21.01.2014 Aufrufe

33. Sitzung - Deutscher Bundestag

33. Sitzung - Deutscher Bundestag

33. Sitzung - Deutscher Bundestag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2635<br />

Dr. Gero Pfennig<br />

Wir nehmen als Ausschuß derartige Sammelpetitionen<br />

sehr ernst, weil sie sich insbesondere mit Umweltanliegen<br />

beschäftigen. Wir werden auch in der jetzigen<br />

Legislaturperiode alles tun, damit die Umweltpetitionen<br />

in Zusammenarbeit mit dem zuständigen<br />

Fachausschuß einer sachgerechten Erledigung zugeführt<br />

werden.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der<br />

SPD)<br />

Die Sammelpetitionen enthielten darüber hinaus<br />

vielfach Forderungen gegen Lärmbelästigung durch<br />

militärische Einrichtungen, aber auch gegen Lärmbelästigung<br />

durch zivile Einrichtungen wie z. B. die Eisenbahn.<br />

In vielen Fragen hat sich allein durch den<br />

Ablauf der Zeit manche Petition gegen Flugplätze,<br />

Truppenübungsplätze, Schießplätze oder gegen Tiefflugübungen<br />

erledigt.<br />

Wir haben einen großen Teil der 16 497 Einzeleingaben<br />

für das Ressort des Bundesministers für Arbeit<br />

und Sozialordnung verzeichnet, wie ich bereits sagte:<br />

insgesamt 3 300. Bei diesen Bitten ging es vorwiegend<br />

um Rentensachen, insbesondere wenn sie aus dem<br />

Beitrittsgebiet kamen. Aber auch Fragen etwa der<br />

Kindererziehungszeiten spielten eine Rolle, beispielsweise<br />

die Anerkennung von Kindererziehungszeiten<br />

für Kindererziehung im Ausland, Fragen der Rentensteigerung<br />

durch Kindererziehungszeiten und vieles<br />

andere mehr. Ich glaube, auch hier hat der Ausschuß<br />

jedem Petenten in zufriedenstellender Weise die erforderliche<br />

Auskunft gegeben und in Einzelfällen<br />

auch weitergeholfen.<br />

Insgesamt, so möchte ich zu dem Bereich des Bundesministers<br />

für Arbeit bemerken, ist die Zahl der<br />

Petitionen wohl auch deswegen etwas rückläufig,<br />

weil kaum noch Petitionen zum Thema Gesundheitsreform<br />

eingehen,<br />

(Horst Peter [Kassel] [SPD]: Sie haben resi<br />

gniert!)<br />

die im Vorjahr eine große Rolle gespielt hatten.<br />

Der Tätigkeitsbericht enthält erneut zahlreiche Beispiele<br />

betreffend die Integration behinderter Menschen.<br />

Es macht deshalb ausgesprochen betroffen,<br />

wenn bei der Eingabe eines Rollstuhlfahrers, der seit<br />

1953 bei einer Behörde im Beitrittsgebiet, also in der<br />

ehemaligen DDR, tätig war, von einem unserer Ministerien<br />

in der Antwort folgendes bemerkt wird: „Aus<br />

dem Schriftwechsel, der hier vorliegt, ist zu entnehmen,<br />

daß Herr L. selbst auf einem täglichen Weg zur<br />

Arbeit und zurück eine Gefährdung für sich und andere<br />

im Straßenverkehr darstellt. Schon aus - Gründen<br />

der Fürsorge hätte Herr L. beim ... Dienst der ehemaligen<br />

DDR nicht beschäftigt werden dürfen. " Ich<br />

finde, daß ist eine grobe Entgleisung. Der Ausschuß<br />

wird solche Entgleisungen nicht hinnehmen.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der SPD<br />

