33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2649<br />
Birgit Homburger<br />
Dies wird allerdings nicht dadurch erreicht, daß einheitliche<br />
Uniformen getragen werden. Es scheint uns<br />
fraglich, ob dies überhaupt notwendig ist.<br />
Ein weiterer Punkt, der die Post betraf, betraf Nebentätigkeiten<br />
von Postbediensteten im Versicherungswesen.<br />
In dieser Petition wird die Nebentätigkeit<br />
von Bediensteten der Bundespost als Vertrauensleuten<br />
für eine Postversicherung gerügt. Daneben<br />
werde auch das Datenschutzgesetz verletzt, da Daten<br />
von Auszubildenden an die Versicherung weitergegeben<br />
wurden.<br />
Der Petitionsausschuß vertrat nach Prüfung der Angelegenheit<br />
die Ansicht, daß, selbst wenn die Versicherung<br />
als Selbsthilfeeinrichtung der Post anerkannt<br />
sei, die Post den Anschein vermeiden müsse, als<br />
würde sie die geschäftlichen Interessen dieser Einrichtung<br />
vertreten. Zur Adressenweitergabe vertrat<br />
der Ausschuß die Meinung, daß Berufsanfänger zumindest<br />
unterschwellig eine Verbindung zwischen<br />
Einstellung und Beitritt in die Versicherung herstellen<br />
könnten und es daher unerheblich sei, daß die Adressenweitergabe<br />
zulässig sei.<br />
Im übrigen befand der Ausschuß, daß das Verständnis<br />
in der Bevölkerung für Beamte, die in ihrer Dienstzeit<br />
einer Nebentätigkeit nachgehen, nicht vorhanden<br />
sei.<br />
Nach der Berücksichtigungsüberweisung teilte der<br />
Bundesminister für Post und Telekommunikation mit,<br />
daß die Vertrauensleute strengstens angewiesen worden<br />
sind, auf die Einhaltung der vorgegebenen Grenzen<br />
zu achten, um die Nebentätigkeit nur außerhalb<br />
der Dienstzeit und außerhalb von Diensträumen auszuüben.<br />
Ich denke, es ist nur recht und billig, daß der<br />
Bundesminister für Post und Telekommunikation dieser<br />
Forderung nachkam.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn die<br />
Mitglieder des Petitionsausschusses gelegentlich über<br />
den hohen Arbeitsaufwand stöhnen — wir haben das<br />
heute abend schon mehrfach gehört — und durch die<br />
Beschäftigung mit Einzelfällen teilweise sehr in Anspruch<br />
genommen werden, so bleibt, denke ich, zum<br />
Schluß zu sagen, daß der Petitionsausschuß ein gutes<br />
Beispiel aktiver Demokratie ist, der den Respekt aller<br />
im Parlament verdient.<br />
Ich möchte abschließend noch einmal alle Bürgerinnen<br />
und Bürger, die in irgendeiner Weise Anliegen,<br />
die als Bitten oder Beschwerden zu bezeichnen sind,<br />
haben, ermuntern, sich an den Petitionsausschuß zu<br />
wenden. Denn so haben wir Gelegenheit, dem „Teufel<br />
im Detail" abzuhelfen.<br />
Danke.<br />
-<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat die<br />
Abgeordnete Frau Dr. Dagmar Enkelmann.<br />
Dr. Dagmar Enkelmann (PDS/Linke Liste): Frau<br />
Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Rednerliste<br />
zu dieser Debatte spricht nicht gerade für ein Bemühen<br />
um Gleichstellung von weiblichen und männlichen<br />
Abgeordneten.<br />
(Bernd Reuter [SPD]: Das ist richtig! Zu viele<br />
Frauen! — Günther Friedrich Nolting [FDP]:<br />
Das können Sie uns nicht vorwerfen! — Stef<br />
fen Kampeter [CDU/CSU]: Die Frau Kollegin<br />
Dempwolf wird noch sprechen!)<br />
Aber das nur als Einstieg.<br />
Ich möchte zu Beginn meiner Rede ebenfalls die<br />
Gelegenheit nutzen, aus Anlaß der Debatte um den<br />
Jahresbericht des Petitionsausschusses den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des Ausschußdienstes für<br />
ihre oftmals sehr mühevolle, aufwendige Arbeit Dank<br />
zu sagen. Ich möchte gleichfalls ein Wort über die<br />
sachliche, zumeist konstruktive Zusammenarbeit im<br />
Ausschuß selbst verlieren. Das hebt sich wohltuend<br />
von manchen Plenardebatten, die im <strong>Bundestag</strong> geführt<br />
werden, ab.<br />
(Bernd Reuter [SPD]: Das ist wahr!).<br />
Ich wünschte mir — ebenso wie mein Kollege Nolting<br />
— eine solche Sachlichkeit und einen solchen<br />
kulturvollen Umgang von Abgeordneten bei der gesamten<br />
Tätigkeit des <strong>Bundestag</strong>es.<br />
(Beifall bei der PDS/Linke Liste, der CDU/<br />
CSU, der FDP und der SPD — Bernd Reuter<br />
[SPD]: Dann würde es sich doch nicht mehr<br />
abheben!)<br />
— Ich fasse das als Zustimmung auf.<br />
(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Tolle<br />
Kombination: PDS und FDP)<br />
Der Petitionsausschuß ist auf besondere Weise mit<br />
den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes verbunden.<br />
Das im Grundgesetz verankerte Petitionsrecht<br />
eröffnet ihnen die Möglichkeit, ihre Bitten, Beschwerden,<br />
ihre Sorgen und Probleme sozusagen auf höchster<br />
Ebene loszuwerden. Demzufolge werden große<br />
Erwartungen an die Arbeit des Ausschusses geknüpft.<br />
Meine Erfahrung der letzten Monate ist, daß das vor<br />
allem auch auf Petenten aus den neuen Bundesländern<br />
zutrifft. In der ehemaligen DDR war, so vermerkt<br />
es der vorliegende Bericht, die „Eingabefreudigkeit<br />
... bereits sehr hoch". Dabei haben die Bürgerinnen<br />
und Bürger zwei für sie bedeutsame Erfahrungen gemacht,<br />
die darin bestanden, daß die Wirksamkeit ihrer<br />
Eingaben entweder davon abhängig war, an welche<br />
Ebene der staatlichen Verwaltung diese gerichtet<br />
wurden, oder aber davon, wann die nächsten Wahlen<br />
stattfinden sollten.<br />
(Martin Göttsching [CDU/CSU]: Was man so<br />
Wahlen nannte!)<br />
Je näher dieser Termin lag, um so erfolgversprechender<br />
konnte eine Eingabe sein.<br />
Nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik<br />
(Martin Göttsching [CDU/CSU]: Das war<br />
kein Anschluß! — Steffen Kampeter [CDU/<br />
CSU]: Das war eine f riedliche Revolution!)<br />
ist die Anzahl der Petitionen aus den neuen Bundesländern<br />
drastisch angestiegen. Ihr Anteil, gemessen<br />
an den Einwohnerzahlen, liegt heute deutlich über<br />
dem der alten Bundesländer. Diese Zunahme hat meines<br />
Erachtens mehrere Ursachen. Sie liegen sowohl in<br />
einer großen Unsicherheit vieler Bürgerinnen und