Die Agyptische Religion
Die Agyptische Religion
Die Agyptische Religion
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> Grundztige des Gotterglaubens.<br />
Eigentlich aher steht diese Ehre, von der Seele eines<br />
Gottes besessen zu sein und damit Teil zu haben an dessen<br />
Gottlichkeit, nur wenigen bestimmtenTieren zu, die in einzelnen<br />
Tempeln gehalten werden, so dem Widder zu Mendes, demStiere<br />
Apis zu Memphis, dem Stiere Mnevis zu Heliopolis u. a. m.<br />
<strong>Die</strong> Verehrung dieser wirklich heiligen Tiere ist offenbar eine<br />
uralteVolkssitte, und nicht ohne Wahrscheinlichkeit hat man<br />
vermutet, dal3 dies ein Uberbleibsel einer primitiven Stufe<br />
der <strong>Religion</strong> sei. <strong>Die</strong> Leute von Heliopolis und Memphis<br />
hatten danach wirklich einmal einen Stier und die von Mendes<br />
und Elephantine einen Widder verehrt, und erst nachtraglich<br />
hatte man diese volkstumlichen heiligen Wesen mit den<br />
Gottern verbunden, die man spater in diesen Stadten verehrte.<br />
Ja beim Widder von Mendes ist eine solche Zuteilung eigent-<br />
lich nie erfolgt, und er ist trotz spaterer Deutung der Widder-<br />
gott selbst geblieben34). So erklart es sich denn auch, dai3<br />
diese Tiere zum Teil gar nicht zu den gewohnten Bildern ihrer<br />
Gotter stimmen; nie wird Ptah als Stier gebildet, und doch ist<br />
der Stier Apis das heilige Tier seines<br />
Tempels. Freilich eine grol3e Rolle<br />
spielen diese wirklich heiligen Tiere<br />
auch in der alteren <strong>Religion</strong> nicht; es<br />
gibt wohl ein uraltes Apisfest35), es<br />
gibt im alten Reiche Priester des<br />
Apis und des weipen Stieres 36), aber<br />
im ganzen treten die Tiere neben<br />
den Gottern sehr zuruck, und ihre<br />
Verehrung ist mehr ein Anhangsel 40. Apis. (Berlin 2574).<br />
des Kultus. Spater allerdings andert<br />
sich dieses Verhaltnis mehr und mehr, und wir werden im<br />
Kap. 4 und Kap. 8 sehen, wie die Verehrung der heiligen Tiere<br />
immer hoher steigt,bis dann im letzten Stadium der agyptischen<br />
<strong>Religion</strong> ihre Heiligkeit sogar auf alle ihre Bruder aui3erhalS<br />
der Tempe1 ubergeht37), bis alle Katzen heilig sind und alle<br />
Kuhe und alle Raubvogel und alle Giftschlangen. Von diesem<br />
Wahnwitz weii3 die alte <strong>Religion</strong> noch nichts, und doch<br />
brauchen wir darum noch nicht zu bezweifeln, dal3 in dem<br />
Tierdienste wirklich ein uralter Kern steckt. Es ist mit ihm<br />
34) Er heifit in Dyn. 6 ader Mendesischee und ist ein widderkopfiger<br />
Gott (Mar. Cat. d’Ab. 1464).<br />
35) Das sHerumlaufen des Apisa, das nach dem Palermostein<br />
schon in den ersten Dynastien gefeiert wurde.<br />
36) Kairo 1790.<br />
37) Wenn ein Furst sich einmal in alter Zeit ruhmt, er habe wdie<br />
Wolfe des Berges und die Raubvogel des Himmelse gesattigt (Der el<br />
Gebrawi I1 24), so geht das nach dem Zusammenhang nur auf den<br />
UberfluO. der unter ihm bestand; es gab so vie1 Fleisch, daB man auch<br />
dem Raubzeug sein Teil lassen konnte.<br />
29