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33. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2705*<br />

3. die Auswirkung auf den Verkehrsablauf, auf Emission<br />

und weitere Probleme auf der Basis der Verkehrskonflikttechnik.<br />

Wir werden dann auch sehr sorgfältig die Auswirkungen<br />

auf alle Verkehrsteilnehmer zu überprüfen<br />

haben, auf den Fußgänger ebenso wie auf den Radfahrer.<br />

Denn der Schutz des schwächeren Verkehrsteilnehmers,<br />

unserer Kinder, der älteren Menschen,<br />

muß sehr sensibel diskutiert werden. Es ist keine<br />

Frage, daß durch den zunehmenden Verkehr sich die<br />

Probleme für den Fußgänger verstärken.<br />

Ich will jetzt nicht die Frage prüfen, ob der Abbau<br />

der Grünpfeile in erster Linie ursächlich für Verkehrsstauungen<br />

in einzelnen Städten ist. Es muß geprüft<br />

werden, ob die bisherigen Ampelschaltungen den<br />

starken Verkehrszuwächsen nicht mehr gewachsen<br />

sind. Abhilfe kann insoweit nur die verkehrsgerechte<br />

Umstellung der Ampel schaffen.<br />

Bei diesen nun anstehenden Untersuchungen bitte<br />

ich, auch die Ergebnisse aus den USA mit einzubeziehen,<br />

wo eine Regelung das Abbiegen, besser: Einbiegen,<br />

bei Rot gestattet.<br />

Ferner ist sicher zu überprüfen, inwieweit die<br />

Grüne-Pfeil-Regelung mit dem „Wiener-Übereinkommen<br />

über die Verkehrszeichen" vereinbar ist. Wir<br />

müssen die Frage einer einheitlichen europäischen<br />

Regelung ebenfalls im Auge behalten. Wir sind europäisches<br />

Durchgangsland, und es muß überprüft werden,<br />

was es bedeutet, wenn Verkehr aus dem Ausland,<br />

wo die Grüne-Pfeil-Regelung nicht praktiziert<br />

wird, hinzukommt.<br />

Wenn ich jetzt bei der Beurteilung des Antrags kritische<br />

Fragen formuliert habe, so ist dies keine abschließende<br />

Bewertung. Wichtig scheint mir auch zu<br />

sein, daß die Mittel des kommunalen Straßenbaus, die<br />

ja erheblich verstärkt wurden, auch dafür verwendet<br />

werden, einen zügigen Umbau der Straßenkreuzungen<br />

vorzunehmen, wo die Verkehrssicherheit dies erfordert,<br />

um Verkehrsfluß und Sicherheit gleichermaßen<br />

zu verbessern.<br />

Nehmen wir uns nach Vorliegen der Gutachten für<br />

eine objektive Beurteilung auch aller internationalen<br />

und rechtlichen Fragen dann die Zeit, dieses Thema<br />

im Verkehrsausschuß eingehend zu erörtern!<br />

Dr. Dietmar Matterne (SPD): Die DDR gibt es nicht<br />

mehr, und mit ihr sind viele Symbole und Zeichen<br />

vergangen. Hammer und Sichel sind unter Mitwirkung<br />

und Beifall des Volkes entfernt worden. Anders<br />

sieht es mit dem unscheinbaren kleinen grünen - Pfeil<br />

aus, einem verkehrsorganisatorischen Hinweis, bewährt<br />

und voll akzeptiert im Alltag der Autofahrer des<br />

Ostens. Sein Verschwinden wird sehr bedauert.<br />

Die Entscheidung für und wider diese Regelung hat<br />

sich zum Politikum mit Symbolcharakter entwickelt.<br />

Wir wollten im Osten die Einigung, das Grundgesetz,<br />

eine demokratische Staatsordnung. Wir wollten dies<br />

allerdings nicht durch einseitiges konsequentes Überstülpen<br />

der westdeutschen Ordnung; das wenige<br />

Brauchbare sollte sorgfältig geprüft werden, ob es<br />

nicht auch für das geeinigte Deutschland geeignet<br />

