33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2574 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode - <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Dr. Eva Pohl<br />
zember 1990 geboren wurde, eine Mütterunterstützung.<br />
Dies war nicht immer so. Den nichterwerbstätigen<br />
Müttern wurde diese Unterstützung versagt, hatten<br />
sie doch keinen Beitrag in Form von Arbeitsleistungen<br />
zur Stärkung des sozialistischen Regimes geleistet.<br />
Wir wollen die Erziehungsleistungen auch dieser<br />
Mütter mit dem vorliegenden Gesetzentwurf — ich<br />
denke, darin kann mir jeder hier beipflichten — honorieren.<br />
(Uwe Lühr [FDP]: Sehr richtig!)<br />
Das ist auch notwendig; denn Erziehungsgeld nach<br />
dem Erziehungsgeldgesetz gibt es in den neuen Bundesländern<br />
erst für Geburten ab dem 1. Januar<br />
1991.<br />
Die von der von Ihnen vorgelegten Regelung betroffenen<br />
Mütter erhalten jetzt ab der Geburt des Kindes<br />
monatlich 250 DM bei einem Kind, 300 DM bei zwei<br />
Kindern, 350 DM bei drei oder mehr Kindern — meine<br />
Kollegin von der CDU hat darauf schon hingewiesen<br />
—, und zwar für ein Kind bis zum Ende des ersten<br />
Lebensjahres, ab dem dritten Kind bis zum Ablauf des<br />
18. Lebensmonats, bei Zwillingen bis zum Ende des<br />
zweiten sowie bei Drillingen bis zum Ende des dritten<br />
Lebensjahres.<br />
Nicht beipflichten kann ich hier hingegen der Forderung<br />
aus den Reihen der Opposition — die das<br />
Gesetzesvorhaben grundsätzlich positiv bewertet,<br />
was mich sehr erfreut —, die Leistungen des Erziehungsgeldgesetzes<br />
darüber hinaus auch jenen Familien<br />
in den neuen Bundesländern zugänglich zu machen,<br />
die bisher ausschließlich Mütterunterstützung<br />
erhalten haben. Denn damit wird doch nur bezweckt,<br />
daß keine Anrechnung auf die Sozialhilfe erfolgt, wie<br />
Sie das soeben dargestellt haben.<br />
Für ebensowenig akzeptabel halte ich persönlich in<br />
diesem Zusammenhang das Postulat, die heute zur<br />
Abstimmung gestellte Mütterunterstützung auf eben<br />
diese Sozialhilfe nicht anzurechnen. Denn, meine Damen<br />
und Herren, zum einen beschäftigen wir uns<br />
heute mit einer Übergangsregelung, die einen Zeitraum<br />
von nur drei Monaten betrifft. Zum anderen muß<br />
auch ich als Abgeordnete aus einem der neuen Bundesländer<br />
Ihnen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,<br />
in Erinnerung rufen: Der Bundeshaushalt ist kein<br />
Dukatenesel.<br />
(Uwe Lühr [FDP]: Das ist wahr!)<br />
Und: Die Sozialhilfe unterliegt dem Grundsatz der<br />
Subsidiarität.<br />
Immerhin sind die Kosten dieses Gesetzentwurfs<br />
bereits beträchtlich. Sie wurden hier schon genannt;<br />
ich darf sie in Erinnerung rufen: 15,12 Millionen DM<br />
1991, 1,73 Millionen DM 1992 und schließlich<br />
30 000 DM 1993.<br />
Vergessen wir auch nicht, daß alle Mütter aus den<br />
neuen Bundesländern, deren Kind nach dem 31. Dezember<br />
1990 geboren wurde, Erziehungsgeld nach<br />
dem Erziehungsgeldgesetz bekommen, das kumulativ,<br />
neben einer eventuellen Sozialhilfe, geleistet<br />
wird.<br />
Ich fordere Sie daher auf, dem Entwurf eines Gesetzes<br />
zur Einführung von Mütterunterstützung für<br />
Hausfrauen und Schülerinnen in den neuen Bundesländern<br />
zuzustimmen.<br />
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)<br />
Vizepräsident Dieter -Julius Cronenberg: Nun hat<br />
die Abgeordnete Frau Dr. Höll das Wort.<br />
Dr. Barbara Höll (PDS/Linke Liste): Verehrter Herr<br />
Präsident! Verehrte Abgeordnete! Schon in der ersten<br />
Lesung dieses Gesetzentwurfs haben wir, die PDS/<br />
Linke Liste, unsere Unterstützung zum Ausdruck gebracht,<br />
weil mit dieser Nachbesserung erstens eine<br />
Lücke im Einigungsvertrag geschlossen wird und<br />
zweitens der Anspruch von ca. 4 200 nichterwerbstätigen<br />
Müttern, deren Kinder in der Zeit vom 3. Oktober<br />
1990 bis zum 31. Dezember 1990 geboren wurden,<br />
auf diese Sozialleistung des Staates realisiert<br />
wird.<br />
Daß wir diese Mütterunterstützung begrüßen, heißt<br />
jedoch nicht, daß wir die Nichterwerbstätigkeit von<br />
Frauen lobpreisen wollen. Wir hoffen vielmehr, daß<br />
auch diese Frauen nach der häuslichen Betreuung<br />
ihres Kleinstkindes zwischen Familienarbeit und Berufstätigkeit<br />
frei wählen können. Berufstätigkeit setzt<br />
voraus, daß bis dann der Rechtsanspruch auf einen<br />
Betreuungsplatz vom Staat eingelöst wird.<br />
Daß es uns gelang, in der kurzen Zeit von nicht einmal<br />
zwei Monaten in diesem Parlament Entscheidungen<br />
zugunsten von Menschen, diesmal aus dem Osten<br />
Deutschlands, zu treffen, sollten wir zum Modell für<br />
weitere anstehende Probleme dieser Art machen. Ich<br />
könnte an dieser Stelle einen schier unendlichen Katalog<br />
solcher bundesweit dringlicher sozialer Probleme<br />
auflisten, von Arbeitslosigkeit über Altersarmut,<br />
deren besondere Zuspitzung in der weiblichen<br />
Dimension und Beschränkung des Menschenrechts<br />
auf eine Wohnung durch Mietwucher bis hin zu den<br />
bekannten Defiziten in der Versorgung mit Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />
Wir erwarten von dem Hohen Hause, daß an die<br />
Lösung dieser genannten Probleme mit derselben Zügigkeit<br />
und Tatkraft herangegangen wird.<br />
Ich danke Ihnen.<br />
(Beifall bei der PDS/Linke Liste)<br />
Vizepräsident Dieter -Julius Cronenberg: Nun hat<br />
die Ministerin für Familie und Senioren, Frau Hannelore<br />
Rönsch, das Wort.<br />
Hannelore Rönsch, Bundesministerin für Familie<br />
und Senioren: Herr Präsident! Meine Damen und Herren!<br />
Mit der Einführung der Mütterunterstützung für<br />
die Zeit vom 3. Oktober 1990 bis zum 31. Dezember<br />
1990 jetzt endlich auch für die nichterwerbstätigen<br />
Frauen schließen wir eine Lücke im Einigungsvertrag.<br />
Ich meine, daß ist zwingend erforderlich. Jetzt erhalten<br />
Schülerinnen und Hausfrauen in den neuen<br />
Bundesländern, die bisher von dieser Maßnahme<br />
nicht berücksichtigt worden sind, endlich auch Mütterunterstützung.