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Die Agyptische Religion

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142 Sechstes Kapitel.<br />

wahrenden Totenkultus seiner Verstorbenen nicht auf die<br />

Dauer bestreiten. Was half es, dafj der regierende Pharao<br />

den guten Willen hatte, seine Pietatspflcht gegen die<br />

Konige Vorfahren und gegen alle die alten Koniginnen und<br />

Prinzen treu zu erfullen? ES muijte dbch unausbleiblich<br />

einmal der Tag kommen, wo seine Rate ihm erklarten,<br />

es halte schwer, fur das eigene Grab des Herrschers<br />

eine genugende Stiftung zu schaffen, und es sei unmoglich,<br />

die Angehorigen des Konigs alle genugend zu bedenken.<br />

Es bleibe also nichts ubrig, als die Stiftung irgend eines<br />

halb vergessenen Vorfahren einzuziehen und fur die Bedurf-<br />

nisse der Gegenwart zu verwenden. Und wenn Konig Sahure<br />

den Wunsch hege, seinen alten Paiastbeamten Persen mit<br />

einer dauernden Spende zu erfreuen, so mochte es wohl<br />

das Richtigste sein, die Stiftung der alten Konigin.Neferhotpes<br />

heranzuzieherund die zwei Kuchen und das 01, das diese<br />

taglich aus dem Ptahtempel fur ihr Grab beziehe, auf diesen<br />

verdienten Mann zu ubertragen I8). Was aber in den groijen<br />

Verhaltnissen des Konigtumes nicht ausbleiben konnte, das<br />

mui3te um so mehr in den privaten Familien eintreten; auch<br />

die reichste mui3te nach einigen Generationen genotigt sein,<br />

die Einkunfte der alteren Graber fur die Graber ihrer eige-<br />

nen Zeit zu benutzen. <strong>Die</strong> Totenpriester aber ltummerten<br />

sich nur um die neuen Graber, fur die sie bezahlt wurden;<br />

die alten schloB man zu und uberlieij sie sich selbst. Was<br />

aber dann eintreten mufjte, das lehrt uns ein Beispiel aus<br />

dem modernen Agypten. Im funfzehnten Jahrhundert unserer<br />

Zeitrechnung hatten sich die Mamlukensultane zu Kairo<br />

Grabanlagen geschaffen, die an Groijartigkeit mit den Grabern<br />

des alten Agypten wetteiferten; es waren Moscheen, die mit<br />

Schulen und Raumen fur Studierende versehen waren; reiche<br />

Stiftungen dienten zu ihrem Unterhalt und zu der Besoldung<br />

des groijen Personals, das an ihnen beschaftigt war. <strong>Die</strong>se<br />

Stiftungen sind im Anfange des neunzehnten Jahrhunderts<br />

aufgehoben worden, und schon heute sind diese Grab-<br />

moscheen traurige verfallene Ruinen, aus denen alles heraus-<br />

gebrochen und gestohlen ist, was zu stehlen verlohnt. <strong>Die</strong><br />

einen werden von einem Bettlergesindel bewohnt, den Nach-<br />

kommen der dort einst ansassigen Moscheenbeamten, die<br />

anderen hat der Staat nutzbringend zu Magazinen verwertet.<br />

Wir haben keinen Grund anzunehmen, dai3 das im alten<br />

Agypten je anders gewesen ware, auch dort wird es mit einem<br />

nicht mehr gepflegten Grabe rasch zu Ende gegangen sein 19).<br />

18) Berlin 11 406 (= Mar. Mast. D. 45). '9) Seit ich<br />

dieses schrieb, haben wir durch die deutschen Grabungen zu Abusir<br />

die traurige Geschichte einer koniglichen Grabanlage wirklich kennen

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