33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991 2669<br />
Parl. Staatssekretär Bernd Schmidbauer<br />
Von den Umweltverbrechen Saddam Husseins darf<br />
nicht abgelenkt werden. Ich habe das auch zum Anlaß<br />
genommen, vor dem Verwaltungsrat der Vereinten<br />
Nationen noch einmal auf diesen Punkt hinzuweisen.<br />
Das militärisch sinnlose Sprengen und Anzünden von<br />
ungefährt 600 unter hohem Gasdruck stehenden Ölquellen<br />
ist und bleibt ein Umweltverbrechen.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />
Herr Kollege Kübler, ich sage es noch einmal. Ihre<br />
Aussage wird nicht richtiger, wenn Sie sie ständig<br />
wiederholen. Dem Ziel nach sind wir uns in vielem<br />
einig. Ich konzediere Ihnen auch Ihr Engagement in<br />
diesen Punkten. Aber eines will ich hier noch einmal<br />
feststellen: daß die Bundesregierung sehr rasch reagiert<br />
hat. Die Bundesregierung hat von Anfang an<br />
schnelle und großzügige Hilfe bei der Bekämpfung<br />
der Ölpest geleistet. Wir haben Experten und Ölwehr<br />
gerät zur vorsorglichen Entlastung der lebenswichtigen<br />
Meerwasserentsalzungsanlagen und ein leistungsfähiges<br />
Ölauffangschiff in den Golf geschickt.<br />
Das Gerät wurde bereits im Februar aus Gründen der<br />
Vorsorge dort stationiert, von wo die ersten klaren Hilfeersuchen<br />
vorlagen, nämlich in Katar und Bahrain.<br />
Bereits eine Woche nach dem Waffenstillstand, Anfang<br />
März 1991, ist Bundesumweltminister Töpfer mit<br />
einer fachlich breit zusammengesetzten Expertengruppe<br />
in die Golfregion geflogen, um eine erste Bestandsaufnahme<br />
der Umweltschäden zu versuchen.<br />
Er hat bei dieser Gelegenheit die technische und wissenschaftliche<br />
Hilfe der Bundesrepublik Deutschland<br />
angeboten. Ich sage noch einmal sehr deutlich:<br />
Diese Hilfe ist von uns zu diesem Zeitpunkt, kurz nach<br />
Beendigung des Krieges, angeboten worden. Aus Sicherheitsgründen<br />
wurde kurzfristig die Landung in<br />
Kuwait verweigert, nicht weil Töpfer nicht nach Kuwait<br />
wollte, sondern weil es nicht möglich war, zu diesem<br />
Zeitpunkt dort zu landen.<br />
In dem von der Ölpest stark betroffenen Saudi-Arabien<br />
konnte nach einer beispiellosen Aktion bester<br />
Zusammenarbeit zwischen den Bundesressorts in kürzester<br />
Frist ebenfalls wichtiges Ölwehrgerät zur Verfügung<br />
gestellt werden: sieben Großraumflugzeugladungen<br />
im Wert von annähernd 4 Millionen DM. Umweltminister<br />
Töpfer konnte anläßlich seiner Gespräche<br />
in Saudi-Arabien das dort dringend benötigte Ölwehrgerät<br />
bereits am 10. März — das war die erste<br />
Landung — übergeben. Ich bitte Sie, dann nicht ständig<br />
die Vorwürfe zu bringen: Fehlanzeige, Nullanzeige,<br />
zu spät und überhaupt nicht. Wir haben sehr rasch<br />
und sehr schnell, auch beispielhaft für andere Länder,<br />
gehandelt. Das wird auch von den Staaten der - Golfregion<br />
anerkannt.<br />
Inzwischen haben auf unsere Initiative hin — das<br />
darf ich noch sagen — eigene Luftmeßflüge stattgefunden,<br />
weil wir wegen der bedeutenden Umweltauswirkungen<br />
der Rauchwolken aus den Ölbränden auf<br />
verläßliche eigene Daten nicht verzichten wollten. Die<br />
Einzelauswertung wird in den nächsten Wochen erfolgen.<br />
Es kann aber schon jetzt bestätigt werden, daß<br />
die Rauchentwicklung das Regionalklima im Umkreis<br />
von einigen hundert bis höchstens ein- bis zweitausend<br />
Kilometern beeinträchtigen kann, keinesfalls<br />
aber das Weltklima. Auch das ist inzwischen unstrittig.<br />
Ebenfalls unstrittig ist die Ausbreitung der Rußpartikel.<br />
Die beiden für Kuwait und Iran aus humanitären<br />
Gründen kostenlos bereitgestellten Meßfahrzeuge<br />
zur Messung der Luftverschmutzung in Kuwait City<br />
und im Iran stehen bereit. Sie können sofort per Luftfracht<br />
und in Begleitung der Experten in Marsch gesetzt<br />
werden, wenn die Gaststaaten die zur persönlichen<br />
Sicherheit der Begleitmannschaft unerläßlichen<br />
Vereinbarungen ausdrücklich anerkannt haben.<br />
Diese ausdrückliche Zustimmung der Gaststaaten zu<br />
den Vereinbarungen wird von uns nahezu täglich angemahnt.<br />
Wir halten es für unverantwortlich, die Luftmeßfahrzeuge<br />
nach der Hauruck-Methode und ohne<br />
schriftliche Zustimmung der Gastländer zu den Vereinbarungen<br />
in Kuwait City und im Iran zu stationieren,<br />
so wie manche uns das nahelegen.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Staatssekretär,<br />
gestatten Sie noch eine Zwischenfrage des Kollegen<br />
Kübler?<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Wenn ich den nächsten Satz noch sagen<br />
darf.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Bitte.<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Unsere Regierung kann in Kuwait nur tätig<br />
werden, wenn wir dazu vom Gastland ausdrücklich<br />
aufgefordert sind. Kuwait ist ein souveräner Staat.<br />
Ausdrückliche Vereinbarungen zwischen Regierungen<br />
entsprechen dem zivilisierten Miteinander einer<br />
auf Völkerverständigung und Völkerrecht angewiesenen<br />
Staatengemeinschaft. Jede Eigenmächtigkeit<br />
wird von uns strikt abgelehnt.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Kollege Kübler,<br />
bitte.<br />
Dr. Klaus Kübler (SPD): Herr Parlamentarischer<br />
Staatssekretär, finden Sie es nicht auffallend, daß<br />
praktisch alle Länder, von den USA bis zu den Niederlanden<br />
— ich beziehe mich da auf Ausführungen<br />
von Herrn Bundesminister Töpfer in der vorletzten<br />
Umweltausschußsitzung —, die unterschiedlichsten<br />
Hilfsmaßnahmen in Kuwait durchsetzen konnten —<br />
ich spreche immer über Kuwait — und daß das dieser<br />
Bundesregierung nicht gelungen ist? Ich frage: Hat sie<br />
da nicht genügend getan, ist sie so untalentiert, oder<br />
sind die Beziehungen so schlecht,<br />
(Klaus Harries [CDU/CSU]: Das wird doch<br />
langsam penetrant, Herr Kübler!)<br />
daß keine unserer Maßnahmen dort bis jetzt zum Einsatz<br />
gekommen ist? Dies ist doch eine grundsätzlich<br />
politische Frage. Ich frage Sie: Woran liegt dies?<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Herr Kollege Kübler, ich habe Ihnen das in