Die Agyptische Religion
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<strong>Die</strong> agyptische <strong>Religion</strong> in den Nachbarlandern.<br />
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und wenn die besiegten agyptischen GroBen kommen, um<br />
dem Athiopenkonige zu huldigen, so laBt dieser Barbar von<br />
allen nur einen in sein Zelt treten, denn die andern sind<br />
unbeschnitten und essen Fische, was ein Greuel fur den Palast<br />
ist 6). Und in jeder Stadt, die seine wilden Horden erobern,<br />
besucht.der Konig die Gotter und beschenkt sie, denn die<br />
Gotter Agyptens sind auch die seinen ... Vor allem genieijt<br />
Theben den zweifelhaften Vorzug, den Athiopen als der hei-<br />
ligste Ort zu gelten; lange ist es in ihrem Besitz gewesen,<br />
und athiopische Prinzessinnen haben als Gottesweiber (S. 185 1<br />
in ihm geschaltet.<br />
AIS dann fur Agypten im siebenten Jahrhundert die<br />
glorreichen Tage des ersten Psammetich anbrechen und die<br />
Athiopen endgultig aus Agypten vertrieben werden, da ver-<br />
sinkt das obere Niltal bald in noch tiefere Barbarei. Wer die<br />
groBe Inschrift unseres Museums liest, in der ein Konig<br />
Nastesen seine Taten erzahlt, der wahrscheinlich zu Kam-<br />
byses’ Zeit in Meroe residierte, der weif3 nicht, woruber er<br />
mehr staunen soll, ob uber die Barbarei der Sprache und<br />
Schrift oder uber die Barbarei des Inhalts. Aber ein frommer<br />
Anhanger der agyptischen Gotter ist dieser kuheraubende<br />
Neger vor andern, und was er den Wustenstammen auf seinen<br />
Raubzugen abnimmt, das weiht er zum guten Teile den<br />
Gottern. Vor allem schuldet er dem Amon von Napata Dank,<br />
denn der hat ihn einst aus Meroe berufen und zum Konige<br />
erklart; aber auch die anderen Gotter haben diesen BeschluB<br />
des Hauptgottes bestatigt, als er ihnen nach seiner Thron.<br />
besteigung Besuche in ihren Stadten machte.<br />
<strong>Die</strong>sem Reiche des Amon, das unter Negern und Nu-<br />
biern aufgerichtet war, ist dann zwar im dritten Jahrhundert<br />
v. Chr. ein Ende bereitet worden, als ein Konig, der eine<br />
grieckische Bildung genossen hatte, mit seinen Soldaten in das<br />
Allerheiligste drang, WO die goldene Kapelle stand und die<br />
Priester totete 7), aber an dem religiosen Charakter des athiopi-<br />
schen Konigtums ist damit schwerlich vieles geandert worden,<br />
und auch von der griechischen Bildung des Herrschers ist<br />
nichts auf sein Volk gekommen. An Stelle von Napata wird<br />
jetzt Meroe zur heiligen Stadt, das noch tiefer im Lande,<br />
etwas nordlich von Chartum liegt, und damit werden auch<br />
die Gotter immer barbarischer und afrikanischer. Wer die<br />
Bilder der Tempe1 von Begerawie und Bennaga sieht, auf<br />
denen mit Schmuck uberladene Wilde als Pharaonen zu un-<br />
geschlachten Gottern in hdlb-agyptischem Ornat beten, der<br />
sieht schon daran, wie tief dieser Abkommling der agypti-<br />
schen <strong>Religion</strong> gesunken war. Und sollten wir einmal dahin<br />
6) Pianchistele 150. 7) Diodor 3; 6.