33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2675<br />
Dr. Jürgen Starnick<br />
ist. Eigenverantwortliches Handeln zur Abwehr gesundheitlicher<br />
Beeinträchtigungen<br />
(Zuruf von der SPD: Luft anhalten!)<br />
bei Sommer-Smog-Lagen ist deshalb geboten. So hat<br />
sich die Umweltministerkonferenz mit Recht im vorigen<br />
Jahr auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Information<br />
der Bevölkerung geeinigt und 180 Mikrogramm<br />
Ozon pro Kubikmeter Luft als einen Wert festgelegt,<br />
bei dessen Überschreitung eine Ozonwarnung<br />
herausgegeben wird. Sie hat sich aber wohlweislich<br />
hierauf beschränkt.<br />
Noch ein Satz: Ich will damit nun Ihre Intention<br />
nicht in Frage stellen. Ich stimme mit vielem, was Sie<br />
in diesem Antrag grundsätzlich gesagt haben, vollkommen<br />
überein. Aber ich meine, daß wir diese Ziele,<br />
die hier verfolgt werden, gemeinsam mit einer anderen<br />
Begründung darlegen sollten. Ich bin gemeinsam<br />
mit Ihnen der Auffassung, daß wir eine Verlagerung<br />
des Verkehrs von der Straße auf die Schiene erwirken<br />
müssen,<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
weil ich will, daß unsere Städte lebenswert bleiben<br />
und nicht total mit Blech verstellt werden, und weil ich<br />
will, daß unsere Einträge aus der Luft in den Boden<br />
und die Seen — insbesondere auch die Stickstoffeinträge<br />
— deutlich reduziert werden. Aber das sind natürlich<br />
dann andere Gründe. Ich meine, das sind auch<br />
die langfristigen, wichtigen umweltpolitischen Ziele,<br />
(Zuruf von der SPD: Sie sind an der Regie<br />
rung. Machen Sie es!)<br />
die sich so begründen lassen, so daß wir letzten Endes<br />
sicherlich wieder zu gemeinsamen Anliegen kommen,<br />
die wir auch gemeinsam vertreten können.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine Damen und<br />
Herren, die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete<br />
Jutta Braband.<br />
Jutta Braband (PDS/Linke Liste) : Herr Präsident!<br />
Meine Damen und Herren! Ich darf Ihnen einen angenehmen<br />
Abend wünschen!<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Danke sehr!)<br />
Ich finde, daß die Atmosphäre hier sehr viel angenehmer<br />
ist als am Nachmittag — zumindest bis jetzt.<br />
(Zuruf von der SPD: Jeder muß dazu beitra<br />
-<br />
gen!)<br />
— Ja, das finde ich auch.<br />
Sommerzeit also Ozonzeit? Und obwohl es nicht so<br />
heiß ist, geht das Problem mit dem Ozonloch nicht aus<br />
der Welt.<br />
Pünktlich zur Urlaubszeit, der Zeit der langen Autoschlangen<br />
und der Staus auf den Autobahnen<br />
kommt auch wieder das altbewährte Sommerthema<br />
Ozon auf die Tagesordnung — nicht nur hier im Deutschen<br />
<strong>Bundestag</strong>. Wir können uns also wieder auf die<br />
Veröffentlichung von Meßwerten, die Warnungen an<br />
ältere Menschen, sich nicht zu sehr, und an alle Jog<br />
ger und Joggerinnen, sich nicht zu überanstrengen,<br />
einstellen.<br />
(Zuruf von der CDU/CSU: Das war in der<br />
DDR verboten!)<br />
— Ach, bitte, hören Sie doch auf, mich immer mit der<br />
DDR zu strafen. Ich gehöre durchaus zu den Leuten,<br />
die in den letzten zwölf Jahren in der DDR bewiesen<br />
haben, daß sie sehr wohl handlungsfähig gegen Regierungen<br />
sind. Ich gedenke, damit hier nicht aufzuhören.<br />
Doch nun zum vorliegenden Antrag: So sinnvoll ich<br />
es finde, auch in Detailfragen die ökologische Diskussion<br />
vorantreiben zu wollen, so erweist er sich doch als<br />
einigermaßen halbherzig. Grundsätzlich ist zu sagen,<br />
daß die Forderung nach Festsetzung von Grenzwerten<br />
— das hat die Diskussion nach dem AKW-Unfall<br />
von Tschernobyl gezeigt — politisch immer hilflos ist.<br />
Grenzwerte sind politische Festsetzungen; sie sagen<br />
in der Regel nichts über die tatsächliche Gesundheitsgefährdung<br />
oder Umweltschädigung aus.<br />
Wenn mit der Forderung nach Festsetzung eines<br />
Grenzwertes ein ordnungspolitisches Signal gesetzt<br />
werden soll, so ist allerdings für mich die Frage, ob 120<br />
Mikrogramm pro Kubikmeter ausreichend sind — der<br />
gültige Grenzwert liegt, wie Sie sicher wissen, bei<br />
180 — oder ob darüber zu diskutieren sei, daß dieser<br />
Grenzwert noch weiter herabgesetzt werden soll.<br />
Dies gilt auch für die Festsetzung der Abgaswerte,<br />
zumindest nach dem US-Standard, und die weiteren<br />
Forderungen, die sich auf technische Lösungen beschränken.<br />
Ich will noch zum Abschluß sagen, daß ich grundsätzlich<br />
dem Antrag zustimme, ganz einfach deshalb,<br />
weil ich in der Tatsache, daß man sofort politische<br />
Maßnahmen ergreift, auch auf verkehrspolitischem<br />
Gebiet, eine Möglichkeit sehe, ein bestimmtes Bewußtsein<br />
für diese Sachen herzustellen. Grundsätzlich<br />
bin ich jedoch der Meinung, daß erst eine politische<br />
Neuorientierung auch auf dem Verkehrssektor<br />
nötig ist, und dann können wir uns über ordnungspolitische<br />
Maßnahmen unterhalten. Ich stimme aber<br />
dennoch diesem Antrag zu, weil ich denke, daß er<br />
einen gewissen Lerneffekt hervorruft.<br />
Ich danke Ihnen.<br />
(Beifall bei der PDS/Linke Liste)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine Damen und<br />
Herren, zum Schluß hat Herr Staatssekretär Bernd<br />
Schmidbauer das Wort.<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen<br />
und Kollegen! Ich denke, daß bei allen Beteiligten<br />
hier Einvernehmen darüber besteht, daß weitere<br />
Schritte gegen die erhöhte Ozonkonzentration<br />
und den Sommer-Smog getan werden müssen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der<br />
SPD)<br />
Ich will, weil ich die Kollegen Dr. Starnick und Pazio<br />
rek nur unterstützen kann, einmal einige Zitate brin<br />
gen. Das erste Zitat ist dem ersten Zwischenbericht