Die Agyptische Religion
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I34 Sechstes Kapitel.<br />
Steingefafle und all den andrren Hausrat, dessen dcr Herr-<br />
scher im Tode bedurftc. Ahnliche Graber bauten seine<br />
Nachfolger in ilbydos und bei einigen von diesen begegnen<br />
wir zuerst einer Sitte, die spater von Wichtigkeit werden<br />
sollte: der Konig wird nicht all& bestattet, sondern in<br />
kleineren Kammern nehen ihm ruht ein Teil seiner Umgebung;<br />
wie die kleinen Grabsteine dieser Kammern zrigen, sind so<br />
die Frauen des Herrschers, seine Leibwachter und sogar seine<br />
Hofzwerge und Hunde um ihn gesellt.<br />
Ob diese erst allmahlich neben ihrem toten Herrn bei-<br />
gesetzt wurden, oder ob sie die Ehre hatten, ihm bei seinem<br />
Ableben gleich in den Tod zu folgen, wissen wir nicht. Un-<br />
wahrscheinlich ware dies letztere nicht, denn iiberall in der<br />
Welt findet sich der Gebrauch, <strong>Die</strong>ner am Grabe des Herrschers<br />
zu schlachten und ihm so ein Gefolge in das Totenreich mit-<br />
zugeben.<br />
<strong>Die</strong>se Form des Graberbaues ist nicht lange ein Vor-<br />
recht der Konige geblieben, die Vornehmen ahmen sie ihnen<br />
nach, und so gehen denn dieHerrscher ihrerseits zu einer<br />
neuen Art des Grabes, zu der Pyramide, uber, die seit dem<br />
Ende der dritten Dynastie (etwa 2800 v. Chr.) die eigentliche<br />
Form des Kanigsgrabes bildet.<br />
<strong>Die</strong>se Pyramiden, die man so oft das Vl’ahrzeichen der<br />
alteren agyptischen Geschichte genannt hat, konnen in der<br />
Tat als ein solches gelten; zeigen sie doch, wie mafllos sich<br />
RiIacht und hnsehen dieses alten Konigstumes gesteigert<br />
hatten. Schon die erste bekannte Pyramide, die Stufen-<br />
pyramide von Sakkara, die sich Konig Zoser errichtete, ist<br />
ein Riesenbau, dessen Mauerwerk aus Kalkblocken nicht<br />
weniger als 60 m hoch aufragt. Aber was will das sagen<br />
gegenuber dem Bau, den sein funfter Nachfolger, Konig<br />
Cheops, errichtete, gegenuber der groflen Pyramide von Gize?<br />
Um sich ihre Dimensionen klarzumachen, denke man sich in<br />
Berlin das Viereck zwischen der Akademie und dem Zeughaus<br />
und zwischen dem Opernhaus und der DorotheenstraBe mit<br />
einer Steinmasse uberbaut, die bis zur Hohe des Straf3burger<br />
Munsters aufsteigt. Und doch diente dieses Riesenwerk,<br />
dessen Anlage wahrend der langen Regierung des Konigs<br />
wiederholt erweitert wurde, lediglich dazu, die Leiche des<br />
Herrschers vor Zerstorung zu schutzen; es war gleichsam<br />
nur ein Steinhaufe, der uber der Grabkammer aufgeturmt<br />
war. Wenn aber der Konig so die Kraft seines ganzen<br />
Landes zu diesem einen Zwecke anspannen durfte, so zeigt<br />
das, daB dieser Zeit schon die Erhaltung der Leiche als<br />
die heiligste Pflicht galt; offenbar ward sie schon von der<br />
Vorstellung der moglichen Wiederbelebung des Leibes, die<br />
wir oben (S. I I I) besprochen haben, beherrscht.