ist!<br />

Die Vorschriften der Straßenverkehrsordnung sollen<br />

darauf hinzielen, die Sicherheit im Straßenverkehr<br />

zu gewährleisten. 11 000 Verkehrstote im Jahr mahnen<br />

dies dringend an. In Ostdeutschland ist die Zahl<br />

der Verkehrstoten im vergangenen Jahr um 80 % (!)<br />

gestiegen. Wesentlich dazu beigetragen haben Aggressionen<br />

im dichten Straßenverkehr. Dem muß<br />

durch bessere Regelungen entgegengetreten werden.<br />

Neben dem Problem der Verkehrssicherheit stellt sich<br />

zudem die Frage, inwieweit die Umweltbeeinträchtigung<br />

— Lärm und Kraftstoffverbrauch — gemindert<br />

werden können.<br />

Die übliche Reihenfolge bei der Einführung neuer<br />

Regelungen ist: 1. die gutachtliche Bewertung der geplanten<br />

Maßnahme; 2. die experimentelle Phase, in<br />

der Regel durch einen Großfeldversuch.<br />

Mit dem grünen Pfeil ist es nun umgekehrt. Der<br />

Großfeldversuch hat — als geltendes Straßenverkehrsrecht<br />

der DDR — jahrelang stattgefunden. Das<br />

von Bundesverkehrsminister Krause in Auftrag gegebene<br />

Gutachten wird mit Optimismus erwartet.<br />

Entsprechend der Verkehrsbelastung sind für Kreuzungen<br />

unterschiedliche Maßnahmen erforderlich; an<br />

einfachen, übersichtlichen Straßenschnittpunkten genügen<br />

Verkehrszeichen, an komplizierten sind aufwendige<br />

Ampelanlagen u. a. erforderlich. Möglich ist,<br />

daß der grüne Pfeil im mittleren Bereich eine Lücke<br />

schließen und mit zu einem reibungslosen Verkehrsablauf<br />

beitragen kann. Sehr gut vorstellen könnte ich<br />

mir dies z. B. für den Bereich des <strong>Bundestag</strong>s in<br />

Bonn.<br />

Die SPD-Fraktion wird sich abschließend erst nach<br />

Vorlage des genannten Gutachtens äußern und<br />

schlägt Überweisung vor.<br />

Dr. Klaus Röhl (FDP): Es entbehrt nicht einer gewis<br />

sen Delikatesse, nicht einer besonderen Ironie, daß<br />

gerade die Gruppe PDS/Linke Liste beantragt, daß<br />

man bei einem roten Sperrsignal, komplettiert durch<br />

einen grünen Pfeil, nach rechts abbiegen darf. —<br />

Dies nur zur Aufmunterung in dieser späten Stunde.<br />

Der grüne Pfeil an der Verkehrsampel ist eines der<br />

wenigen, von der verflossenen DDR auf uns überkommenen<br />

Dinge, über deren weitere Existenz sich nachzudenken<br />

lohnt. Seine Funktion, seine Wirkungsweise<br />

vor Ort ist hinreichend bekannt. Trotzdem<br />

möchte ich in diesem Zusammenhang auf zwei wichtige<br />

Fakten hinweisen, die in der Regel nicht auffallen,<br />

daher nicht beachtet werden, aber in der Praxis<br />

wichtig sind.<br />

1. In gleicher Fahrtrichtung geradeausfahrende<br />

Radfahrer werden durch die Rechtsabbieger nicht gefährdet,<br />

denn sie müssen ja bei Ampel „rot" stehenbleiben.<br />

2. In gleicher Richtung geradeauslaufende Fußgänger<br />

werden durch den Rechtsabbiegerverkehr ebenfalls<br />

nicht gefährdet, denn auch für sie gilt das Signal<br />

Ampel „rot" , also müssen auch sie stehenbleiben.<br />

Allen anderen Verkehrsteilnehmern in der grünen<br />

freigegebenen Richtung ist der Vorbeimarsch oder die<br />

Vorfahrt zu gewähren.<br />

Der große Nutzen dieses kleinen Ampelaccessoires<br />

für den Verkehr liegt in der Tatsache, daß es zügiges

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