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Die Agyptische Religion

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<strong>Die</strong> <strong>Religion</strong> in der Spatzeit.<br />

189<br />

ihre Anfange auch schon in fruherer Zeit liegen: den<br />

Morder des Osiris ereilt jetzt seine Strafe. Jahrtausende<br />

hindurch hat man es ruhig hingenommen, daB Seth den<br />

Osiris ermordet und ungerecht verklagt hat und hat ihn<br />

trotzdem weiter unter den Gottern gefuhrt. Ja in der<br />

zweiten Halfte des neuen Reiches war seine Verehrung<br />

unter dem Namen Sutech (vgl. S. 88) sogar neu belebt worden,<br />

als der nach ihm benannte Sethos den Thron bestiegen<br />

hatte. Aber der bose Ruf, den die Gottersage an ihn geheftet<br />

hatte, machte sich doch fuhlbar, und als Konig Sethos sich<br />

sein grofles Felsengrab erbaute, da galt es schon nicht mehr<br />

als passend, in diesen Raumen, wo der Totengott Osiris<br />

herrschte, den Namen seines Morders zu nennen; der Konig<br />

muate es sich daher gefallen lassen, in seinem eigenen Grabe<br />

nicht Sethos, der Sethische, sondern der Osirische zu heiaen.<br />

Nicht lange und der volkstumliche Abscheu gegen den Seth<br />

fuhrte schon so weit, daB, wer seinen Namen schrieb, ihn auch<br />

selbst wieder auswischte 9). Schliefllich tilgte man sogar sein<br />

Bild und seinen Namen auf den Reliefs der Tempe1 aus, denn<br />

der alte Gott war zum Teufel geworden, dem Feinde aller<br />

Gotter; er hatte die Rolle ubernommen, die sonst der Gewitter-<br />

drache Apophis gespielt hatte.<br />

Wer die agyptische <strong>Religion</strong> his hierher verfolgt hat,<br />

sollte denken, daB sie der volligen Auflosung und einem<br />

schnellen Ende entgegenging, war doch auch ihr Volk selbst<br />

ltraftlos und uberlebt, eine Beute fur fremde Eroberer. Und<br />

doch erholte sich das greise Volk noch einmal und auch seine<br />

<strong>Religion</strong> gewann noch einmal ein neues Leben. Eine neue<br />

Jugend war es freilich nicht.<br />

Gegen Ende des achten Jahrhunderts treffen wir auf<br />

merkwiirdige Symptome eines Umschwungs in den An-<br />

schauungen des VoJkes. Hatte bis dahin die Epoche Ramses’ 11.<br />

als die groi3e Zeit Agyptens gegolten, der man auch im Aui3er-<br />

lichen nachahmte, so trat jetzt ein anderes Ideal hervor, das<br />

alte Reich. Uberall, sowohl bei den athiopischen Konigen,<br />

die in Oberagypten gebieten, als bei ihren Gegnern, den<br />

Fursten von Sais, treffen wir auf das glejche Bestreben. Und<br />

als dann dieses Haus des Psammetich Agypten noch einmal<br />

in einen bluhenden Staat verwandelt, da ist diese Tendenz<br />

schon so allmachtig, daB, wer die Denkmaler dieser Zeit an-<br />

schaut, sich in die Zeit des Cheops zuruckversetzt glaubt. Es<br />

ist, als sehne sich das alte Volk nach der verlorenen Jugend<br />

zuruck, wo es ungestort von allen fremden Einflussen sich<br />

selbst lebte, jener Zeit, fur deren GroBe die Pyramiden noch<br />

Zeugnis abzulegen schienen. Freilich, wie ruhrend uns dieses<br />

9) So auf den Berliner Papyrus aus der 22. Dyn.

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