Die Agyptische Religion
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274<br />
Zwolftes Kapitel.<br />
er stolz seinen kahlen Kopf zur Schau, der jedem anzeigt,<br />
daij er ein Priester der agyptischen Gotter ist 30).<br />
Nur die wenigsten mogen die Isis mit so schwarmerischer<br />
Frommigkeit verehrt haben wie dieser Eingeweihte, aber<br />
wenn die anderen ihr nur auijerlich dienten, so war dafur<br />
ihre Zahl eine um so groijere. In dem weiten romischen Reiche<br />
wird es keine Provinz gegeben haben, wo man den agyptischen<br />
Gottern nicht gedient hat, und Tertullian konnte sagen, die<br />
game Erde schwort jetzt beim Serapis 31). In Nordafrika, in<br />
Spanien, in den Donaulandern, in Frankreich und selbst in<br />
England begegnen wir Inschriften, die der Isis und dem<br />
Serapis huldigen. Auch in den Alpenlandern und in Deutsch-<br />
land hatte sie ihre Statte3Ia). Der Nonsberg sudlich von<br />
Bozen war, wie eine christliche Quelle scheltend berichtet 32),<br />
163. Isisstatue aus Koln.<br />
wie ein zweites Alexandrien voll<br />
von doppelgestaltigen Anubis<br />
und von vielgestaltigen, halb-<br />
menschlichen Bildern . . . . voll<br />
von der Raserei der Isis und<br />
dew Verschwinden des Serapis,<br />
und zu Pulst, im karntnerischen<br />
Glantal, lag ein Heiligtum<br />
der norischen Isis33). In Illarien-<br />
hausen im Rheingau stand ein<br />
Altar des Serapis, den ein<br />
romischer Offizier errichtet<br />
hatte 34), und kleine Bronze-<br />
figuren der agyptischen Gotter<br />
sind wiederholt auf rheinischem<br />
Boden gefunden worden. Den<br />
merkwiirdigsten Beleg aber hat<br />
uns doch die St. Ursulakirche<br />
in Koln bewahrt, eine kleine<br />
Statue der unbesiegten Isis,<br />
die im Mittelalter zu einem<br />
ihrer Saulenkapitale verarbeitet<br />
war 35). Und wenn sich unweit<br />
dieser Kirche das Grab eines<br />
Agypters, des Horus, des Sohnes<br />
des Pabek, gefunden hat, so fragt man sich unwill-<br />
kurlich, ob dieser Mann, der vom Nile zum Rheine ver-<br />
30) Apulejus, Metamorph, XI, 19 ff. 3’) Tertullian, ad nat. 2, 8.<br />
31a) Aber wenn Tacitus Germ. g einem Teil der Sueben die Verehrung<br />
der Isis zuschreibt, so wollen wir dies noch nicht glauben; er folgert es wohl<br />
nur daraus, dal3 sie als Heiligtum ein Schiff haben. 32) Acta SS.<br />
XIX Mai p. 44. 33) CIJ,. I11 4806 e. 34) cud. XIII 7610.<br />
35) Schaaffhausen, Bonn. Jahrb. 76, 38 = C I L XI11 8190; vgl. ih. 8191.