Die Agyptische Religion
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106 Fiinftes Kapitel.<br />
des Sonnengottes uber den Himme!, und jeder Gott freut sich,<br />
wenn er sich naht 28). Auch Thoth, der Mondgott, nimmt sich<br />
in gleicher Weise des Toten an, er nimmt ihn des Nachts in<br />
sein Schiff auf, und so durchkreist er den Himmel wie Re und<br />
durchkrzist den Himmel wie Thoth 29).<br />
, <strong>Die</strong> uberschwengliche Auffassung von der Macht des<br />
verklarten Toten im Himmel, die sich schon in manchen<br />
der angefuhrten Stellen findet, tritt uns dann in anderen<br />
dieser Spruche noch weit scharfer entgegen. Der tote Herr-<br />
scher ist kein Mensch, seine VBter sind keine Menschen und<br />
seine Miitter sind keine Menschen 39, er heiijt schlechtweg ein<br />
Gott; er ist Thoth, der starkste der Gotter 31), oder er ist Weneg<br />
(d. h. Schu), der Sohn des Re, der den Himmel tragt, die Erde<br />
kitet, die Gotter richtet 32). Wolzl denen, die ihn sehen, wie er<br />
gekront ist mit dern Kopfschmuck des Re, mit scinem Schurze<br />
an wie Hathor 33). Er geht gum Hirnmel und findet den Re dort<br />
stehzn; . . . er setzt sich an seine Seite und Re la,& nicht zu,<br />
daa er sich zzt Boden werfe, denn er weip ja, da/3 er groper ist<br />
als er 31). Er weii3, daij dieser unvergangliche Verklarte sein<br />
Sohn ist und sendet gottliche Boten aus, um den Himmels-<br />
bewohnern zu melden, daij ein neuer Herrscher fur sie er-<br />
schienen sei : Seth und Nephthys eilet! verkiindet den siidlichen<br />
Gottern und ilzren Verklarten uEr kommt, ein vernichtungs-<br />
loser Verklarter! Wenn er will, dag ihr sterbt, so sterbt ihr;<br />
wenn er will, dag ihr lebt, so lebt ihrcc. Ebenso mussen Osiris<br />
und Isis sich nach Norden, Thoth nach Westen und Horus<br />
sich nach Osten begeben. Dann heifit es: 0 Re Atum, dein<br />
Sohn kommt zzt dir, er kommt zu dir; du lagt ihn bei dir wohnen,<br />
dit schliegt ihn in deine Arme, ihn deinen leiblichen Sohn ewig-<br />
lick 35).<br />
Voll Schreck fahren die Gotter aus dem Schlafe auf,<br />
ZIOY dern grogen Vogel, der aus dem Nil kommt, dem Schakals-<br />
gotte, der aus dzn Tamarisken kommt 39, denn plotz!ich wie<br />
der Vogel aus dem Wasser aufflattert und'wie der Schakal aus<br />
dem Busch hervorhuscht, ist der Tote,in ihrer Mitte erschienen.<br />
Am weitesten treibt diese Uberschwenglichkeit der<br />
folgende Text 37), dessen wilde Phantasie den Verstorbenen<br />
~~<br />
28) Pyr. 923. 29) Pyr. 130. 3") Pyr. 809. 3') Pyr.<br />
P. 454. - Wer In solchen iibertreibenden Verherrlichungen des seligen<br />
Toten Jauberspruche" sieht, die den toten Konig zu einem Gotte<br />
machen sollen, verlrennt den poetischen Charakter dieser Texte. Wie<br />
wirkliche Zauberspruche in den Pyramidentexten aussehen, lehren uns<br />
zur Genuge die darin enthaltenen Schlangenzauber. 32) Pyr. 952.<br />
33) Pyr. 546. 34) Pyr. 812, 813. 35) Pyr. 153-160. 36) Pyr. 126.<br />
37) Pyr. 393 ff.; der Akeru ist ein Erdgott, die anderen hier ge-<br />
nannten Wesen sind augenscheinlich Sternbilder, die Bogen entsprechen<br />
vielleicht dem Regenbogen.