33. Sitzung - Deutscher Bundestag
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2668 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> — 12. Wahlperiode — <strong>33.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Bonn, Mittwoch, den 19. Juni 1991<br />
Parl. Staatssekretär Bernd Schmidbauer<br />
nach Ächtung der Umweltkriegführung die Runde.<br />
Dem kann man im Ergebnis nur zustimmen. Allerdings<br />
muß man wissen, daß entsprechend dem Umweltkriegsübereinkommen<br />
von 1977 und den Zusatzprotokollen<br />
zu den Genfer Konventionen Umweltkriegshandlungen,<br />
wie Saddam Hussein sie began-<br />
hat, bereits eindeutig dem Völkerrecht wider-<br />
mgen<br />
sprechen. Beide Völkerrechtsinstrumente gehen davon<br />
aus, daß Kriegshandlungen untersagt sind, welche<br />
entweder umweltverändernde Technik einsetzen<br />
oder die zu einer weiträumigen, langandauernden<br />
und schwerwiegenden Auswirkung in der Umwelt<br />
führen.<br />
Man hat uns berichtet, Herr Kollege Kübler, daß<br />
namhafte Experten, die anläßlich der öffentlichen Anhörung<br />
Ihrer Partei zu den völkerrechtlichen Fragen<br />
der Umweltkriegführung am 10. Juni angehört worden<br />
sind, die Meinung vertreten, daß die vorhandenen<br />
Völkerrechtstexte im wesentlichen ausreichend<br />
seien, aber es fehle die weltweite Geltung, die Ratifikation<br />
durch wichtige Staaten. Hier scheint mir einer<br />
der wichtigen Ansätze zu sein.<br />
Es besteht, glaube ich, über alle Parteigrenzen in<br />
diesem Hause hinweg Einvernehmen darüber, daß<br />
dem Grundgedanken zur Vermeidung der Umweltkriegführung<br />
weltweite Geltung zu verschaffen ist.<br />
Die Bundesregierung wird die anstehende Umweltkonferenz<br />
1992 in Brasilien zum Anlaß nehmen — der<br />
Umweltminister hat ja, wenn ich mich recht erinnere,<br />
auch im Ausschuß darauf hingewiesen —, daß wir mit<br />
dieser Zielrichtung andere Staaten auffordern, die genannten<br />
Völkerrechtsverträge zu ratifizieren. In einem<br />
weiteren Schritt muß geprüft werden, ob und wie<br />
die Rolle der Vereinten Nationen mit dieser Zielrichtung<br />
verstärkt werden kann. Dies scheint mir wichtig<br />
zu sein. Dies muß eine der wichtigen Konsequenzen<br />
aus dieser Situation, aus dieser Umweltzerstörung<br />
sein. Sie kennen auch unser Bemühen, in diesem Zusammenhang<br />
auf der Ebene der Vereinten Nationen<br />
ein Stück weit voranzukommen.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Herr Staatssekretär,<br />
lassen Sie eine Zwischenfrage des Kollegen Kübler<br />
zu?<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Selbstverständlich, Herr Präsident.<br />
Vizepräsident Helmuth Becker: Bitte, Herr Kollege<br />
Kübler.<br />
Dr. Klaus Kübler (SPD): Ich bin für diese Äußerung<br />
sehr dankbar, und ich darf Sie deshalb fragen, - ob ein<br />
Unterschied zwischen Ihrer Auffassung und der Auffassung<br />
der Kollegin Homburger von der FDP dahin<br />
gehend besteht, ob es nicht angezeigt ist, den Bundesaußenminister<br />
nicht doch weiterhin zu bitten, nachdrücklich<br />
darauf hinzuwirken — das ist ja nicht nur<br />
ein Vorwurf in bezug auf die Vergangenheit, sondern<br />
das ist ja auch ein Zukunftsaspekt — , daß diese Verträge<br />
nun wirklich ratifiziert werden?<br />
Bernd Schmidbauer, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:<br />
