33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2670 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> - 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Parl. Staatssekretär Bernd Schmidbauer<br />
dieser besagten Umweltausschußsitzung ja in großer<br />
Offenheit vorgetragen.<br />
(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Sehr rich<br />
tig!)<br />
Ich kann nur noch einmal betonen, daß sich die<br />
Bundesregierung seit März 1991 auf den unterschiedlichsten<br />
Kanälen bei den kuwaitischen Dienststellen<br />
um eine entsprechende Aufforderung, um entsprechende<br />
Hilfe — wenn Sie so wollen — bemüht hat. Es<br />
entspricht aber der Praxis Kuwaits — ich will das auch<br />
einmal offen ansprechen — , an der Löschung der Ölbrände<br />
und dem Wiederaufbau des Landes auf kommerzieller<br />
Basis zunächst nur diejenigen Länder zu<br />
beteiligen, die sich an der Seite Kuwaits am Golf<br />
Krieg beteiligt hatten. Dies ist eben so. Von der kuwaitischen<br />
Regierung liegt bis heute keine eindeutige<br />
Aufforderung vor, daß sich die deutsche Indust rie auf<br />
kommerzieller Basis an der Löschung der Ölbrände<br />
beteiligen möge.<br />
Ich will Ihnen weiter sagen: Wir haben jetzt die<br />
Chance, mit diesen Experten auf einer anderen Basis<br />
zu beginnen — wenn Kuwait dies wünscht; dies<br />
scheint nun so zu sein —, d. h. uns aktiv an der Löschung<br />
dieser Ölbrände zu beteiligen.<br />
Wir haben versucht, nachdem wir gesehen hatten,<br />
daß es Vorbehalte gegen bestimmte Staaten gab —<br />
Sie wissen, daß es Japan nicht anders ergangen ist als<br />
der Bundesrepublik Deutschland — , aus diesem Dilemma<br />
herauszukommen, indem Bundesumweltminister<br />
Töpfer auf der Tagung des EG-Umweltrates am<br />
18. März 1991 intensiv für eine Aktion der Europäischen<br />
Gemeinschaft geworben hat. Wir wollten gemeinsam<br />
mit der Europäischen Gemeinschaft die Umweltkrise<br />
am Golf bewältigen.<br />
Nach langem Zögern hat die kuwaitische Regierung<br />
den offiziellen Besuch einer deutschen Expertengruppe<br />
zu diesem Termin gebilligt. Auch dies ist<br />
Ihnen klar, und auch dies haben wir sehr offen betont.<br />
Ich will Ihnen auch sagen — damit das noch einmal<br />
deutlich wird — : Gespräche von Vertretern des BMFT<br />
mit der kuwaitischen Ölindustrie in London waren<br />
bereits Anfang Mai 1991 vorausgegangen. Seit dieser<br />
Zeit finden im BMFT intensive Koordinierungsgespräche<br />
über die technischen Möglichkeiten der Ölbrandbekämpfung<br />
statt.<br />
Wir gehen aber davon aus — dies besagt auch die<br />
Presseerklärung und dies hat auch Bundesumweltminister<br />
Töpfer dem Ausschuß mitgeteilt — , daß wir<br />
-<br />
nach dieser Expertenreise noch einmal mit einem entsprechenden<br />
umfassenden Angebot an Kuwait herantreten.<br />
Wir gehen weiter davon aus, daß wir uns dann<br />
auf Bitten Kuwaits hin in diesem, wie ich finde — und<br />
das sagen auch Sie —, sehr wichtigen Bereich engagieren<br />
können. Dies muß — auch das will ich noch<br />
einmal betonen — auf kommerzieller Basis abgewikkelt<br />
werden. Wir meinen, daß auch der kuwaitischen<br />
Regierung inzwischen klar ist, daß zusätzliche technische<br />
Hilfe aus Europa zwecks schnellerer Beendigung<br />
der Ölbrände im Interesse Kuwaits und im Interesse<br />
des Gesundheits- und Umweltschutzes auch in den<br />
Nachbarstaaten notwendig ist.<br />
Lassen Sie uns insofern an einem Strang ziehen.<br />
Lassen Sie uns bitte nicht ständig wiederholen, daß<br />
die Bundesregierung in diesem Zusammenhang zu<br />
langsam oder überhaupt nicht gehandelt habe. Auch<br />
längeres Herbeten dieser Vorwürfe macht diese Vorwürfe<br />
nicht richtig.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP —<br />
Dr. Ulrich Böhme [Unna] [SPD]: Ja, sicher,<br />
viel zu spät!)<br />
Wir haben Ihnen detailliert ausgeführt, welche Bemühungen<br />
notwendig waren. Lassen Sie uns hoffen, daß<br />
das Angebot jetzt angenommen wird und daß wir mithelfen<br />
können, daß die Ölbrände wesentlich rascher<br />
gelöscht werden, als es in den vergangenen Wochen<br />
ausgesehen hat.<br />
In meinem Gespräch mit dem Umweltminister<br />
Saudi-Arabiens hat sich eindeutig ergeben, daß wir<br />
gemeinsam an einem Strang ziehen müssen<br />
(Dr. Ulrich Böhme [Unna] [SPD]: Ja, aber<br />
schneller!)<br />
und daß die Bundesrepublik Deutschland ein wichtiger<br />
Partner bei der Lösung dieser Umweltproblematik<br />
am Golf ist.<br />
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP —<br />
Dr. Klaus Kübler [SPD]: Das war zuviel<br />
Rechtfertigung! Das macht nachdenklich!)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Meine Damen und<br />
Herren, ich schließe die Aussprache zu Tagesordnungspunkt<br />
11.<br />
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf<br />
Drucksache 12/779 an die in der Tagesordnung aufgeführten<br />
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit<br />
einverstanden? — Ich höre und sehe keinen Widerspruch.<br />
Dann ist die Überweisung so beschlossen.<br />
Ich rufe nunmehr den vorhin zurückgestellten Tagesordnungspunkt<br />
10 auf:<br />
Beratung des Antrags der Abgeordneten<br />
Dr. Liesel Hartenstein, Dietmar Schütz, Harald<br />
B. Schäfer (Offenburg), weiterer Abgeordneter<br />
und der Fraktion der SPD<br />
Minderung der Ozon-Belastung — Maßnahmen<br />
zur Bekämpfung des Sommer-Smogs<br />
— Drucksache 12/772 —<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(federführend)<br />
Ausschuß für Wirtschaft<br />
Ausschuß für Verkehr<br />
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für<br />
die Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. — Ich<br />
höre und sehe keinen Widerspruch. Dann ist das so<br />
beschlossen.<br />
Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Frau Abgeordnete<br />
Dr. Liesel Hartenstein.<br />
Dr. Liesel Hartenstein (SPD): Herr Präsident! Liebe<br />
Kolleginnen und Kollegen! Seit Jahren ist der Sommersmog<br />
zur Geißel nicht nur unserer Innenstädte<br />
geworden, sondern auch zur Geißel vieler sogenann-