Die Agyptische Religion
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266 Zwolftes Kapitel.<br />
zusammengefiilzrt. . . . Ich habe verfiigt, dap die Eltern von den<br />
Kindern geliebt werden. Ich machte mit meinem Bruder Osiris<br />
dem Menschenfressen ein Ende. Ich habe den Menschen die<br />
Mysterien gezeigt. Ich habe die Gotterbilder zu ehren gelehrt.<br />
Ich habe die Tempelbezirke der Gotter festgestellt. Iclz habe<br />
die Regierungen der Tyrannen zerstort. Ich habe die Manner<br />
gezwungen, die Weiber zu lieben. Icla habe die Gerechtigkeit<br />
starker gemacht als Gold und Silber. Ich habe verfiigt, dab<br />
man das Wahre fur schon halt . . . 12). Ganz ahnlich sollte<br />
eine Inschrift lauten, die angeblich in Nysa in Arabien auf<br />
einem Grabe der Isis stand und auf einem Grabe des Osiris<br />
sollte ebenda zu lesen sein: Mein Vater ist Kronos, der<br />
jiingste alley Gotter, und ich bin der Konig Osiris, der iiber<br />
die ganze Erde hin Krieg gefiihrt hat, bis hin zu den unbe-<br />
wohnten Statten der Inder und ZZL den Gegenden des Nordens,<br />
his zu den Quellen der Donau und wieder bis zu dem Ozean.<br />
Ich bin der alteste Sohn des Kronos und als ein Keim aus<br />
einem schonen, edlen Ei . . . ward ich geboren. Es gibt keinen<br />
Ort in der Welt, wohin ich nicht gekommen ware, und allen<br />
gab ich, was ich gefunden hatte 13).<br />
Alles, was man von diesen Gottern dachte, fafit dann<br />
ein kleines Lied zusammen, das uns eine Inschrift zu Cius<br />
in Bithynien erhalten hat 14) :<br />
Dich alley Himmlischen Konig, ich griipe dich, ew'ger Anubis<br />
und deinen Vater Osiris, den heiligen goldenbekranzten;<br />
er ist Zeus der Kronide, er ist der gewaltige Amon,<br />
der Unsterblichen Konig, und hochgeehrt als Serapis.<br />
Dich auch selige Gottin und Mutter, vielnamige Isis,<br />
die der Himmel gebar auf den flimmernden Wellen des Meeres,<br />
und die das Dunkel erzog als das Licht fur alle die Menschen;<br />
die als Alteste du das Szepter fiihrst im Olympus,<br />
und als gottliche Herrin die Erde regierst und die Meere,<br />
die du alles erblickst - vie1 Gutes gabst du den Menschen.<br />
Man sieht, wie die agyptische <strong>Religion</strong> sich hier ver-<br />
einfacht hat; von allen Gottern sind aul3er der Isis eigent-<br />
lich nur zwei ubrig geblieben, Osiris Serapis, der zugleich<br />
der Amon ist, und Horus, der zugleich Anubis ist. Isis ist<br />
die Ordnerin der Natur, und sie ist es gewesen, die den<br />
Menschen zum Menschen gesellt hat. Neben ihr tritt auch<br />
Osiris zuruck; trotz der Eroberungen, die ihm seine euro-<br />
paischen Freunde zuschreiben, ist er eigentlich nur der ver-<br />
storbene Gatte, um den Isis trauert. Bei allen aber hat<br />
der menschliche Zug, den diese Gotter schon in alter Zeit<br />
1,) CIG. XII, 5, I p. 217. '3) Diod. I, 27. '4) CIG 3724.