33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2666 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Birgit Homburger<br />
und dem Iran die Brisanz der Lage nicht wirklich verstanden<br />
wird. Nur so ist aus Sicht der FDP jedenfalls<br />
zu erklären, daß weiterhin gezögert wird, die Hilfe,<br />
die z. B. in Form von zwei mobilen Meßstationen von<br />
der Bundesregierung angeboten wurde, anzunehmen.<br />
Es sind Hilfen von seiten der Bundesregierung<br />
angeboten worden — auch wenn das bestritten<br />
wird — , und sie sind nach wie vor nicht angenommen<br />
worden.<br />
Anläßlich der Rückkehr einer deutschen Expertengruppe<br />
zur Bekämpfung der Ölbrände aus Kuwait<br />
— Sie haben sie gerade schon zitiert, Herr Kübler —<br />
erklärte der Bundesforschungsminister gestern, daß<br />
Kuwait nun offensichtlich bereit ist, einen Einsatz<br />
deutscher Unternehmen beim Löschen der Ölbrände<br />
zuzulassen, und dafür auch einen Vorschlag einer Arbeitsgemeinschaft<br />
der beteiligten Firmen erbeten<br />
hat.<br />
Nachdem Kuwait eine solche Hilfe in den vergangenen<br />
Monaten abgelehnt hat, ist es für mich eine<br />
erfreuliche Nachricht — —<br />
(Dr. Klaus Kübler [SPD]: Das trifft nicht zu!<br />
Ich sage das noch einmal ausdrücklich und<br />
habe das auch Herrn Riesenhuber vor fünf<br />
Wochen mitgeteilt!)<br />
—Herr Kübler, Sie behaupten immer und immer wieder<br />
— das haben wir auch letzte Woche hier schon<br />
gehört — , daß Kuwait diese Hilfe nicht ablehnt. Es ist<br />
doch die Frage, wie diese Hilfe aussieht. Es ist eine<br />
ganze Menge Hilfe von seiten der Bundesregierung<br />
geleistet worden. Ich denke nur daran, daß eine<br />
Menge Material zur Ölbekämpfung in die Golfregion<br />
geliefert wurde, daß z. B. Ölbarrieren und Skimmer,<br />
also Ölabsaugpumpen, sowie aufblasbare Tanks hingeliefert<br />
wurden. Es sind z. B. allein 2 700 m Ölsperren<br />
und fünf große Skimmer an Saudi-Arabien im<br />
Wert von 4 Millionen DM gegeben worden.<br />
(Dr. Klaus Kübler [SPD]: Das ist doch ganz<br />
unbestritten! Das ist doch nicht das Pro<br />
blem!)<br />
— Diese Hilfe ist auf jeden Fall gegeben worden. Es ist<br />
auch Kuwait Hilfe z. B. in Form zweier Meßwagen<br />
angeboten worden. Die Hilfe wird nach wie vor nicht<br />
angenommen. Es wird von Kuwait verhindert, daß die<br />
Meßstationen ins Land gelassen werden und daß sie<br />
die Arbeit aufnehmen können. Kuwait lehnt sie nach<br />
wie vor überwiegend deswegen ab<br />
(Dr. Klaus Kübler [SPD]: Das ist doch nicht<br />
das Problem!)<br />
— doch! —, weil es darum geht, wer diese Hilfe bezahlt.<br />
-<br />
Ich muß Ihnen ganz deutlich sagen, was ich schon<br />
einmal gesagt habe: Ich sehe nicht ein, daß wir die<br />
Hilfen, die wir anbieten, kostenlos leisten, wenn andere<br />
Hilfen, z. B. aus den USA, die privatwirtschaftlich<br />
geboten werden, bezahlt werden. Das ist doch der<br />
springende Punkt. Ein Punkt war offensichtlich auch,<br />
daß Kuwait nicht akzeptiert hat, daß diese Hilfen von<br />
der deutschen Seite angeboten wurden.<br />
m Vizepräsident Helmuth Becker: Frau Kollegin Ho<br />
burger, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen<br />
