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33. Sitzung - Deutscher Bundestag

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2626 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />

Hans Raidel<br />

den neuen Bundesländern sowie der Abzug der sowjetischen<br />

Truppen sind der Erfolg der Sicherheitsund<br />

Außenpolitik dieser Regierung. Die Bundeswehr<br />

erfährt mit der vorliegenden Entscheidung die größte<br />

Umstrukturierung in ihrer Geschichte. Ziel ist dabei<br />

weiterhin, die Sicherheit Deutschlands zu gewährleisten.<br />

Wirtschaftliche Interessen sind zwar, wo immer<br />

es geht, zu berücksichtigen, haben sich aber letztlich<br />

dem Sicherheitsziel unterzuordnen.<br />

Um die militärischen Interessen mit denen der Länder<br />

soweit wie möglich zu harmonisieren, erfolgte die<br />

Stationierungsplanung unter Anlegung eines umfassenden<br />

Kriterienkatalogs: a) Sicherstellung der militärischen<br />

Aufgabenerfüllung, b) politische und gesellschaftliche<br />

Akzeptanz, c) Lebensfähigkeit der Standorte.<br />

Meine Damen und Herren, das vorgelegte Konzept<br />

ist in sich schlüssig und erfüllt die gestellten Ansprüche.<br />

(Detlev von Larcher [SPD]: Glauben Sie das<br />

selber?)<br />

Ich darf Ihnen, Herr Minister, und allen Mitarbeitern<br />

Ihres Hauses, insbesondere den Planungsstäben,<br />

herzlich für die enorme Fleißarbeit danken. Dieses<br />

Konzept ist ausgewogen; es hat Hand und Fuß.<br />

Wir wissen, am Truppenabbau geht kein Weg vorbei.<br />

Das darf uns aber nicht den Blick auf die großen<br />

Probleme verstellen, die sich für einzelne Städte und<br />

Gemeinden ergeben, wenn die Soldaten abziehen.<br />

Kaufkraft geht verloren; Infrastruktureinrichtungen,<br />

die für die Bundeswehrangehörigen und ihre Familien<br />

geschaffen wurden, stehen leer.<br />

Als bayerischer Abgeordneter darf ich mir erlauben,<br />

insbesondere auf die bayerischen Probleme hinzuweisen,<br />

die z. B. in Ostbayern, insbesondere in Niederbayern<br />

und der Oberpfalz, oder auch in Nordschwaben<br />

entstehen.<br />

Flankierende Maßnahmen sind nötig. Aus meiner<br />

Sicht sind diese flankierenden gesetzgeberischen<br />

Maßnahmen: erstens das Personalstärkegesetz für die<br />

Reduzierung des Soldatenumfanges, zweitens eine<br />

Vorschrift zur sozial verträglichen Reduzierung des<br />

Zivilpersonals und drittens eine Konzeption, die die<br />

wirtschaftlichen und strukturellen Auswirkungen in<br />

den neuen Stationierungsplanungen auf die Standorte<br />

berücksichtigt.<br />

Die Bundesregierung muß in Abstimmung mit den<br />

Ländern rechtzeitig Vorbereitungen treffen, um geeignete<br />

Maßnahmen einleiten zu können, z. B. aus der<br />

Programmförderung der regionalen Wirtschaftsstruktur.<br />

(Josef Vosen [SPD]: Das ist doch überholt!)<br />

Zudem sollten alle bisher militärisch genutzten Liegenschaften<br />

auf die Möglichkeit ihrer zivilen Folgenutzung<br />

geprüft werden. Als Alternative nenne ich<br />

z. B. die Nutzung für den Wohnungsbau. Hier ist dem<br />

Finanzminister herzlich zu danken, daß das Konzept<br />

für die Abgabe von Bauland deutlich verbessert worden<br />

ist:<br />

(Josef Vosen [SPD]: Viel zu teuer!)<br />

30 % bisher und in möglichen weiteren Fällen über<br />

diese 30 % hinaus. Diese Preisbevorzugungen sollten<br />

sich auf alle der Öffentlichkeit dienenden Einrichtungen<br />

der Länder, Bezirke und Gemeinden erstrekken.<br />

Meine Damen und Herren, die vor Ort entstehenden<br />

wirtschaftlichen und strukturellen Probleme bei<br />

Auflösung bzw. Verlegung von Bundeswehreinheiten<br />

sind politisch sicherlich nicht zu unterschätzen. Dennoch<br />

muß dem Ministerium bescheinigt werden, daß<br />

mit dem vorgelegten Ressortkonzept eine schlüssige<br />

und den künftigen Aufgaben der Bundeswehr gerecht<br />

werdende Stationierungsplanung vorgelegt wurde.<br />

Herzlichen Dank.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Vizepräsident Helmuth Becker: Meine Damen und<br />

Herren, als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt<br />

hat nunmehr der Abgeordnete Thomas Kossendey<br />

das Wort.<br />

Thomas Kossendey (CDU/CSU) : Herr Präsident!<br />

Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Als ich die Reden<br />

der Kollegen von der Opposition hörte, fiel mir Ihr<br />

Bürgermeister Momper ein. Er hat den Ausdruck vom<br />

„Rumeiern" geprägt. Sehr viel mehr war es eigentlich<br />

nicht, was Sie heute geboten haben.<br />

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />

Sie haben viel geredet, viel lamentiert, aber eigentlich<br />

wenig Konstruktives beigetragen.<br />

(Detlev von Larcher [SPD]: Das machen Sie<br />

jetzt!)<br />

Das kollektive In-die-Kissen-Schluchzen, das Sie<br />

hier demonstriert haben, kann Politik nicht ersetzen.<br />

Die Bürger wollen wissen: Was wollen die Sozialdemokraten<br />

nun eigentlich?<br />

(Zuruf von der CDU/CSU: Das wissen die<br />

doch selber nicht! — Dieter Heistermann<br />

[SPD]: Wir wollen wissen, was die Regierung<br />

will!)<br />

Daß Sie reduzieren wollen, haben wir gehört. Aber<br />

eines würde uns natürlich interessieren: Wieviel und<br />

wo würden Sie reduzieren? Was ist eigentlich aus Ihren<br />

hochtrabenden Plänen geworden?<br />

Mit einem Irrtum unserer Kollegen möchte ich einmal<br />

aufräumen: Die SPD sprach immer von 200 000<br />

Mann. Ich habe hier eine Überschrift aus einer politischen<br />

Zeitung: „Der roten Heidi reichen 100 000<br />

Mann",<br />

(Josef Vosen [SPD]: Für die Heidi allein! —<br />

Heiterkeit)<br />

— Für Heidi allein? Ja, gut.<br />

Mich würde eigentlich interessieren: Wann legen<br />

Sie die Liste der Standorte vor, die wir dann schließen<br />

müßten? Wie sagen Sie das den Zivilbediensteten?<br />

Wie sagen Sie das den Soldaten?<br />

Eines, meine Herren und Damen, wollen wir Ihnen<br />

nicht durchgehen lassen: Jahr für Jahr seit 1988 pachten<br />

Sie die Schlagzeilen der Wochenendzeitungen mit<br />

immer niedrigeren Zahlen für die Bundeswehr. Wenn

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