manner von fast koniglichem Range.<br />
Wie die Laufbahn eines solchen Kirchenfursten sich<br />
abspielte, das erzahlt uns einer derselben, Bekenchons, der<br />
Zeitgenosse Ramses’ II., auf seiner Statue in Muncheri. Er<br />
war vermutlich ein Nachkomme eines Bekenchons, der unter<br />
Anienophis 111. Hoherpriester des Amon gewesen war, und<br />
hatte schon als SaugZing im Amonshause gelebt. Trotzdem<br />
er also wohl von vornherein fur den geistlichen Stand be-<br />
stimmt gewesen sein wird, erhielt er d<br />
funfzehnten Jahre wie andere vornehme<br />
tarische Erziehung als Stalloberster des Konigs. Dann trat<br />
er als Werb (S. 69) in den <strong>Die</strong>nst des Amon ein und blieb<br />
vier Jahre auf dieser untersten Stufe seiner Priesterschaft.<br />
Weiter hatte er zwolf Jahre als Gottesvater zu dienen, fiinf-<br />
zehn Jahre als dritter Priester und zwolf Jahre als zweiter.<br />
Dann aber in seinem neunundfunfzigsten Jahre machte ihn<br />
der Gott wegen seiner staunenswerten Vortreflichkeit zum ersten<br />
Priester des Amon und dieses Amt durfte er noch sechsund-<br />
zwanzig Jahre lang bekleiden, als ein guter Vater der Unter-<br />
gebenen, der ihren Nachwuchs aufzog, dern Elenden die Hand<br />
reichte, den Geringen ernahrte zrnd Herrliches in seinem Tempel<br />
tat. Denn er war dem Konige der oberste Baumeistev fur<br />
Theben und schmuckte es in seinem Auftrage rnit allerlei<br />
Bauten und Obelisken; er bepflanzte es rnit Baumen und<br />
sorgte auch sonst fur die herrliche Ausstattung Karnaks.