Es besteht zwischen mir und der Frau Kollegin<br />
Homburger hier überhaupt kein Dissens. Ich gehe<br />
wie sie davon aus, daß unser Außenminister dies<br />
ebenfalls zum Anlaß nimmt, entsprechend tätig zu<br />
werden. Äußerungen von ihm in den letzten Wochen<br />
belegen dies eindeutig. Ich glaube nicht, daß er hier<br />
Nachhilfe braucht oder daß er hier von uns noch besonders<br />
darauf hingewiesen werden muß. Frau Ho<br />
burger sagte dies ja auch. Ich glaube auch, daß es<br />
Ihrem Anliegen entspricht, wenn so verfahren wird,<br />
wie ich es soeben zitiert habe. Wir brauchen dabei<br />
Unterstützung auf einer breiten Ebene, und zwar<br />
nicht nur im nationalen, sondern auch im europäischen<br />
Rahmen und auch im internationalen Bereich.<br />
Ich denke, daß wir in den Zielen, die wir hier verfolgen<br />
müssen, weitgehend übereinstimmen. Ich habe es soeben<br />
zum Ausdruck gebracht.<br />
(Dr. Klaus Kübler [SPD]: Frau Homburger hat<br />
es gehört! — Birgit Homburger [FDP]: Ich<br />
habe es gehört!)<br />
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen<br />
und Kollegen! Zum Antrag der Gruppe Bündnis 90/<br />
GRÜNE will ich nur sagen, Herr Kollege Feige,<br />
daß der Antrag aus unserer Sicht natürlich teilweise<br />
verfehlt ist, teilweise auch überholt ist und in dem<br />
Zusammenhang teilweise natürlich auch sehr wichtige<br />
Probleme aufwirft, die wir allgemein diskutieren<br />
müssen. Das will ich hier klar und deutlich sagen.<br />
Wenn Ihr Antrag aber das Ziel verfolgt, „jetzt den<br />
Ausstieg aus der Abhängigkeit unserer Wirtschaft<br />
vom Erdöl einzuleiten" , dann sage ich Ihnen: Wer<br />
diese Folgerungen aus dem schrecklichen Mißbrauch<br />
des Öls als Waffe durch Saddam Hussein zieht, verkennt<br />
die eigentliche umweltpolitische Problemlage<br />
des Kuwait-Krieges. Er verkennt auch die für wesentliche<br />
Wirtschaftszweige auf längere Sicht absolute<br />
Unentbehrlichkeit des Erdöls. Wir verkennen aber<br />
nicht, daß wir eine bestimmte Unabhängigkeit erreichen<br />
und daß wir diesen Weg weite rverfolgen müssen.<br />
Aber dem Ausstieg, so wie er hier gefordert wird,<br />
kann ich nicht folgen. Wer heute den Menschen einredet,<br />
wir könnten uns bereits jetzt mit dem Ausstieg<br />
aus der Abhängigkeit unserer Wirtschaft vom Erdöl<br />
befassen, der verharmlost das Problem, teilweie auch<br />
sehr irreführend.<br />
Die Bundesregierung — das ist von ihr wiederholt<br />
betont worden — verurteilt den Umweltkrieg Saddam<br />
Husseins. Der völkerrechtswidrige, vorher für undenkbar<br />
gehaltene umweltverachtende Einsatz des<br />
Erdöls als Waffe wurde von der Bundesregierung von<br />
Anfang an schärfstens verurteilt.<br />
(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])<br />
Wer allerdings der Öffentlichkeit glauben machen<br />
will, wir hätten dies von vornherein verhindern können,<br />
oder gar, daß wir das in Zukunft tun könnten,<br />
verbreitet Legenden. Das war wohl auch nicht Ihre<br />
Absicht. Ich unterstelle Ihnen das gar nicht. Da jedenfalls<br />
geht dieser Antrag an der Wirklichkeit vorbei.<br />
Wir verwahren uns ausdrücklich gegen jeden Versuch,<br />
der Bundesregierung eine Art tatsächlicher oder<br />
moralischer Mitverantwortung an den Umweltauswirkungen<br />
des Golfkriegs zu unterschieben.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)