33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
33. Sitzung - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2613<br />
Vizepräsident Helmuth Becker<br />
mehr haben *). Es bedarf also nicht einer besonderen<br />
Beantragung.<br />
Als nächste Rednerin hat nun Frau Kollegin Claire<br />
Marienfeld das Wort.<br />
Claire Marienfeld (CDU/CSU): Herr Präsident!<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frieden<br />
schaffen mit weniger Waffen! — Jetzt sind wir soweit,<br />
und nun ist es nicht recht.<br />
(Vera Wollenberger [Bündnis 90/GRÜNE]:<br />
Wem denn? — Widerspruch bei der SPD)<br />
Die von uns allen politisch gewollte und vertraglich<br />
vereinbarte Reduzierung unserer Truppen bis Ende<br />
1994 mit der Überwindung der deutschen Teilung und<br />
veränderten Sicherheitsbedingungen in Europa darf<br />
jetzt nicht unter regionalpolitischen Gesichtspunkten<br />
zerredet werden.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP<br />
— Dr. Klaus-Dieter Feige [Bündnis 90/<br />
GRÜNE]: Das sagen Sie mal Ihren Kollegen!<br />
— Albrecht Müller [Pleisweiler] [SPD]: Aber<br />
tun müssen Sie was!)<br />
Die Verringerung unserer Streitkräfte bei gleichzeitiger<br />
Vergrößerung unseres Ter ritoriums bedingt eine<br />
Neuaufteilung und zwangsweise Verlagerung bzw.<br />
Auflösung von Einheiten und Verbänden der Bundeswehr.<br />
370 000 Soldaten können eben nur auf eine<br />
bestimmte Anzahl von Standorten sinnvoll verteilt<br />
werden.<br />
(Zurufe von der SPD: Richtig! — Das ist doch<br />
logisch!)<br />
„Abrüstung ja, aber nicht bei mir" ist kein brauchbares<br />
Planungsprinzip.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Erstes Kriterium für die Reduzierung ist die Sicherstellung<br />
der militärischen Aufgabenerfüllung.<br />
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt war die Maßgabe,<br />
Ballungsräume zu entlasten und in strukturschwächeren<br />
Gebieten auch aus wirtschaftlichen<br />
Gründen geringere Reduzierungen vorzunehmen.<br />
(Manfred Opel [SPD]: Sie sollten sich mal<br />
einen besseren Redenschreiber zulegen!)<br />
— Herr Kollege Opel, im Gegensatz zu Ihnen schreibe<br />
ich meine Reden selbst.<br />
Meine Damen und Herren, ein weiteres Kriterium<br />
war die Akzeptanz der Bundeswehr in der Bevölkerung<br />
und bei den politisch Verantwortlichen -<br />
in den<br />
Städten und Gemeinden. Aber gerade da machen wir<br />
die Erfahrung, die alles auf den Kopf stellt: Ratsbeschlüsse<br />
in SPD-regierten Rathäusern, die noch vor<br />
einigen Monaten Gültigkeit hatten und die Forderungen<br />
nach Abzug zum Inhalt beinhalteten, werden<br />
*) Die Fragen 41 des Abgeordneten Rolf Schwanitz, 58, 59 des<br />
Abgeordneten Gerhard Schulz (Leipzig), 60, 61 Elisabeth<br />
Grochtmann, 62, 63 des Abgeordneten Krziskewitz, 64, 65 des<br />
Abgeordneten Gunnar Uldall, 79 und 80 des Abgeordneten<br />
Peter Conradi wurden zurückgezogen.<br />
Die schriftlich erteilten Antworten auf die übrigen Fragen<br />
werden in einem Nachtrag zu diesem Plenarprotokoll abgedruckt.<br />
heute revidiert. Plötzlich entdeckt man seine Liebe zur<br />
Bundeswehr.<br />
(Albrecht Müller [Pleisweiler] [SPD]: Nen<br />
nen Sie doch mal ein paar Beispiele, damit<br />
wir dem nachgehen können!)<br />
Das Positive an dieser gesamten Diskussion ist für<br />
mich allerdings die Tatsache, daß damit in den betroffenen<br />
Städten und Gemeinden eine Überprüfung des<br />
eigenen Verhaltens gegenüber unseren Soldaten<br />
stattgefunden hat,<br />
(Beifall des Abg. Dr. Egon Jüttner [CDU/<br />
CSU])<br />
und daß, wenn man den Reaktionen glauben darf,<br />
Anzeichen von Bewußtseinswandel auch bei der SPD<br />
erkennbar sind. Ich hoffe, daß das so weitergeht.<br />
(Zuruf von der SPD: Machen Sie sich keine<br />
Hoffnungen!)<br />
Ich verkenne nicht, daß die vor Ort entstehenden<br />
Reduzierungen, Verlegungen und Auflösungen große<br />
strukturelle und wirtschaftliche Probleme mit sich<br />
bringen. Doch die SPD sollte sich mit massiver Kritik<br />
am Stoltenberg-Plan zurückhalten.<br />
(Dr. Peter Struck [SPD]: Stoltenberg-Plan,<br />
was ist das denn?)<br />
Die Bürger haben nicht vergessen, daß der sozialdemokratische<br />
Kanlzerkandidat Oskar Lafontaine eine<br />
Verringerung der Truppenstärke der Bundeswehr auf<br />
200 000 Soldaten durchsetzen wollte.<br />
(Beifall bei der SPD und dem Bündnis 90/<br />
GRÜNE)<br />
— Hören Sie bitte weiter!<br />
Ganz abgesehen von der Frage, ob die Armee ihren<br />
Auftrag dann noch erfüllen könnte, hätte dies unweigerlich<br />
ganze Regionen ins wirtschaftliche Chaos geführt.<br />
(Albrecht Müller [Pleisweiler] [SPD]: Mit Ih<br />
rer Regierung schon!)<br />
Es ist unglaubwürdig, wenn Sozialdemokraten<br />
jetzt, abgesehen von besonderen regionalen Überlegungen,<br />
generell um jeden Soldaten kämpfen.<br />
Wir sind nun gefordert, und wir werden auch sozial<br />
verträgliche Lösungen finden,<br />
(Manfred Opel [SPD]: Was denn zum Bei<br />
spiel? — Zuruf von der SPD: Das glauben Sie<br />
doch selbst nicht! — Albrecht Müller [Pleis<br />
- weiler] [SPD]: Sie haben ja bisher geschla<br />
fen!)<br />
vor allem für unsere Soldaten und insbesondere im<br />
Hinblick auf die Zivilbeschäftigten.<br />
Noch eines darf bei dieser Diskussion nicht unter<br />
den Tisch fallen: die Möglichkeiten der Städte und<br />
Gemeinden zur Umgestaltung des militärisch genutzten<br />
Geländes.<br />
(Zurufe von der SPD: Machen Sie doch Vor<br />
schläge! — Alles verschlafen in Rheinland<br />
Pfalz!)<br />
— Bitte, Herr Kollege.