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33. Sitzung - Deutscher Bundestag

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2712* <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />

Lage versetzen, daß sie ihren umfassenden Friedensauftrag<br />

erfüllen können. Der Wegfall des Ost-West<br />

Gegensatzes und die Auflösung des dadurch bedingten<br />

Patts in der Weltorganisation haben hierfür günstige<br />

Voraussetzungen geschaffen. Es gilt auch, die<br />

durch die Lösung des Golfkonflikts neu gewonnene<br />

Autorität der Vereinten Nationen zu nutzen.<br />

Uns liegt vor allem an einer Stärkung der Stellung<br />

des Generalsekretärs. Er soll das Instrumentarium erhalten<br />

und benutzen, um Krisen, wo immer sie in der<br />

Welt entstehen, nicht erst dann zu begegnen, wenn<br />

sie sich zu einem bewaffneten Konflikt ausgeweitet<br />

haben, sondern möglichst schon im Vorfeld solcher<br />

Konflikte regelnd und friedenstiftend einzugreifen.<br />

Der vom VN-Generalsekretär entworfene und vom<br />

Sicherheitsrat am 29. Ap ril 1991 beschlossene Friedensplan<br />

für die ehemalige spanische Kolonie West<br />

Sahara eröffnet einen Weg, den seit Jahren schwelenden<br />

und von der Weltöffentlichkeit fast verdrängten<br />

Konflikt in diesem Gebiet zu beenden und die Voraussetzungen<br />

für eine dauerhafte und stabile Friedensordnung<br />

zu schaffen. Die „Mission der Vereinten Nationen<br />

für die Organisation eines Referendums in der<br />

West-Sahara" (MINURSO) stellt in diesem Sinne einen<br />

neuen Typ der VN-Friedensmissionen dar. Während<br />

sich in der Vergangenheit die Friedensmissionen<br />

weitgehend darauf beschränkten, mit Hilfe von<br />

„Blauhelmen" die Einhaltung von Waffenstillstandsvereinbarungen<br />

zwischen Konfliktparteien zu überwachen,<br />

haben die Vereinten Nationen mit der Überwachung<br />

der ersten freien Wahlen in Namibia (UN-<br />

TAG) Neuland betreten. Neben den klassischen Militärbeobachtern<br />

(Blauhelme) wurden erstmals ziviles<br />

Personal und Polizeibeamte zur Überwachung einer<br />

demokratischen Parlamentswahl entsandt. Die UNO<br />

hat damit entscheidende Hilfe bei der Erlangung der<br />

Unabhängigkeit des ehemaligen Mandatsgebiets geleistet.<br />

Dieses Instrument wurde bei den Missionen in<br />

Zentralamerika (ONUCA) und speziell in Nicaragua<br />

(ONUVEN) fortentwickelt. Bei der bevorstehenden<br />

Mission in der West-Sahara (MINURSO) übernehmen<br />

die Vereinten Nationen erstmals auch die Organisation<br />

und ordnungsgemäße Durchführung eines Referendums,<br />

bei dem die Bevölkerung frei über ihr künftiges<br />

Schicksal — Unabhängigkeit oder Zugehörigkeit<br />

zum Königreich Marokko — entscheiden soll. Das<br />

ist aktive und unmittelbare Hilfe zur Förderung der<br />

Demokratisierung in einem Land der Dritten Welt.<br />

Wir begrüßen den Trend zur Ausweitung der VN-<br />

Aktivitäten in dieser Richtung. Es ist genau das, was<br />

Bundesminister Genscher meinte, als er in der Haushaltsdebatte<br />

im Deutschen <strong>Bundestag</strong> am 13. März<br />

1991 forderte, die Fähigkeit der UNO-Organe, des<br />

Generalsekretärs und des Sicherheitsrates im Sinne<br />

des Ausbaus der politischen Konfliktlösung zu verstärken.<br />

Die Bundesregierung wird die Friedensmission in<br />

der West-Sahara finanziell unterstützen. Sobald weitere<br />

Einzelheiten über den Einsatz der bei der Operation<br />

benötigten internationalen Polizeibeamten geklärt<br />

sind, wird die Bundesregierung zudem prüfen,<br />

ob sich Deutschland auch durch die Entsendung eines<br />

kleineren Kontingents von BGS-Beamten — und, so<br />

vorhanden, Beamtinnen — personell an dieser wichtigen<br />

Initiative beteiligen kann.<br />

Wir begrüßen daher den heute eingebrachten Entschließungsantrag,<br />

der mit der Politik der Bundesregierung<br />

übereinstimmt.<br />

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