33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2654 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Bernd Reuter<br />
Wir müssen — das will ich am Schluß noch sagen —<br />
mittelfristig mit einem weiteren erhöhten Eingang von<br />
Petitionen rechnen. Daher richte ich abschließend<br />
meine Bitte an die Präsidentin und die zuständigen<br />
Stellen, hierfür die personellen Voraussetzungen zu<br />
schaffen.<br />
Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die im<br />
Ausschuß in so hervorragender Art und Weise mitgewirkt<br />
haben, und bin überzeugt davon, daß wir auch<br />
in der vor uns liegenden Zeit im Interesse unserer Bürgerinnen<br />
und Bürger dort etwas Vernünftiges leisten<br />
können.<br />
Schönen Dank.<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
Vizepräsident Hans Klein: Herr Kollege Steffen<br />
Kampeter, bevor ich Ihnen das Wort gebe, kann ich<br />
folgende Bemerkung einfach nicht unterdrücken: Ich<br />
wünsche mir, daß diese interfraktionelle Tonlage der<br />
Debatte über die Petitionen gewisse Beispielkraft auf<br />
unsere morgige Diskussion hat.<br />
(Heiterkeit — Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Herr Kollege Kampeter, bitte.<br />
Steffen Kampeter (CDU/CSU): Herzlichen Dank. —<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Erst einmal will ich — es ist eine schwierige<br />
Aufgabe, am Ende einer zweistündigen Debatte noch<br />
etwas wesentlich Neues beizutragen — denjenigen<br />
Kolleginnen und Kollegen danken, die, statt den zahlreichen<br />
Einladungen zu Sommerfesten gefolgt zu<br />
sein, dieser Debatte folgen.<br />
Zweitens. Wir haben gerade im letzten Beitrag viel<br />
Kritik an der Bundesregierung und an ihrem Verhalten<br />
gehört. Wenn ich mir die Präsenzquote auf der<br />
Regierungsbank angucke und mit der Präsenzquote<br />
der Parlamentarier vergleiche, muß ich in diesem<br />
Falle feststellen: i : 0 für die Bundesregierung.<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
Rund 16 000 Eingaben im vergangenen Jahr an den<br />
Petitionsausschuß haben gezeigt, wie wichtig die Bürgerinnen<br />
und Bürger dieses grundgesetzlich garantierte<br />
Recht schätzen. Es ist davon auszugehen, daß<br />
wir in diesem Jahr die Schallmauer von 20 000 Eingaben<br />
an den Petitionsausschuß deutlich übersteigen<br />
werden.<br />
An dieser Stelle ist daher nicht nur den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des Petitionsausschusses zu<br />
danken; vielmehr müssen wir vor allen Dingen auch<br />
den Petenten dafür danken, daß sie von ihrem Recht<br />
Gebrauch gemacht haben, oftmals Finger in Wunden<br />
gelegt haben, die wir noch nicht erkannt hatten, und<br />
so uns Parlamentariern neue Wirklichkeiten eröffnet<br />
haben, die dazu beitragen sollten und dazu beigetragen<br />
haben, daß wir in Zukunft staatliches Handeln<br />
etwas bürgernäher gestalten werden. Die erfreuliche<br />
Vielzahl der Petitionen ist ein Beleg für die Lebendigkeit<br />
dieses Verfassungsrechts.<br />
In welchem Maße die Bürger der Institution Petitionsausschuß<br />
Vertrauen schenken, wird wesentlich<br />
dadurch bestimmt, wie entschlossen wir als Petitionsausschuß<br />
bei einem erkannten Mißstand Abhilfe<br />
schaffen. Der Bericht führt aus, daß im Jahre 1990<br />
90 Petitionen zur Berücksichtigung und 85 Petitionen<br />
zur Erwägung überwiesen wurden. 33mal wurde dem<br />
Anliegen entsprochen. In 22 Fällen geschah dies<br />
nicht.<br />
Es ist aus meiner Sicht festzustellen, daß zum einen<br />
die Geschwindigkeit, mit der die Regierung unsere<br />
Voten bearbeitet, verbessert werden könnte. Hier ist<br />
verschiedentlich schon auf diesen Aspekt verwiesen<br />
worden.<br />
Zum anderen ist in einer nicht geringen Anzahl dem<br />
Votum des Ausschusses nicht gefolgt worden. Klar ist:<br />
Wir können die Bundesregierung nicht zu einer bestimmten<br />
Handlung verpflichten; aber — so führt der<br />
Bericht aus, die Verfassungsorgane sollten auf Grund<br />
des gegenseitigen Respekts dem Art. 17 eine entsprechende<br />
Wertschätzung entgegenbringen. Also sollte<br />
die Bundesregierung die Voten des Ausschusses entsprechend<br />
würdigen.<br />
Herr Kollege Weiß hat hier darauf hingewiesen, daß<br />
wir die Voten manchmal im Schnellverfahren in den<br />
Ausschüssen beraten. Herr Weiß, ich weise darauf<br />
hin, daß sich die Intensität, mit der ein Anliegen behandelt<br />
wird, nicht unbedingt in der Länge der Ausschußberatung<br />
niederschlägt; die Arbeit muß vielmehr<br />
im vorhinein gemacht worden sein. Von daher<br />
halte ich das, was die Intensität der Behandlung der<br />
Bürgeranliegen angeht, für einen schlechten Indikator.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Lassen Sie mich auf eine in diesem Be richt ausgewiesene<br />
Neuerung hinweisen. Wir haben im Berichtszeitraum<br />
erstmals mit dem Bundesrechnungshof direkt<br />
zusammengearbeitet. Von zwei Petenten wurde<br />
die nicht sachgerechte Verwendung öffentlicher Mittel<br />
beklagt. Das betroffene Ministerium hat zwar in<br />
dem einen Fall wiederholt die Zweck- und Rechtmäßigkeit<br />
der Ausgabe betont. Die Überprüfung durch<br />
den Rechnungshof hat aber in die Bemerkungen dieser<br />
Behörde Eingang gefunden.<br />
Für mich ist es höchst erfreulich, wenn Bürger —<br />
neben der Klage über eine finanzielle Benachteiligung<br />
— uns als Staat auf die Finger klopfen, gefälligst<br />
sachgerecht mit ihrem Geld umzugehen. Es ist sicherlich<br />
richtig, daß der Rechnungshof und der Petitionsausschuß<br />
unterschiedliche Aufgaben haben. Aber die<br />
Kooperation zwischen diesen beiden Institutionen<br />
sollte zukünftig sicher fortgesetzt werden. Ich empfinde<br />
es nämlich als einen interessanten Aspekt, wenn<br />
wir im Bereich der öffentlichen Verwaltung dazu beitragen<br />
könnten, das Gebot der Sparsamkeit stärker<br />
zu beachten. Die öffentliche Berichterstattung über<br />
einen solchen Vorfall hat schon viel Heilsames bewirkt.<br />
Meine Vorredner haben hier von zahlreichen Einzelpetitionen<br />
berichtet. Ich möchte daher nochmals<br />
auf den Bereich Massenpetitionen eingehen. Die Petition<br />
mit der größten Anzahl von Unterschriften beschäftigte<br />
sich mit der Situation bei den Fluorchlorkohlenwasserstoffen,<br />
einem der gefährlichsten Klimakiller<br />
mit verdeckter Langzeitwirkung. Sie wurde<br />
von knapp 320 000 Bürgern unterzeichnet und auf<br />
Initiative des Petitionsausschusses den Fraktionen zur