und dem Bündnis 90/GRÜNE sowie der Abg.<br />

Dr. Dagmar Enkelmann [PDS/Linke Liste])<br />

Der Bericht weist aus, daß der <strong>Bundestag</strong> auf Empfehlung<br />

des Petitionsausschusses in einer Reihe von<br />

Fällen gegenüber der Bundesregierung mit dem Ersuchen<br />

vorgegangen ist, einer Petition abzuhelfen, weil<br />

das Anliegen als berechtigt angesehen worden war.<br />

Dennoch ist die Bundesregierung in zwei Fällen bei<br />

ihrer ablehnenden Haltung geblieben, ohne daß neue<br />

Argumente oder Tatsachen geliefert wurden.<br />

Es ist zwar richtig — wir haben das auch früher<br />

schon als Petitionsausschußmitglieder an dieser Stelle<br />

gesagt — , daß Ersuchen des <strong>Bundestag</strong>es in Form von<br />

Berücksichtigungsbeschlüssen die Bundesregierung<br />

rechtlich nicht verpflichten, diesem Ersuchen zu entsprechen.<br />

Der Ausschuß geht jedoch davon aus, daß<br />

der gegenseitige Respekt, den die Verfassungsorgane<br />

einander schulden, und die Achtung vor dem Grundrecht<br />

des Art. 17 GG die Bundesregierung zumindest<br />

politisch verpflichten, das ihr Mögliche zu tun, um<br />

dem Ersuchen des <strong>Bundestag</strong>es gerecht zu werden.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der<br />

FDP, der SPD und dem Bündnis 90/<br />

GRÜNE)<br />

Der Ausschuß hat deshalb in all den Fällen, in denen<br />

die Bundesregierung einem solchen Beschluß<br />

nicht entsprochen hat, sehr gründlich die Gründe für<br />

die Nichtbefolgung geprüft. Der Ausschuß hält es übrigens<br />

auch nicht für vertretbar, wenn erst zum Zeitpunkt<br />

der Antwort auf einen Berücksichtigungsbeschluß<br />

Gründe nachgeschoben werden, die einer<br />

Abhilfe der Petition entgegenstehen; denn dieses<br />

hätte vorher geschehen können und dann vom Ausschuß<br />

ausreichend geprüft werden können. Diese<br />

Verhaltensweise muß ich im Namen des Ausschusses<br />

nachdrücklich beanstanden.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der<br />

FDP, der SPD und dem Bündnis 90/<br />

GRÜNE)<br />

Der Ausschuß wird übrigens genausowenig hinnehmen,<br />

daß die Bundesregierung auf Grund einer anderen<br />

Wertung eine Befolgung von Beschlüssen in solchen<br />

Fällen verweigert, in denen der Ausschuß auch<br />

nach Prüfung der Gegenargumente der Bundesregierung<br />

im Rahmen des geltenden Rechts einen Handlungsspielraum<br />

gesehen hat. Der Ausschuß wird, wie<br />

erst jetzt wieder verschiedentlich geschehen, die Verantwortlichen<br />

dann in den Ausschuß laden und auf<br />

Befolgung der Beschlüsse des <strong>Bundestag</strong>es drängen<br />

und durch entsprechende Fristsetzungen das Verfahren<br />

weiter begleiten.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)<br />

Wir wissen aus der Vergangenheit, daß dies häufig<br />

doch noch zu einer Änderung der Haltung der Regierung<br />

geführt hat und deshalb etliche Fälle nach mehreren<br />

Jahren noch erfolgreich abgeschlossen werden<br />

konnten.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der<br />

FDP und der SPD)<br />

Ich möchte mich abschließend bei den Petitionsausschüssen<br />

der Länder und beim Petitionsausschuß des<br />

Europäischen Parlaments für die gute Zusammenarbeit<br />

im Berichtsjahr bedanken. Sie haben vielleicht<br />

gelesen, daß wir in diesem Jahr eine sehr erfolgreiche<br />

Zusammenkunft mit den Petitionsausschüssen aus<br />

unseren 16 Bundesländern hatten, die sich auf meine<br />

Einladung hin mit dem Petitionsausschuß des <strong>Bundestag</strong>es<br />

in Berlin getroffen haben, wo wir unsere Kontakte<br />

vertieft haben und die Erfahrungen bei der Bear-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!