Die Agyptische Religion
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Aus der griechischen Zeit Agyptens.<br />
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Jahrhunderts christlich war, so blieb das Heidentum doch<br />
immer noch daneben bestehen. Unter den hoheren Standen<br />
und unter den Leuten von griechischer Bildung mochte es<br />
sogar noch lange uberwiegen, aber auch die kleinen Leute<br />
des vierten und funften Jahrhunderts durfen wir uns nicht<br />
alle als Christen denken. Freilich ist uns nur sehr wenig<br />
Genaueres uber ihren Glauben uberliefert. In Aleandria ist<br />
der Serapistempel das hochste Heiligtum. In Memphis ver-<br />
ehrt man vor allein den Asklepios, d. h. den zum Gott ge-<br />
wordenen alten Weisen Imhotep (S. 194) 33); wie der hier<br />
fast an die Stelle des Ptah getreten ist, so hat in Abydos<br />
der kleine Bes den Osiris verdrangt und erteilt hochgeschatzte<br />
Orakel34). In der Gegend von Achmim in Mittelagypten<br />
verehrt man eineii Gott Petbe, den sein christlicher Be-<br />
kampfer dem Kronos gleichsetzt und dem er alles Bose nach-<br />
sagt, was ihm von diesem griechischen Gotte bekannt ist.<br />
Uberhaupt scheint das griechische Element in dieser letzten<br />
Phase der agyptischen <strong>Religion</strong> fast das Ubergewicht erhalten<br />
zu haben; erwahnt doch derselbe Monch des funften Jahr-<br />
hunderts in seiner Rede neben dem Petbe und neben den1<br />
Ptah noch die Rhea, deren Priester sich entmannen, den<br />
Apollo, den schmutzigen, unzuchtigen Zitherspieler, den Zeus<br />
und seinen Sohn, den Ares, und zwar so, als seien diese die<br />
gewohnlichen Gotter seiner heidnischen Landsleute. Anderes,<br />
wogegen er eifert, ist freilich agyptisch, so die Sitte, daf3 man<br />
am Stadtfeste oder am Hausfeste eine Lampe anzundet und<br />
wohl auch, daB man der Sonne GruP und dem Monde<br />
siege zuruft 35).<br />
Predigten dieser Art sind es gewesen, die dem Heiden-<br />
tume das Ende gebracht haben. Trotz aller offiziellen Ver-<br />
bote hatte es die Regierung faktisch noch lange geduldet,<br />
und seine Anhanger waren ruhige Leute, die zufrieden waren,<br />
wenn man sie ihren alten Gottern im stillen dienen lief3.<br />
Aber die fanatischen Fuhrer der Christen wiegelten den Pobel<br />
durch ihre Reden auf, und in wusten Tumulten hat die viel-<br />
tausendjahrige Geschichte der Tempel ihr Ende gefunden.<br />
Bekannt sind die Greuelszenen, die das Ende der alten Re-<br />
ligion in Alexandrien bezeichnen, mit ihren Straf3enkampfen<br />
und mit der Ersturmung des Serapistempels. Aber auch die<br />
Schilderungen, die uns aus der Provinz vorliegen, trageii den<br />
gleichen Charakter. Da ruhmt sich Schenute, der groBe<br />
Heilige der Kopten 39, wie er selbst den Tempel zu Atripe<br />
in der Nahe seines Klosters zerstort hat und wie diese Tat<br />
anderen Leuten zum Vorbild gedient hat. In einem weiteren<br />
-<br />
33) Amm. Marc. XXXII, 14, 7. 34) ib. XVIII, 12, 3.<br />
35) Leipoldt, Schenute S. 176. 36) Leipoldt, Schenute S. 178 ff.<br />
Erma n, <strong>Die</strong> Pgypt. <strong>Religion</strong>. I7