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Die Agyptische Religion

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Der Totenglaube der alteren Zeit und des neuen Reiches. I 23<br />

die Halle der beiden Wahrheiten (vgl. S. 117) und der Gott,<br />

der in ihr ist, begriipt dicla. Du setzt dich nieder innen im<br />

Totenveich und schreitest einher in der >>Stadt des Nilescc. Du<br />

freust dich, zelenn du pflugst auf deinem -4nteil des Feldes<br />

Earu; was du bedarfst, entsteht durch deine Arbeit, und deine<br />

Ernte kommt als Weizen zu dir. Ein Strick ist fur dich an<br />

die Fahre gebunden, und du fahrst, menn es dir einfallt. Jeden<br />

Morgen gehst du aus und jeden Abend kehrst du heim; nachts<br />

wird dir eine Lampe angezundet, bis die Sonne (wieder) uber<br />

deinem Leibe erglanzt. Man sagt zu dir wWillkommencc in<br />

diesem deinem Hause der Lebenden. Du schaust den Re im<br />

Horizonte des Himmels und erblickst den Amon, wenn er aufgelat.<br />

Du ernaachst schon am Tage, alles Bose ist von dir abgetan.<br />

Du durchmandelst die Ewigkeit in Frohlichkeit und mit dem<br />

Lobe des Gottes, dev in dir ist ((1. h. deines Gewissens?*23").<br />

Dein Nerz hast du bei dir, es z1erlaPt dich nicht. Deine Speise<br />

besteht da, wo sie sein soll.<br />

Auch wer dies aufmerksam liest, wird schwerlich zu<br />

einer klaren Vorstellung vom Leben der Toten kommen.<br />

DaB der Tote die Nacht im Grabe oder in der Unterwelt<br />

zubringt, daij er am hforgen erwacht und sein Grab verlaflt,<br />

wenn er die Sonne aufgehen sieht; dai3 er als Vogel auf<br />

den Raumen sitzt oder sich in Abydos des Umgangs der<br />

alten Toten erfreut; daij er (so wie einst die Konige) auch<br />

am Himmel weilt, wo er das Feld Earu mit der Fahre erreicht;<br />

daij er dort den Acker baut, aber auch vom Osiris gespeist<br />

wird; daB er bei alledem sich wieder als ein lebender Mensch<br />

fuhlt mit frischer Seele und frischem Leib - das ist etwa,<br />

was sich erkennen laBt. Aber will man weiter ins einzelne<br />

gehen, so stoi3t man auf allerlei Widerspruche. So wurde<br />

z. B. nach der Inschrift des Paheri die Duat am Himmel<br />

liegen, wahrend man sie, wie wir gesehen haben, gewohnlich<br />

unter der Erde denkt, und das Totengericht mit der Rechtfertigung<br />

denkt sich die Inschrift des Nachtmin in der Unterwelt,<br />

wahrend die des Paheri seinen Sitz, die Ha!le der beiden<br />

Wahrheiten, an den Himmel verlegt. Und wer nun erst sich<br />

das Verhaltnis klarmachen will, in dem Leib und Seele und<br />

Ka zueinander stehen - manche Texte kennen uberdies<br />

auch noch den Schatten des Menschen -, der gerat diesen<br />

spateren Texten gegenuber in eine noch groflere Verlegenheit,<br />

als er sie schon bei den alten erduldet, und mag sich wundern,<br />

wie ein intelligentes Vo!k Jahrhundert auf Jahrhundert diesen<br />

Wirrwarr ertragen hat.<br />

__-_<br />

1233) DaB man wirklich das Gewissen so bezeichnete, zeigt<br />

\\Jreczinski, Wiener Inschr. S. 160: ,,das Herz eines Menschen ist sein<br />

eigener Gott und mein Herz war zufrieden uber ineine Taten".

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