Kübler?<br />
Birgit Homburger (FDP): Sicherlich.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Bitte sehr.<br />
Dr. Klaus Kübler (SPD) : Ich stelle die Zwischenfrage<br />
deshalb, weil ich glaube, daß man in diesem Punkt<br />
wirklich Einigkeit erzielen kann. Ich wiederhole noch<br />
einmal, was ich schriftlich und mündlich mehrfach<br />
gesagt habe, und frage Sie, ob Sie nicht mitbekommen<br />
haben, daß ich natürlich erklärt habe, daß die Löscharbeiten<br />
auf kommerzieller Basis abgewickelt werden<br />
müssen, genauso wie die Amerikaner die Löscharbeiten<br />
auf kommerzieller Basis abwickeln. Darf ich Sie<br />
bitten, dies zur Kenntnis zu nehmen? Wenn Sie mit Ja<br />
antworten, bin ich voll zufrieden.<br />
Birgit Homburger (FDP): Sie dürfen mich bitten,<br />
Herr Kübler; ich nehme es zur Kenntnis.<br />
Es gibt einen Dissens also nur noch in der Frage, ob<br />
Kuwait die Hilfe abgelehnt hat oder nicht. Ich glaube<br />
nicht, daß wir diesen Dissens ausräumen werden.<br />
Die Bundesregierung hat verschiedene Gespräche,<br />
z. B. auch mit dem Botschafter Kuwaits, geführt und<br />
sich ernsthaft bemüht, Expertenkommissionen hinunterzuschicken.<br />
Diese Hilfen wurden aber nicht angenommen.<br />
Ich meine, daß dieses Bemühen der Bundesregierung<br />
durchaus einmal anerkannt werden muß.<br />
Ich möchte dazu noch folgende Bemerkung machen:<br />
Kuwait ist nach wie vor ein selbständiger Staat.<br />
Wenn die Kuwaitis nicht bereit sind, Hilfen, die angeboten<br />
werden, anzunehmen, dann können wir sie ihnen<br />
nicht aufzwingen.<br />
Die FDP erwartet nun vor allen Dingen, daß<br />
schnellstmöglich ein Vorschlag dieser Arbeitsgemeinschaft<br />
erarbeitet und den Kuwaitis ein Angebot unterbreitet<br />
wird.<br />
Gleichzeitig erwartet die FDP von der Bundesregierung,<br />
daß in weiteren Gesprächen mit der kuwaitischen<br />
Regierung und mit den Vertretern Kuwaits hier<br />
in der Bundesrepublik klargemacht wird, daß auch<br />
Kuwait eine Verantwortung für die entstehenden<br />
ökologischen Schäden trägt, insbesondere dann,<br />
wenn es durch eine Ablehnung von Hilfen dazu beiträgt,<br />
die Beiseitigung der Ursachen der ökologischen<br />
Schäden weiter hinauszuzögern.<br />
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
Es ist hier also nochmals zu verdeutlichen, daß es<br />
a) eine regionale Verantwortung, aber b) auch eine<br />
internationale Verpflichtung für Kuwait gibt.<br />
Im Hinblick auf die Ursache der verheerenden ökologischen<br />
Auswirkungen des Golfkrieges möchte ich<br />
aber auch noch eines aufgreifen und klarstellen, und<br />
zwar im Hinblick auf den Antrag des Bündnisses 90/<br />
GRÜNE, nämlich daß aus unserer Sicht der irakische<br />
Diktator Saddam Hussein derjenige ist, der diese Umweltkatastrophe<br />
zu verantworten hat und niemand<br />
anders. Dies gilt insbesondere für die Ölpest und für<br />
die Luftverschmutzung, die durch die Ölbrände in<br />
Kuwait entstanden ist. Das rührt aus unserer Sicht aus<br />
einer verbrecherischen, gegen die Umwelt gerichteten<br />
und nichthinnehmbaren Kriegführung her. Das,<br />
glaube ich, sollte man nicht vergessen, wenn man<br />
einen solchen Antrag stellt.