33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2620 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Karl Stockhausen<br />
ren von der SPD, Sie haben Ihren ehemaligen Kanzler<br />
Schmidt im Regen stehengelassen.<br />
(Lachen bei der SPD — Albrecht Müller<br />
[Pleisweiler] [SPD]: Das war der falsche Zet<br />
telkasten — Gegenruf von der CDU/CSU:<br />
Der Tiefflieger Müller! — Weitere Zurufe von<br />
der SPD)<br />
Sie haben damals im alten Plenarsaal kein gutes Bild<br />
abgegeben, als Helmut Schmidt mit einer Handvoll<br />
Getreuen zu dem gestanden hat, was richtig war.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Ihre Prognosen „Beginn der Eiszeit" oder „Verstärkung<br />
des kalten Krieges" haben sich nicht realisiert,<br />
sondern unsere Überzeugung, daß eine wirksame Abrüstungspolitik<br />
nur auf unserem Weg erreicht werden<br />
kann, war richtig.<br />
Meine Damen und Herren, auch das sage ich heute<br />
hier: Voraussetzung war auch die Bereitschaft von<br />
Millionen junger deutscher Bürger, die ihrer Wehrpflicht<br />
nachgekommen sind und damit ihren Beitrag<br />
zur Verteidigung und zum Friedensdienst geleistet<br />
haben.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Ich möchte der Bundesregierung und unserem Bundeskanzler<br />
Dr. Helmut Kohl ausdrücklich Dank aussprechen.<br />
Sie waren an diesem Erfolg durch ihren<br />
konsequenten Weg maßgeblich beteiligt und können<br />
ihn daher für sich in Anspruch nehmen, nicht dagegen<br />
Sie von der SPD.<br />
Meine Damen und Herren, ich wiederhole es: Wenn<br />
Sie für diesen Erfolg der Bundesregierung schon nicht<br />
Dank sagen können, dann hätte es Ihnen heute tatsächlich<br />
gut angestanden — die Chance dazu haben<br />
Sie gehabt —, wenigstens Ihren Respekt vor diesem<br />
einmaligen Erfolg zum Ausdruck zu bringen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU — Zuruf von der<br />
CDU/CSU: Selbst den haben Sie versagt!<br />
Das zeugt von wenig Größe!)<br />
Die Reduzierung der Bundeswehr auf 370 000 Soldaten<br />
ist eine Vorleistung der Bundesrepublik. Legt<br />
man den Anfangsbestand Bundeswehr/NVA von<br />
620 000 Mann zugrunde, bedeutet das eine Reduzierung<br />
um 250 000 Soldaten. Dies bringt vor allen Dingen<br />
bei uns in den alten Bundesländern, in den Regionen,<br />
wo Standorte aufgegeben oder verringert werden,<br />
Probleme mit sich.<br />
(Zuruf von der SPD: Aha!)<br />
Die Soldaten, die zivilen Mitarbeiter und die Wirtschaftskraft<br />
der Truppe sind für die Standorte - zu einem<br />
wichtigen Faktor geworden. Es geht um das<br />
Schicksal von Menschen, die um ihren Arbeitsplatz<br />
bangen, um Kommunen, die eine Beeinträchtigung<br />
ihrer Struktur in Kauf nehmen müssen. Hier wird die<br />
Bundesregierung — das ist gerade betont worden —<br />
ihrer Verpflichtung nachkommen, den betroffenen<br />
Menschen zu helfen. — Das rote Licht leuchtet schon<br />
auf; ich will nur noch zwei Sätze sagen.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Nein, eigentlich<br />
nicht, Herr Kollege Karl Stockhausen. So alte Routiniers<br />
müssen wissen, daß fünf Minuten jetzt um<br />
sind.<br />
(Heiterkeit)<br />
Karl Stockhausen (CDU/CSU): Gut, letzter Satz.<br />
Meine Damen und Herren von der SPD. Sie spekulieren<br />
bei den Bürgern auf die Gnade des Vergessens,<br />
(Lachen bei der SPD)<br />
die Ihnen in der Vergangenheit schon sehr oft zuteil<br />
wurde.<br />
(Lachen und Zurufe von der SPD)<br />
Wir werden es aber nicht zulassen, daß dies in Vergessenheit<br />
gerät.<br />
Schönen Dank.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP —<br />
Dieter Heistermann [SPD]: Den Satz hätten<br />
Sie sich sparen können! — Detlev von Larcher<br />
[SPD]: Wir danken Ihnen für die kon<br />
krete Vorgabe, die Sie gemacht haben!)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen, der nächste Redner ist der Abgeordnete<br />
Günther Nolting.<br />
Günther Friedrich Nolting (FDP) : Herr Präsident!<br />
Meine Damen und Herren! Die Bundeswehr wird auf<br />
370 000 Mann reduziert. Diese Reduzierung ist von<br />
uns politisch gewollt. Sie ist auch das Ergebnis einer<br />
erfolgreichen Außen- und Sicherheitspolitik. Herr<br />
Kollege Stockhausen, Sie werden Verständnis dafür<br />
haben, daß ich als FDP-Vertreter dies besonders erwähne.<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Es besteht jetzt aber auch die Chance einer Umstrukturierung<br />
der Bundeswehr bis 1994. Ich erinnere<br />
nur an die Erhöhung der Führerdichte, die Verbesserung<br />
der Ausbildung und die Steigerung der Attraktivität.<br />
(Dieter Heistermann [SPD]: Und die Verlän<br />
gerung des Wehrdienstes!)<br />
Minister Stoltenberg hat ein insgesamt ausgewogenes<br />
Konzept vorgelegt. Herr Minister, ich danke Ihnen<br />
und Ihren Mitarbeitern im Ministerium hierfür ausdrücklich.<br />
Ich danke auch dafür, daß Sie uns heute die<br />
Vorlage für den zivilen Bereich übergeben haben,<br />
(Dieter Heistermann [SPD]: Das ist zu<br />
klein!)<br />
so daß wir in der Sommerpause weiterberaten können.<br />
Aus der Sicht der FDP sind noch gewisse Nachbesserungen<br />
in Einzelfragen nötig. Ein grundlegendes<br />
Infragestellen des vorgelegten Konzepts ist aus unserer<br />
Sicht, Herr Kollege, aber nicht angebracht. Sie wissen,<br />
daß die Ministerpräsidenten angeschrieben wurden.<br />
Sie sollen zu den Stationierungsplanungen Stellung<br />
beziehen. Wir gehen davon aus, daß bei den Eingaben,<br />
die uns erreichen werden, auch die Interessen<br />
der Kommunen berücksichtigt werden.